Start Reise & Genuss Marrakesch: Die magische Anziehungskraft der Medina

Marrakesch: Die magische Anziehungskraft der Medina

Zu Gast beim König: Das mächtige Entree des Royal Mansour Hotel. Foto: Guillaume de Laubier

Sie ist und bleibt ein Sehnsuchtsort: die „Perle des Südens“, wie Marrakesch auch genannt wird und wo man sich im Müßiggang in den Souks der Altstadt verliert.

Text: Wolfgang Pauker

Über 1.000 Jahre ist sie alt, die „rote Stadt“ im Königreich Marokko, und versprüht mit ihren geschäftigen Basaren, prächtigen Gärten und der Lebensfreude ihrer Bewohner dennoch jugendliche Leichtigkeit. Moscheen, Minarette und Paläste, so weit das Auge reicht, dazwischen Palmen, die in den Himmel ragen und am Horizont liegen stumm die schneebedeckten Gipfel des Atlas-Gebirges. Ganz im Unterschied zum lauten Treiben in der Medina, der historischen Altstadt, die von einer mächtigen Stadtmauer umrahmt ist. 16 Tore dienen als Eingang für Busse, Autos, Eselkarren und unzählige Mopeds, die allesamt hupend, wild gestikulierend und vor allem ohne jede Regel durch die Straßen gejagt werden. Letztere sogar bis tief in die engen und verwinkelten Gassen der Souks, wo ein Meer an fremden Gerüchen und Impressionen unweigerlich erstaunen lässt.

In den kleinen Geschäften werden lautstark Gewürze, Lederwaren, Schmuck und Kleidung feilgeboten, wobei die Wahrheit des Preises ein weites Feld ist, denn Handeln ist hier oberstes Gebot. Zentraler Ausgangspunkt in die diversen Basare ist der markanteste Marktplatz der Stadt: der Djemaa el Fna. Der „Platz der Geköpften“ ist das touristische Herzstück Marrakeschs, tagsüber verdingen sich hier Schlangenbeschwörer, Wahrsager, Affendompteure und Gnawa-Musiker. Bei Einbruch der Dunkelheit verwandelt sich der Platz in eine Garküche überdimensionalen Ausmaßes, wo an Essensständen landestypische Speisen angeboten werden. Nur einen Steinwurf entfernt steht das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt, das Minarett der 1158 errichteten Koutoubia-Moschee. Sie zu betreten ist nur gläubigen Muslimen gestattet.

Die Ruhe vor dem Sturm: der Djemaa el Fna am frühen Morgen.

Ein Ort der Inspiration

Neben Touristen zieht Marrakesch, insbesondere seit Mitte des vorigen Jahrhunderts, auch den internationalen Jetset sowie Künstler und Intellektuelle an, die sich von Licht, Farben und Formen der ­Oasenstadt inspirieren lassen. Wie Yves Saint Laurent, der im Jardin Majorelle Muße für seine Kreationen fand, wilde Feste feierte und dessen Asche nach seinem Tod 2008 hier verstreut wurde. Der imposante Garten, 1923 vom französischen Maler Jacques Majorelle angelegt und 1980 vom Modeschöpfer gekauft, beherbergt heute Pflanzen aller fünf Kontinente und das Berber-Museum mit einer Sammlung nordafrikanischer Textilien, Keramiken und Schmuck.

Yves Saint Laurent vor der Koutoubia-Moschee am Djemaa el Fna.
Foto: Reginald Gray

Direkt angrenzend wurde 2017 das neue „Musée Yves Saint Laurent“ in einem 15-Millionen-Euro-Bau eröffnet. Das Gebäude mit seiner augenfälligen Terrakottafassade schimmert je nach Lichteinfall rosa, so wie die Granitberge des Ourika-Tals, die rund eine Stunde entfernt liegen, und präsentiert Kleider und Haute-Couture-Accessoires sowie Zeichnungen und Fotos des Meisters der Mode sowie wechselnde Ausstellungen, wie aktuell Femmes 1962-1968 des Verhüllungskünstlers Christo.

Foto: Nicolas Mathéus

Einziger Nachteil: Museum und Garten zählen jährlich 650.000 Besucher. Ein Ort der Ruhe sieht anders aus. Nämlich so wie der etwa 30 Kilometer südlich am Fuß des Hohen Atlas gelegene ANIMA Garden von André Heller. Inmitten von Blüten in starken Farben, durchzogen von Gehwegen und gespickt mit Werken internationaler Künstler wie Keith Haring, Pablo Picasso oder Auguste Rodin ist der Zaubergarten eine opulente, botanische Inszenierung der Sinnlichkeit, der Kontemplation und der Inspiration.

Andre Hellers Zaubergarten Anima.
Foto: Albina Bauer

Wohnen wie Königskinder

Wer nächtigen möchte wie in 1.001 Nacht, dem bietet sich mit dem Royal Mansour ein Hotel der absoluten Superlative. Niemand Geringerer als König Mohammed VI. gab den Palast in der Altstadt in Auftrag, dessen Bau dem Vernehmen nach an keinerlei Budgetlimits geknüpft war. Die atemberaubende Anlage erstreckt sich über 3,5 Hektar, ist der historischen Bauweise der Medina nachempfunden und zu einem großen Teil in die alte Stadtmauer integriert.

Royal Mansour Marrakech: Ein Hotel wie aus dem Märchen
A Member of The Leading Hotels of the World
www.LHW.com/royalmansour

Auch handelt es sich nicht um ein klassisches Hotel, sondern vielmehr um eine Oase aus eleganten, traditionellen Riads, die vor marokkanischer Handwerkskunst nur so strotzen. 53 sind es an der Zahl, und jede dieser Villen ist dreistöckig, mit privatem Innenhof, eigenem beheizten Pool am Dach, hochwertiger Einrichtung und offener Feuerstelle. Das Service ist erstklassig, diskret und funktioniert über ein System unterirdischer Tunnel. Last but not least müssen die Gäste des Königs – jeder der zahlenden Hotelgäste darf sich natürlich auch so fühlen – außergewöhnlich gut essen: Dafür wurde der französische Drei-Sterne-Koch Yannick Alléno engagiert, der die drei Restaurants mit wahlweise französischer Haute Cuisine, traditioneller marokkanischer oder internationaler Küche leitet. Nicht zu vergessen: der marokkanische Spa auf 2.500 Quadratmetern.

Ein Traum von einem Spa im Royal Mansour.

 

Märchenhaft dinieren

 

Bô & Zin – der Hotspot der A-List

Route de l‘ Ourika km 3
www.bo-zin.com
Foto: Pascal Montary

Vor den Toren Marrakeschs trifft sich im von Bambusbäumen gesäumten Garten die internationale und marokkanische Hautevolée zur gediegenen Dinnerparty bei Lounge- und House-Musik der Resident-DJs. In der ehemaligen Privatvilla wird internationale Küche mit französischen, marokkanischen und vor allem asiatischen Einflüssen serviert. Bei Cocktails entspannt wird auf riesigen Sofas im Garten – mit brennenden Fackeln und privaten Zelten das Highlight der Location. Zu späterer Stunde verwandelt sich das Restaurant in einen Club und es wird ausgiebig gefeiert.

Foto: Pascal Montary

 

La Sultana – Sesam, öffne dich

Rue de La Kasbah 403
www.lasultanahotels.com

Direkt neben der Kasbah-Moschee gelegen, betritt man durch ein bezauberndes Entrée das La Sultana, um ein kulinarisches Erlebnis mit wahlweise international interpretierten oder klassisch marokkanischen Spezialitäten in zwei ausgefeilten Menüs zu genießen. Im Winter wird das Abendessen in außergewöhnlicher Atmosphäre am Pool des Innenhofes gereicht, während man im Sommer auf der Dachterrasse Platz nimmt und auf die pulsierende Stadt und das schneebedeckte Atlasgebirge blickt. Wahrlich herausragende Geschmäcker in einem traumhaft maurischen Ambiente.

 

Le Jardin – eintauchen in Allénos Welt

Rue Abou Abbas El Sebti
www.royalmansour.com

Royal Mansours renommierter Küchenchef Yannick Alléno überrascht im Le Jardin und greift, fasziniert von alten und neuen Kochtechniken, das traditionelle Zusammenspiel von Rohem und Gekochtem auf. Im Herzen der weitläufigen Gartenanlage bereitet er auf geniale Weise Fleisch und Meeresfrüchte zu, gart Gemüse langsam, kreiert Sushi, Sashimi und Ceviche und paart süße mit herzhaften Aromen. So serviert er beispielsweise Langusten-Tartar mit in Soja eingelegten Salatherzen oder mit einer Zuckerkruste überzogene Aprikosen auf Kräuter- und Orangen-Tabouleh.

 

Le Foundouk – Tajine inmitten der Medina

Rue Souk Hal Fassi 55 – Kaat Bennahid
www.foundouk.com

Das in einer ehemaligen Herberge der Karawanenstraße untergebrachte Restaurant ist schwer zu finden, doch Pförtner mit Laternen am unscheinbaren Eingang sowie an der nahegelegenen Zufahrtsstraße weisen den Weg. Auf drei Etagen serviert man unter einem mächtigen Kandelaber traditionelle Gerichte aus der Tajine, einem aus Lehm gebrannten Schmorgefäß (das Lamm probieren!), sowie internationale Gerichte, die mit den Feinheiten der marokkanischen Küche kombiniert werden. Die Dachterrasse mit Blick über den Souk gilt als eine der schönsten der Altstadt.