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Theater im Keller überzeugt mit Fred vom Jupiter

Am 5. April erfolgte im Grazer TiK der mit Spannung erwartete Startschuss zu einer mehrteiligen Sitcom-Reihe. Wankos „Fred vom Jupiter“ katapultiert das Publikum durch ein Wurmloch in die Grazer Vergangenheit.

Text: Lydia Bißmann

Nach der sechsteiligen Grazer Sitcom Familie Penner versuchte sich der österreichische Schriftseller und Dramatiker Martin G. Wanko für das Theater im Keller mit Samys Welt an der ersten Folge einer neuen Graz-Com – und das mit großem Erfolg. In diesem trashigen Zeitreisestück bleibt nichts, wo es einmal war. Komplett desorientiert findet sich der im heutigen Graz lebende 30-jährige Samy nach einem Streit mit seiner Freundin Nasti im Jahre 1981 wieder. In seiner „neuen alten“ Wohnung geht das Schleudertrauma erst recht los, wenn die drei jungen Studenten Joe, Rebecca und Sandra ihre – oder doch besser gesagt Samys zukünftige – Wohnung betreten. Fassungslos schwört sich Samy selbst, nie wieder halluzinogene Drogen anzurühren, und versucht, sich in seiner Naivität wieder zurück in die Zukunft zu meditieren, leider erfolglos. Glücklicherweise ist Rebecca Physikstudentin und meint, des Rätsels Lösung zu kennen: „Man braucht nur die konstante Lichtgeschwindigkeit überwinden“, Falcos Platte abspielen und schon könne sich der junge Grazer wieder auf dieselbe Weise „zurückwutzeln“, wie er in die Vergangenheit eingebrochen ist. Nur leider funktioniert das nicht. Samy muss bleiben.

Eine Single für einen Single

Gestrandet im Jahr 1981, muss sich der Neuankömmling nun vor seinen – im wahrsten Sinne des Wortes – Vormietern rechtfertigen und landet auf dem heißen Stuhl. Während Joe skeptisch ist und den Eindringling schnellstmöglich wieder loshaben möchte, sind die WG-Mädels Rebecca und Sandra vom jungen Mann zunehmend angetan, der sich in seiner Verlegenheit als „Fred vom Jupiter“ vorstellt. Für Joe ist die Sache klar: „Du bist so ein moderner Jesus, gell?“ Samy alias Fred muss nun das Beste aus der Situation holen und macht sich sein Zukunftswissen nicht nur zunutze, um seinen neuen Kollegen mit einer Fußballwette Geld zu verschaffen, er macht sich regelrecht selbst zum Star der 80er-Jahre, indem er den einzigartigen Schmäh Falcos stiehlt, bevor dieser selbst zur Ikone werden kann. „De gustibus est disputandum“ – über Geschmack lässt sich für gewöhnlich streiten; während die Ladys neugierig Samys Falco-Darbietung lauschen, bleibt Joe seiner Skeptikerrolle treu und hält vorerst nicht viel von diesem „Stottergesang für entzugsleidende Legastheniker“. Erst als damit das große Geld winkt und Sigi, ein zukünftiger Bürgermeister, als Bassist mit ins Boot geholt wird, ändert das männliche WG-Oberhaupt seine Meinung und sieht sich schlussendlich als Samys Manager: „Magst vielleicht net aus Wien kommen? Macht sich besser!“ Dass sich dadurch allerhand andere als bloß zeitliche Verwirbelungen in Samys Welt ergeben, darf niemanden überraschen, „denn das Herz geht so lang zum Messer, bis es sticht!“

Retrospektive in die Zukunft

Durch den folgenreichen Zeitwirbel ergibt sich für Samy und somit auch für den Autor die Möglichkeit, die aktuelle Gegenwart aus der Sicht der Vergangenheit neu zu sehen. Die Schallplatte als Bindeglied vernetzt die beiden Welten. Während die 70er-Jahre noch von der Hoffnung auf eine gerechte Zukunft geprägt waren, deckt Wanko Risse dieser Vision in der hedonistischen Ego-Epoche der 80er auf und parodiert gekonnt die gegenwärtigen Entwicklungen und Strömungen. Fred vom Jupiter überrascht sein Publikum mit einem Stück Geschichtsunterricht der ganz besonderen Art!

 

Termine: Mi, 10.4., Do, 11.4., Fr, 12.4., Sa, 13.4., Mi, 24.4., Do, 25.4., Fr, 26.4., Sa, 27.4., Do, 2.5., Fr, 3.5., Di, 7.5., Mi, 8.5. und Fr, 10.5.2019, jeweils um 20 Uhr

Mit: Susanne Arlt, Tamara Belic, Tobias Kerschbaumer, Christian Krall, Alexander Kropsch; Regie: Alfred Haidacher; Kostüme: Eva Weutz

Tickets unter: 0664 97 33 184 oder auf www.tik-graz.at