Das kunsthaus muerz rückt mit zwei Ausstellungen die Landschaft als Erlebnis und Darstellung in der zeitgenössischen Kunst in den Fokus.
Text: Bettina Landl
Eskapismus und Konfrontation
Seit dem frühen 16. Jahrhundert spielen Landschaften in der abendländischen Kunst eine bedeutsame Rolle. Auch die zeitgenössische Kunst verhandelt Orte der Erhabenheit und Schönheit, der Stille und Beschaulichkeit, die es vor Industrialisierung und Massentourismus zu schützen gilt, und zeigt damit auch ganz einfach Gegend. „Für das Programm der bildenden Kunst am kunsthaus muerz ist es wichtig, dass wir eine Mischung aus international tätigen Künstlern und den besten Künstlern aus der Region zeigen“, erklärt Geschäftsführerin Ursula Horvath. „Dies ist bei beiden Ausstellungen der Fall: Alois Tösch stammt aus Ratten, Leo Hainzl aus Krieglach. Wir versuchen, bei all unseren Ausstellungsthemen einen Bezug zu unserer Region herzustellen. Uns interessieren die verschiedenen Zugangsweisen der unterschiedlichen Künstler zu diesem Thema. Von einer Flucht aufs Land wie zum Beispiel in die Obersteiermark – den Semmering, der als erster wichtiger Ort der Sommerfrische gilt, bis hin zur Landflucht – den Sog der Städte. Alle diese Themen haben unsere Region geprägt und prägen sie noch.“
Innehalten und Bewegung
Der Titel der Ausstellung Land(e)scapes verweist auf die Vielschichtigkeit des Gegenstands: die Landschaft als realer und imaginärer Zufluchtsort. Kunst kann dabei helfen, sich für einen Augenblick aus dem „Hier und Jetzt“ zu stehlen, sich dem Genuss und der Entrückung hinzugeben. Sie dienen der Erbauung in gleichem Maße, wie sie Erinnerungen wecken oder zur Kontemplation anregen. Die Gruppenschau versammelt ein breites stilistisches Spektrum österreichischer Gegenwartskunst. Von Elisabeth von Samsonow über Erwin Bohatsch bis hin zu Elke Krystufek und Hans Schabus. Interdisziplinär wie auch multimedial versammelt Land(e)scapes Beiträge von elaborierten wie auch von noch zu entdeckenden Künstlern. In dieser überwiegend gegenständlichen Bildwelt finden sich vereinzelt abstrakte Positionen, die es dem Rezipienten nahelegen, von sich aus Assoziationen zur „realistischen“ Umwelt zuzulassen und damit neue Facetten eines vielleicht bislang unbekannten Terrains zu entdecken.
Licht und Atmosphäre
Die Ausstellung unter Bäumen ist dem Maler Alois Tösch (geb. 1963 in Ratten/Steiermark) gewidmet. Als Autodidakt bevorzugt er Landschaftsmotive und setzt Watzmann, Ötschermassiv oder Schlern (Südtirol) immer wieder dramatisch in Szene. Neben den Gebirgsporträts, die sich atmosphärisch im Wandel von Jahres- bzw. Tageszeiten zeigen, sind es ornamental/perspektivische Rahmensysteme, die den Blick fesseln und in ihrer formalen Verschränkung mit der eigentlichen Bilderzählung eine Konstruktion des Künstlers darstellen. Auch dem Wald in seinen unterschiedlichsten Erscheinungsformen kommt in Töschs Œuvre eine zentrale Rolle zu. Von naiv bis surrealistisch vermischt und überlagert er Bildfragmente und Assoziationen. Ähnlich einem Kaleidoskop treffen Referenzen und Visionen in immer wieder neuen Konstellationen aufeinander.
LAND(E)SCAPES – Landschaftsdarstellungen in der zeitgenössischen Kunst
Eröffnung: Fr, 17.5.2019, 19.30 Uhr, Dauer der Ausstellung: bis So, 1.9.2019, Do–Sa, 10–18 Uhr, So, 10–16 Uhr
ALOIS TÖSCH – „unter Bäumen“
Eröffnung: Fr, 17.5.2019, 19 Uhr, galerie kunsthaus muerz
Dauer der Ausstellung: bis So, 23.6.2019, Do–Sa, 10–18 Uhr, So, 10–16 Uhr
kunsthaus muerz, Tel. 03852 562 00, kunst@kunsthausmuerz.at