Klassische Musik mit Weltformat, gesellschaftliche Höhepunkte, zeitgenössische Kunst oder wissenschaftliche Tagungen. Mit dem Congress Graz betreibt die MCG nicht nur eine der legendärsten Veranstaltungslocations Österreichs, sondern auch eine der wandelbarsten.
Text: Bettina Leitner
Seit seiner Eröffnung anno 1885 steht der Congress Graz für höchstkarätige Konzerte in festlich-elegantem Rahmen. Die bauliche Voraussetzung dafür war der Stefaniensaal. Benannt nach Prinzessin Stephanie von Belgien, der Gemahlin des österreichisch-ungarischen Kronprinzen Rudolf. Dass das hohe Paar am 4. November 1885 gemeinsam zum Festkonzert anlässlich der Eröffnung kam, wird vielleicht auch dem glasklaren Sopran von Hofopernsängerin Marie Wilt geschuldet sein. Immerhin gab Wilt ihr Debut an der Grazer Oper 1865 als Donna Anna und wurde von hier direkt an die Covent Garden Opera wegengagiert. Architektonisch verwirklicht wurde der Stefaniensaal nach den Plänen von Mathias Seidl, der diesen einzigartigen Saal in das zwischen 1883 und 1885 errichtete Sparkassengebäude integrierte. Leopold Theyer vergrößerte den Saal zwischen 1905 und 1908 und schuf auch die repräsentative Feststiege in den ersten Stock. Die 14 Komponisten-Porträts an den Wänden des Balkons stammen vom Historienmaler Julius Schmid, dem auch das Deckenbild des Festsaals im Haus der Wiener Kaufmannschaft zu verdanken ist. Im Ensemble ergibt sich damit ein bis heute ganz besonders charmantes Ambiente, das Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt verzaubert.
Die große Stärke des Stefaniensaals
Die große Stärke des Saals liegt schlussendlich aber in seiner phänomenalen Akustik. Denn dort kommt der präzise Bach-Anschlag von Pierre-Laurent Aimard ebenso gut zur Geltung wie die leidenschaftlich-intellektuellen Läufe des Lokalmatadors am Flügel, Markus Schirmer. Die herausragende Akustik bewährt sich bei großen Symphonieorchestern ebenso wie in kleineren kammermusikalischen Settings. Kein Wunder, dass die weltberühmte Dirigenten-Legende Nikolaus Harnoncourt diese Eigenschaft aufs äußerste schätzte. Bei seinem letzten Auftritt im Stefaniensaal 2014 verzauberten er und sein concentus musicus das sachkundige styriarte-Publikum mit den drei letzten Mozart-Symphonien und einer gänzlich neuen Interpretation – zum Abschied von seiner styriarte wurde so ein unvergesslicher Abend beschert. Dass solche Sternstunden der Musik weiterhin möglich bleiben, ist auch dem Grazer Musikverein zu verdanken, der als einer der langjährigsten Veranstalter eng mit der Geschichte dieses Prunkraumes verbunden ist und seinen Sitz im Hause hat: Regelmäßig gastieren musikalische Größen wie Anna Netrebko, Zubin Mehta und Ramón Vargas, aber auch Spitzen-Orchester wie die Wiener Philharmoniker oder das Royal Philharmonic Orchestra sind oft im Stefaniensaal zu Gast.
Konzerte, Bälle und Veranstaltungen
Heute ist der Congress aber noch um einiges mehr als eine Hochburg der Klassik. Speziell ab dem Jahr 2007 wurde das historische Palais in seiner Funktion sukzessive weiterentwickelt, der Stefaniensaal bewusst für neue Musikrichtungen geöffnet und es entstand ein modernes Veranstaltungszentrum, das weiterhin Geschichte schreibt. Hinter diesen erfolgreichen Bemühungen steht die Messe Congress Graz Betriebsgesellschaft – kurz MCG. „Das Congresszentrum bietet nicht nur ein unverwechselbares und in Österreich einmaliges Ambiente, sondern auch beste technische Voraussetzungen für alle Arten von Veranstaltungen“, so Christof Strimitzer, Kommunikationschef der MCG. „Im Jahr 2018 konnten wir insgesamt 132.449 Besucher bei 151 Veranstaltungen an 183 Veranstaltungstagen begrüßen.“ Während einst die prunkvollen Räumlichkeiten fast ausschließlich mit klassischen Konzerten bespielt wurden, reicht mittlerweile die Palette an Aufführungen bis zu Popkonzerten mit absoluten Weltstars. Erst im August dieses Jahres überzeugte die gefeierte US-amerikanische Solokünstlerin Amanda Palmer mit ihrem extravaganten Konzert die Besucherinnen und Besucher und vor zwei Jahren sprang der Funk(e) des britischen Artrock-Sängers Bryan Ferry im Congress ganz direkt aufs begeisterte Publikum über. Dass bei einem Fassungsvermögen von 1.100 Personen dennoch eine intime Nähe zwischen Künstler und Publikum besteht, ist eine weitere Besonderheit dieser Location. Aber auch die anderen Säle des Gebäudekomplexes Grazer Congress spielen regelmäßig alle Stücke für die verschiedensten Veranstalter des Grazer Kulturlebens: Die Kunstuniversität Graz, das musikprotokoll oder auch der steirische herbst, der seinen Saisonauftakt mit der Eröffnungs-Extravaganza bestritt, nutzen diese Räumlichkeiten gerne. Bei Letzterer verwandelte sich der gesamte Congress in eine Kunstlandschaft: Performances, Installationen und Überraschungsauftritte von Cibelle Cavalli Bastos, Alexander Brener und Barbara Schurz, „Das Planetenparty Prinzip“ und auch Elmgreen & Dragset waren in den Sälen und Gängen zu erleben und zu genießen. Der Congress ist zudem auch ein beliebter Veranstaltungsort für viele Highlights der Grazer Ballsaison. Neben erfolgreichen Maturabällen sind es einige der absoluten Glanzlichter der steirischen Ballsaison, die in ihm über die Bühne gehen. Etwa der Genussball, der „Il Ballo di Casanova“ oder der bereits legendäre Tuntenball.