Drei etwa zwei Meter große, von Bäumen hängende, weiße Watte-Zapfenformen – das ist „Apparat für Park“, der Neuzugang im Österreichischen Skulpturenpark.
Mit der Schenkung Apparat für Park des 1957 in Innsbruck geborenen Künstlers Martin Gostner erhält der Österreichische Skulpturenpark im Süden von Graz spektakuläre Neuzugänge. In den Jahren 1991/92 erschaffen, wurden die Skulpturen 2019 für den Außenbereich des Parks in Premstätten bei Graz neu aufbereitet – am 8. September werden sie im Zuge des Spätsommerfestes in Anwesenheit des Künstlers nun erstmals präsentiert. In ihrer Weichheit und Überdimensionalität dekonstruieren sie nicht nur unsere Vorstellung von Zapfen, sie untersuchen als im Außenraum platzierte Arbeiten auch skulpturale Formgebung, Materialität, Fragilität und Präsenz sowie Dauer und Vergänglichkeit.
Watte als Apparat
Bereits zu Beginn der neunziger Jahre beschäftigt sich der Künstler Martin Gostner mit dem Werkstoff Watte und es entstehen die ersten Arbeiten mit diesem Material. Einem Material, das „grundsätzlich ein loses Gefüge von Fasern oder Fäden ist, die nur aufgrund der Haftung untereinander ein Volumengefüge ergeben. Die visuell besondere Wirkung von Watte, neben den kulturellen Assoziationen wie Weichheit und Dämmung, Wärmen und Heilen, Reinheit und Stille, besteht in ihrer Erzeugung des Eindrucks von Unschärfe, Flüchtigkeit und Unfasslichkeit“, so Gostner über den Stoff, der fortan die Sammlung des Österreichischen Skulpturenparks in Form seiner Skulptur bereichern wird. Er versieht seine Arbeit, die in erster Linie eine visuelle Wirkung besitzt, mit dem technischen Begriff Apparat, also einem Vorrat an Werkzeugen. „Wenn man davon ausgeht, dass der optimale visuelle Apparat der mit dem größtmöglichen Vorrat an visuellen Werkzeugen ist, so besitzt eine Plastik aus Watte, die dem Schweifen des Auges in ihrer Gestaltlosigkeit die weitgehendsten Möglichkeiten lässt, den größten Vorrat“, so der Künstler. Dem Werkstoff kann zwar eine bestimmte Form verliehen werden, doch eine genaue Definition oder Begrenzung bleibt unmöglich. Er wirkt gestaltlos innerhalb seiner Gestalt. Und doch schafft es Gostner, in der Plastik Geschichte und Kunst miteinander zu verbinden und weit über das Illustrative hinauszugehen.
Ein Thema des Erinnerns
Das Interesse für Historie zieht sich wie ein roter Faden durch seine Arbeiten und ließ ihn seit seinem Geschichtestudium nicht mehr los, das er noch vor seinem Wechsel an die Akademie der bildenden Künste in Wien begann, wo er bei Arnulf Rainer und Max Weiler studierte. „Es geht um die Rekapitulation der Vergangenheit, um nicht vor der Gegenwart kapitulieren zu müssen“, erzählt Gostner, den immer wieder historische Ereignisse – wie zum Beispiel die Ermordung John F. Kennedys oder der erste Tod, mit dem er als Kind konfrontiert wurde – veranlassten, sich mit dem „Genius Loci“, dem Geist eines Ortes, auseinanderzusetzen. Er erschuf eine neue Kultur, die „Erkerkultur“, indem er anonyme und überraschende Objekte an für ihn wichtigen Orten hinterlässt. Damit behandelt er das Thema des Erinnerns, wobei sich das „Weiche“ seiner Watte-Arbeiten für ihn auf das Formbare, historisch Unpräzise der offiziellen Geschichtsschreibung wie auch der persönlichen Erinnerung bezieht. Martin Gostner lebt und arbeitet in Innsbruck und Düsseldorf. Seit 2004 hat er eine Professur für Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf inne.
Österreichischer Skulpturenpark, Thalerhofstraße 85, 8141 Premstätten