Start Kunst & Kultur 26. Deutschlandsberger Klavierfrühling: Eine Klangreise durch die Zeit

26. Deutschlandsberger Klavierfrühling: Eine Klangreise durch die Zeit

Die intime Atmosphäre macht für viele Besucher des Besondere am Klavierfrühling aus. Foto: FotoFilmFanta

Vom 1. März bis zum 1. Juni wird in Deutschlandsberg der 26. Klavierfrühling zu erleben sein. „Achtzig“ sprach mit der Leiterin des Kulturkreises Barbara Faulend-Klauser über das Faszinosum Klavier.

Text: Bettina Leitner / Stefan Zavernik

Sie verschreiben sich mit dem Deutschlandsberger Klavierfrühling schon seit 26 Jahren dem Klavier. Was steckt hinter dieser Leidenschaft?

Ich habe Klavier studiert, bin Pianistin und habe mein ganzes privates und berufliches Leben mit dem Klavier verbracht. Ich liebe dieses Instrument. Die Musikgeschichte ist voll von großen Werken berühmter Komponisten und auch heute noch kommen immer weitere großartige Stücke hinzu. Das Repertoire an dieser Literatur ist demnach unerschöpflich. Mich faszinieren daran vor allem die vielen unterschiedlichen Interpretationen, die jedes Mal eine neue Gefühls- und Gedankenwelt eröffnen, die individuelle künstlerische Handschriften zeigen, obwohl die zugrundeliegende Literatur immer dieselbe ist.

Deutschlandsberg gilt seit langer Zeit als Klavierhauptstadt. Wie oder wodurch wurde der Grundstein für diese erfolgreiche Entwicklung gelegt?

Die Ausgangsbasis ist mit Sicherheit, dass ich selbst Pianistin war und dadurch ein großes Herz für das Klavier und die Künstler habe. Durch mein sehr frühes Engagement habe ich zahlreiche Künstlerinnen und Künstler kennengelernt. Zusätzlich hatte ich das Glück, im Jahr 1983 Swjatoslaw Richter – das ist sozusagen der Herrgott unter den Pianisten – für einen Klavierabend bei uns zu gewinnen. Ihm schien dieses persönliche Ambiente so sehr gefallen zu haben, dass er sieben Mal zu uns gekommen ist. Auf einem derartig prominenten Fundament ließ sich leicht aufbauen – von einzelnen Konzerten bis hin zum Klavierfrühling.

Barbara Faulend-Klauser

Als Marke der Klavierhauptstadt konnte sich in den letzten Jahren der „Deutschlandsberger Klavierfrühling“ etablieren, der heuer zum 26. Mal in Folge zu hören sein wird. Was war die ausschlaggebende Inspiration für diese Konzertreihe?

Nachdem wir uns durch die Auftritte von Swjatoslaw Richter schon einen Namen gemacht hatten – ich war Direktorin der Musikschule Deutschlandsberg –, wurden wir eingeladen, im Rahmen des steirischen herbstes mit einem eigenen Festival teilzunehmen. Wir würden hierfür Unterstützung von Bund, Land und der Stadtgemeinde Deutschlandsberg bekommen. Daraufhin hat Hans-Werner Henze, für mich der berühmteste deutsche Opernkomponist des 20. Jahrhunderts, der auch ein leidenschaftlicher Pädagoge war, seine Idee für ein Jugendmusikfest vorgestellt: ein Festival von der Jugend für die Jugend. Anfangs war ich skeptisch, ob diese großen Pläne umsetzbar sein würden, aber es gelang uns. Es wurde ein vielschichtiges Programm, angefangen von Opern, Konzerten, Kammermusik bis hin zum Schauspiel und zu Komponistenwerkstätten mit Schülern. Unter den ersten Schülerinnen, die zu Henze gekommen sind, war etwa Olga Neuwirth im Alter von 11 Jahren. Das Jugendmusikfest hat 20 Jahre lang erfolgreich funktioniert. Als wir das Festival in dieser Größe nicht mehr weiterführen konnten, war uns klar, dass wir fortan nicht alle Sparten weiter vertreten können, und so haben wir damals beschlossen, den Schwerpunkt auf das Klavier zu legen. Wie es das Schicksal so wollte, war ich bald darauf zu Gast in München und habe dort den „Münchner Klavierfrühling“ erlebt. Dieser Titel hat mich dermaßen inspiriert, dass ich – aufbauend auf unseren anderen Konzerten – einen Klavierfrühling nach Deutschlandsberg holen wollte.

Was ist die Besonderheit, durch die sich der Klavierfrühling von anderen Konzertanbietern abhebt?

Der große Erfolg hat mit Sicherheit auch mit der einzigartigen Nähe zum Musiker zu tun, die bei uns geboten wird und die das Publikum sucht. Durch die architektonischen Besonderheiten des Konzertsaals entsteht eine intime Atmosphäre, wie man sie sonst bei keinen anderen Konzerten finden kann; in der Mitte des Saales befindet sich die Bühne, die auf allen vier Seiten von einer vierstufigen Sitztribüne umgeben ist. Doch gerade diese Unmittelbarkeit gewährleistet ein besonderes Musikerlebnis, bei dem das Publikum die Musik ohne Distanz – quasi hautnah – erlebt und zum konzentrierten Zuhören förmlich gezwungen wird. Alle Künstler sind angetan von unserem Publikum.

Barbara Faulend-Klauser (li.) und Elisabeth Leonskaja.
Foto: Elke Kleindienst

Die Auftritte der weltweit angesehenen Pianistin Elisabeth Leonskaja stellen mittlerweile einen jährlichen Fixpunkt im Programm des Klavierfrühlings dar. Wie gelingt es, einen solchen Star jedes Jahr erneut fürs Festival zu gewinnen?

Die Zusammenarbeit mit Elisabeth Leonskaja reicht schon Jahrzehnte zurück und gründet auf einer sehr erfreulichen und schicksalhaften Begegnung: Als wir damals für die Musikschule genug Geld gespart hatten, konnten wir einen Bösendorfer Konzertflügel erstehen – das war noch Jahre vor unserer Festivalzeit. Da der Klavierkauf unser Budget beinahe erschöpft hatte, blieb kaum mehr genug übrig, um einen guten Pianisten einzuladen. So habe ich bei der Firma Bösendorfer gefragt, ob man uns einen guten Pianisten nennen könne, der für uns auch leistbar sei. Daraufhin nannte man mir den Namen einer jungen Künstlerin, die gerade aus Russland nach Österreich gekommen war. Das war Elisabeth Leonskaja. Aus dieser Begegnung wurde eine Freundschaft. Ihre Verbundenheit führt sie nicht nur jedes Jahr zu uns, sondern reicht so weit, dass sie eine großzügige Förderin des Kulturkreises Deutschlandsberg wurde. Elisabeth Leonskaja ist auch Ehrenbürgerin der Stadt Deutschlandsberg.

Wie haben Sie das Programm des Klavierfrühlings 2020 gestaltet? Welche großen Highlights wird es im Frühling neben Elisabeth Leonskaja noch zu hören geben?

Auch heuer wird die Programmzusammensetzung wieder auf unseren drei traditionellen Säulen fußen: Es wird außergewöhnliche Pianisten, gute heimische Solisten und international aufstrebende Künstler zu hören geben. Markus Schirmer, den ich sehr bewundere, wird die Konzertreihe eröffnen als Förderer junger Künstler, mit denen er häufig konzertiert. Neu bei uns ist heuer Christian Zacharias. Er ist ein deutsch-französischer Pianist, der zur Spitzenelite gehört und durch seine Vielseitigkeit in Fachkreisen hoch angesehen ist. Ebenso zum ersten Mal in Deutschlandsberg zu Gast sein werden Shunta Morimoto und Emanuil Ivanov, die mir beide ans Herz gelegt wurden und einen exquisiten Abend versprechen. Den krönenden Abschluss macht auch heuer wieder Elisabeth Leonskaja.

Gibt es nach den 26 Jahren Klavierfrühling noch Visionen für die Zukunft?

Meine Vision wäre, dass mehr junge Menschen in die Konzertsäle kommen. Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass, wenn sie einmal bei einem Konzert waren, die Faszination auch bei jungen Menschen so stark ist, dass sie gefesselt sind. Man muss die Jugend nur einmal dazu bewegen. Wir möchten daher ganz gezielt die jungen Menschen ansprechen und animieren und sie bei freiem Eintritt in unsere Konzerte einladen.

Elisabeth Leonskaja

Wie lange möchten Sie den Klavierfrühling noch aktiv organisieren?

Wir sind hier ein kleines, aber perfekt funktionierendes Team mit großer Leidenschaft für die Musik. Mit mir oder ohne mich, so soll es auch bleiben.     

Die Termine im Überblick

Sonntag, 1. März 2020, 18 Uhr

Markus Schirmer – Klavier und Freunde
Yevgeny Chepovetsky – Violine
Veronika Brecelj – Violine
Serhii Zhuravlov – Viola
Dorottya Standi – Violoncello

Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate für Klavier zu vier Händen D-Dur KV 381 // Ludwig van Beethoven: Klavierquartett op. 16 // Robert Schumann: Klavierquintett op. 44

Markus Schirmer

Sonntag, 8. März 2020, 18 Uhr

Altenberg Trio Wien
Eszter Haffner – Viola: „Leipzig“

Ludwig van Beethoven: Allegretto B-Dur WoO 39 // Clara Schumann: Trio g-Moll op. 17 //Robert Schumann: Klavierquartett Es-Dur
op. 47

Altenberg Trio
Foto: Nancy Horowitz

Sonntag, 15. März 2020, 18 Uhr

Alexei Lubimov – Klavier

Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate a-Moll KV 310 // Franz Schubert: Vier Impromptus op. 90 // Igor Strawinsky: Sonate 1924 // Walentyn Silvestrov: Zwei Dialoge mit Schubert und Wagner // Pavel Karmanov: Schumanniana

Sonntag, 29. März 2020, 18 Uhr

Alexei Lubimov

Emanuel Ivanov – Klavier

Ludwig van Beethoven: Sechs Variationen F-Dur op. 34; Klaviersonate Nr. 23 f-Moll op. 57 „Appassionata“ // Maurice Ravel: ­
Miroirs // Modest Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung

Freitag, 3. April 2020, 19.30 Uhr

Emanuel Ivanov
Foto: Luca Guadagnini

Mark Padmore – Tenor
Till Fellner – Klavier

Franz Schubert: 12 Lieder // Robert Schumann: Kerner Lieder op. 35

Montag, 13. April 2020, 18 Uhr

Till Fellner

Christian Zacharias – Klavier

Johann Sebastian Bach: Partita Nr. 3 a-Moll BWV 827 // Ludwig van Beethoven: Variationen über das „Waldmädchen“ WoO 71; Sonate f-Moll op. 2/1 // Franz Schubert: Sonate a-Moll op. 42 (D 845)

Sonntag, 26. April 2020, 18 Uhr

Altenberg Trio Wien „WIEN“

Ludwig van Beethoven: Tripelkonzert C-Dur op. 56 // Kurt Schwertsik: Neues Werk // ­Johann Brahms: Trio c-Moll op. 101

Sonntag, 3. Mai 2020, 18 Uhr

Shunta Morimoto – Klavier

Franz Schubert // Franz Liszt: Der Erlkönig op. 1 (D 328) // Joseph Haydn: Sonate Nr. 39 D-Dur Hob: XVI:24 // Frédéric Chopin: Scherzo Nr. 4 E-Dur op. 54 // Sergei S. Prokofiev: Sonate Nr. 7 B-Dur op. 83 // Alexander Skrjabin: Fantaisie h-Moll op. 28 // Frédéric Chopin: Grande valse brillante Es-Dur op. 18; Nocturne B-Dur op. 9/3 // Franz Liszt: Etude d´exécution transcendate Nr. 10 f-Moll; Après une Lecture de Dante: Fantasia quasi Sonata

Sonntag, 10. Mai 2020, 18 Uhr

Morimoto Shunta

Rafael Fingerlos – Bariton & Sascha El Mouissi – Klavier

Franz Schubert: Die schöne Müllerin op. 25 (D 795)

Samstag, 16. Mai 2020, 18 Uhr

Gundula Leitner – Violoncello & Gülru Ensari – Klavier

Claude Debussy: Sonate für Violoncello und Klavier d-Moll // Fazil Say: Sonate für Violoncello und Klavier „dört sehir“ // Ludwig van Beethoven: Sonate C-Dur op. 102/1 // Dmitri D. Schostakowitsch: Sonate d-Moll op. 40

Sonntag, 17. Mai 2020, 18 Uhr

Herbert Schuch – Klavier

Franz Schubert: 6 Moments musicaux op. 94 (D 780); Vier Impromptus op. 90 (D 899); Leoš Janácˇek; Auf verwachsenen Pfaden (Auswahl)

Montag, 1. Juni 2020, 18 Uhr, Laßnitzhaus

Herbert Schuch

Elisabeth Leonskaja – Klavier

Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate Nr. 18 D-Dur KV 576 // Arnold Schönberg: Sechs kleine Klavierstücke op. 19 // Wolfgang Amadeus Mozart: Fantasie c-Moll KV 475; Sonate c-Moll KV 457

Veranstaltungsort: Musikschule Gleisdorf

Tickets: Buchhandlung Morawa, 8530, Hauptplatz 6, Tel. 03462 30978 oder im Zentralkartenbüro Graz, Herrengasse 7, Tel. 0316 830255

Preise: Vorverkauf 27 €, Abendkasse 32 €, Jugend bis 18 Jahre frei

Abo: 5 Konzerte nach Wahl 105 €

Shuttlebus: Graz – Deutschlandsberg – Graz (Anmeldung 0664 415 46 52)

www.kulturkreis.at