Mit Oliver Kröpfl und Walburga Seidl wurden zwei neue Vorstandmitglieder in das Führungsteam der Steiermärkischen Sparkasse bestellt. Im Gespräch mit „Achtzig“ geben sie Einblicke in neue Vorhaben und Zielsetzungen.
Text: Stefan Zavernik
Die Steiermärkische hat sich als Kunst- und Kultursponsor schon seit vielen Jahren einen Namen gemacht. Wird es in diesem Bereich durch das neue Vorstandsteam neue Strategien geben?
Oliver Kröpfl: Ich denke, es ist wichtig, eine gute Balance zu finden. Wir haben bei den Kunst- und Kulturprojekten bis jetzt einen starken Graz-Schwerpunkt gesetzt. Das war und bleibt auch weiterhin wertvoll. Mir persönlich wäre es allerdings wichtig, neben unseren Partnerschaften in der Landeshauptstadt auch in den Regionen unser Projektportfolio auszubauen und Bestehendes weiterhin zu unterstützen. Kultur in den Regionen hat in meinen Augen einen enorm hohen Stellenwert. Jene Bevölkerung in der Steiermark, die das vielfältige Kulturangebot in Graz nicht vor der Haustüre hat, erfährt durch regionale Kulturangebote in unmittelbarer Nähe einen großen Mehrwert. Das wollen wir in Zukunft gezielt unterstützen.
Walburga Seidl: Der Kunst- und Kulturschwerpunkt bleibt neben den anderen Säulen, wie der des Sozialbereichs, der Wissenschaft und der Jugend mit Sicherheit ein wesentlicher. Wir bleiben offen und begrüßen es, wenn interessante Projekte an uns herangetragen werden.
Mit neuen Vorstandsmitgliedern halten neue Ideen und Sichtweisen Einzug in den Vorstand. Welche großen Projektideen werden die Bank in den nächsten Monaten und Jahren beschäftigen?
Walburga Seidl: Aus meiner Sicht gibt es hier zwei Schwerpunkte: Auf der einen Seite gilt es, ein gesundes Wachstum zu unterstützen, das heißt, unsere starke Marktposition in der Steiermark wie auch in Südost-Europa auszubauen und weiter zu stärken. Auf der anderen Seite möchten wir Wege finden, die Effizienz im gesamten Back-Office-Bereich zu steigern. Wir sind, was die Digitalisierung betrifft, etwa mit unserer Online-Plattform „George“ an der Oberfläche zum Kunden hin sehr modern. Dieser Modernität und Innovationsfähigkeit sollten wir aus Kosteneffizienzgründen auch im Back-Office-Bereich gerecht werden.
Oliver Kröpfl: Als weitere Zielsetzung wäre zu nennen, dass wir die Spürbarkeit der Marke „Steiermärkische Sparkasse“ möglichst ausbauen wollen. Unsere Marke steht einerseits für Tradition, Vertrauen und Verlässlichkeit, auf der anderen Seite versuchen wir aber auch innovative Elemente zum Merkmal zu machen. Diese Balance zwischen Tradition, Verlässlichkeit und Zukunftsorientierung ist ein schmaler Grat und diese Symbiose müssen wir auch in unserer Werbung und in unseren Aktivitäten noch konsistenter umsetzen.
Herr Kröpfl, Sie übernehmen die Agenden von Franz Kerber und sind demnach zuständig für das Immobilien- und Gebäudemanagement. Immobilien als Anlageform zählen zu den sichersten Anlagemöglichkeiten für Privatpersonen. Seit Jahren allerdings steigen die Quadratmeterpreise in Graz. Ein schlechter Zeitpunkt, um in den Immobilienmarkt einzusteigen?
Oliver Kröpfl: Mit Sicherheit werden Investitionen in Immobilien auch in näherer Zukunft eine große Rolle spielen. Der Vorteil besteht darin, dass Immobilien auch in Niedrigzinsphasen akzeptable Renditen möglich machen. Da es sich bei Immobilienfonds um langfristige Projekte handelt, die gesamt betrachtet erst nach einer gewissen Zeitspanne Gewinn abwerfen, ist es ratsam, zudem in alternative Sparveranlagungsformen zu investieren, die bereits nach kurzer Zeit gewinnbringend sein können. Empfehlenswert ist demnach eine Mischung aus klassischen Sparformen, Aktienanleihen und -veranlagung kombiniert mit Immobilien. Für uns bedeutet das, ein adäquates Beratungsservice anzubieten und den Kunden dabei zu unterstützen, die für ihn individuell bestmögliche Absicherung zu finden.
Auch das Kommerzgeschäft liegt nun in Ihrer Verantwortung. Neben dem Großkundengeschäft geht es hier vor allem um Klein- und Mittelbetriebe. Welche Strategie verfolgt die Steiermärkische, um hier als Partner die nötige Unterstützung liefern zu können? Was brauchen heute Klein- und Mittelbetriebe?
Oliver Kröpfl: Ich sehe hier zwei wesentliche Elemente: Zum einen finanziert sich die mittelständische Wirtschaft, die wachsen will und in Innovation investieren muss, primär über Banken und nicht über alternative Investments. So ist es diesbezüglich unsere Kernaufgabe, zu eruieren, wie wir diese Basisfinanzierung organisieren können. Zum anderen werden wir immer mehr unterschiedliche – vorwiegend digitale – Servicedienstleistungen anbieten, mithilfe derer die Kunden über entsprechende Portale nicht nur die klassischen Serviceleistungen in Anspruch nehmen, sondern sich beispielsweise auch Dienstleistungen von Bank-Partnern dazukaufen können, was die Effizienz und den Horizont der Firma in verschiedenen Bereichen erhöhen kann. Eine Win-win-Situation sozusagen.
Wir leben in der Zeit der Start-ups und der ambitionierten Unternehmensgründungen. Welche konkreten Vorteile bietet die Steiermärkische den Startern?
Oliver Kröpfl: Neben den klassischen Kreditfinanzierungen bieten wir in unserem Gründercenter durch unser breit aufgestelltes Expertenteam zahlreiche Zusatzdienstleistungen auf verschiedenen Ebenen an. Dies gewährleistet den Kunden eine kostenlose und vor allem individuelle Unterstützung auf dem gesamten Karriereweg: von der Entwicklung einer konkreten Idee bis hin zu einem fertigen Businessplan; auch – oder gerade – in Fällen, in denen das finanzielle Risiko zu groß war und ein Kredit nicht gewährt wurde. Dies ist mit Sicherheit auch ein Grund, warum die Sparkasse nach 200 Jahren noch Bestand hat und stark ist.
Frau Seidl, Ihnen unterliegt als Vorstandsmitglied der Risiko-Bereich der Bank. Mit welchen Risiken sieht sich Ihre Bank konfrontiert?
Walburga Seidl: Die wesentlichsten Risiken liegen in der Kreditgewährung. Aufgrund der gegenwärtigen Niedrigzinsphase ist die Risikobereitschaft bei den Kunden wesentlich höher als noch vor einigen Jahren. Aus diesem Grund erhalten wir bedeutend mehr Kreditanfragen, die wir sorgfältig prüfen müssen, um auch das Risiko für die Bank möglichst gering zu halten. Denn mit jedem gewährten Kredit geht ein gewisses Risiko einher. Einen zweiten Bereich stellt die Beteiligung der Sparkasse am südosteuropäischen Investitionssektor dar. Da dieser Prozess maßgeblich von politischen Entwicklungen beeinflusst wird, ist es wichtig, das wirtschaftliche und internationale Geschehen über Jahre genau zu beobachten, um gegebenenfalls schnellstmöglich reagieren zu können.
Der Steiermärkischen ist seit jeher das Thema Finanzbildung gerade bei der jungen Bevölkerung ein großes Anliegen. Welche Initiativen ergreift die Sparkasse aktuell, um die Finanzbildung in der jungen Bevölkerung zu platzieren?
Walburga Seidl: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass eine rechtzeitige Sensibilisierung der Jugendlichen im Bereich der Finanzbildung die Basis für ein erfolgreiches Wirtschaften im Erwachsenenalter darstellt. Um dies zu fördern, haben wir anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Steiermärkischen Sparkasse den „FLIP2GO-Bus“ eingerichtet. In diesem umgebauten Doppeldeckerbus erhalten die Jüngsten in insgesamt sieben Stationen alle wichtigen Informationen zum Thema „Geld“. Es werden unterschiedliche finanzielle Situationen für Kinder altersgerecht simuliert, wobei immer auch die jeweiligen Auswirkungen auf das reale Leben aufgezeigt werden. So lernen die jungen Menschen sehr früh, ein Gespür für das Geld zu entwickeln. Des Weiteren unterstützen und fördern wir gemeinsam mit der Schuldnerberatung an den Schulen die finanzielle Bildung, sodass Kinder und Jugendliche in frühem Alter mit Situationen aus dem Geldleben auf sehr unterhaltsame Weise konfrontiert werden. Gemeint ist mitunter der Zusammenhang von Geld verdienen, Geld haben und Geld ausgeben. Wir haben außerdem noch ein gemeinsames Projekt mit dem Kindermuseum FRida & FreD in Graz, bei dem Kinder und Eltern schätzen sollen, was unterschiedliche Produkte kosten. Man sollte früh genug anfangen, den Kindern eine vernünftige Grundeinstellung zum Geld zu vermitteln, was auch damit beginnt, ihnen das möglichst vorbildlich und transparent vorzuleben.