International und facettenreich präsentiert sich die diesjährige Sommerausstellung der Hofgalerie im Kulturzentrum Steiermarkhof, die ganz im Zeichen der Textilkunst steht. Japan trifft dort auf Norwegen, Jung auf Alt, Seide auf Metall.
Text: Lydia Bißmann
Der Steiermarkhof zeigt seit 35 Jahren auf über 500 Quadratmetern in der zugehörigen Hofgalerie zeitgenössische Kunst. Schwerpunkte sind dabei die Arbeiten regionaler Künstler, vor allem Vertreter der „steirischen Moderne”. Internationales gibt es aber dieses Jahr bei der Sommerausstellung art diversity zu sehen. Insgesamt 14 Künstler aus zehn verschiedenen Nationen werden ihre Werke der Textilkunst, einem weiteren Schwerpunkt der Galerie der Bildungs- und Kultureinrichtung Steiermarkhof, präsentieren. Neben Installationen und Textilmalereien werden auch stoffliche Skulpturen wie die Seidenobjekte des japanischen Künstlers Akihiko Izukura zu sehen sein. Die italienische Textilkünstlerin Maria Lai, die auch eine Schau auf der Biennale Venedig gestaltet hat, ist ebenfalls mit einem ihrer Werke vertreten. Zusätzlich zu den internationalen Größen der Textilkunst wird es aber auch viele sehr junge, vielversprechende Nachwuchstalente bei art diversity zu entdecken geben.
Die Hofgalerie als Wegbereiterin einer Kunstsparte
Textilkunst gilt inzwischen als Alleinstellungsmerkmal für den Steiermarkhof in der steirischen Kulturlandschaft. Als einziges Haus in Graz zeigt er hier regelmäßig Ausstellungen zu diesem Genre. Die Liebe zu dieser Kunstsparte, die ihre Werke besonders sinnlich erfahrbar macht und bei der Anfassen nicht verboten, sondern erwünscht ist, wuchs bei Johann Baumgartner, Bildungs- und Kulturreferent des Steiermarkhofs im Zuge seiner Arbeit mit. „In Österreich ist Textilkunst recht selten zu finden. In Asien, den nordischen Ländern und generell im östlichen Raum ist Textilkunst sehr präsent und aktuell. Das sieht man auch an der Biennale in Venedig oder an der documenta in Kassel, wo sie nicht eigens definiert, sondern als zeitgenössische Kunst gezeigt wird.” Nach der jahrzehntelangen Auseinandersetzung mit Textilkunst ist die Hofgalerie schon lange international gut vernetzt und betreibt regen Austausch mit Kunstschaffenden aus über 300 Ländern. Ein Highlight der vergangenen Jahre war beispielsweise die Jubiläumsausstellung Perspektiven, bei der 2010 insgesamt 125 nationale und internationale Künstler teilnahmen. Wesentlich beteiligt an dieser Arbeit waren Renate Maak, die als Pionierin der Textilkunst in Österreich gilt, und Ingeborg Pock, welche die Textilabteilung an der Ortweinschule leitet. Beide waren neben Johann Baumgartner auch Teil der dreiköpfigen Jury, die die Exponate für art diversity ausgewählt haben. Vielfalt als Thema geht auch über die Interpretationen der Künstler hinaus: Es spiegelt sich genauso in den verwendeten Materialien, in den unterschiedlichen Lebensaltern der Künstler und in ihrer Herkunft. Kunst steht nicht nur für sich, sie ist immer auch in Bezug auf etwas zu betrachten, über alle Grenzen, Klassen und auch Dimensionen hinweg.
Vergänglichkeit als Attribut
Wie jede Kunstart hat auch die Textilkunst ihre Überschneidungen mit dem Kunsthandwerk, unterscheidet sich aber durch Intention, Einsatz und Ausführung davon. Hier werden feine Fäden genauso eingesetzt wie dicke Drähte, Leder oder Pferdehaar. Textilkunst zeichnet sich durch ihre Haptik, die Auswahl der Materialien und ihren Gang in die dritte und die vierte Dimension. Auch die Zeit spielt eine große Rolle. Textile Kunst altert sichtbarer und schneller als Öl, Marmor oder Acryl. Gewebtes, Gesponnenes oder Geknüpftes verändert sich im Laufe der Jahre und ist obendrein noch ständig durch die Zerstörung von Motten bedroht. Aber genau diese verletzliche und vergängliche Aura machen Ausstellungen wie art diversity so einzigartig und faszinierend.
„art diversity”
Internationale Textilkunst 2019 von 4.7.–25.7.2019 im Steiermarkhof, Hofgalerie, Ekkehard-Hauer-Straße 33, 8052 Graz