Start Kunst & Kultur „Kämpfen für ein kulturelles Lebenszeichen“

„Kämpfen für ein kulturelles Lebenszeichen“

Heinz Weyringer Foto: Susanne Hassler

Der RING AWARD 2020 steht vor seinem Finale. Ob er in gewohnter Weise ausgetragen werden kann, ist auf Grunde der Corona-Krise allerdings ungewiss. Ende Juni sollten drei Finale-Teams ihre Inszenierungskonzepte für Teile des Schlussaktes der Oper Don Giovanni auf der Bühne des Schauspielhaus Graz präsentieren. „Achtzig“ sprach mit Intendant Heinz Weyringer über aktuelle Umsetzungspläne trotz Corona, erfrischend neue Zugänge zu alten Klassikern und seine jahrzehntelange Begeisterung für junge Talente. 

Text: Stefan Zavernik

Zur Zeit können keine kulturellen Veranstaltungen stattfinden. Was bedeutet die Corona-Krise für das RING AWARD-Finale Ende Juni?

 Wir arbeiten mit Hochdruck an der Umsetzung des RING AWARD Finales und hoffen derzeit noch, dass es wie geplant am 27. & 28 Juni 2020 – wenn auch in stark eingeschränkter Form – möglich sein wird. Natürlich müssen wir die Entwicklung der Krise und die diesbezüglichen Entscheidungen der Politik abwarten, aber natürlich wäre es auch schön, noch vor der Sommerpause ein kulturelles Lebenszeichen in Graz geben zu können, indem wir das Finale – auf das Wesentliche reduziert – durchführen. Allerdings geht die Gesundheit eindeutig vor – das steht außer Frage! Wir arbeiten daher mit unseren Kooperationspartnern auch an möglichen Alternativen und hoffen bis Ende April eine definitive Lösung gefunden zu haben.

Heinz Weyringer und die Juryvorsitzenden Iris Laufenberg (links) und Nora Schmid (rechts)
Foto: Susanne Hassler

In wenigen Monaten geht hoffentlich das Finale des 9. RING AWARD über die Bühne. Das Publikum ist bereits gespannt: Wie nahe bleiben die jungen Regisseure und Bühnengestalter mit ihren Ideen am Original?

Es ist wie immer spannend und beeindruckend, wie vielfältig die „RING AWARD“-Wettbewerbsoper von den jungen Teams interpretiert wird! Diesmal geht es ja um die Oper aller Opern, um Don Giovanni, und unsere drei Finale-Teams werden drei völlig unterschiedliche Zugänge im Schauspielhaus präsentieren. Im Zentrum steht natürlich nach wie vor Mozarts Meisterwerk, aber bei der Ausführung werden wir uns zum Beispiel einmal in einer Zeitschleife wiederfinden oder wir lernen das „Don-Giovanni-Syndrom“ kennen und einmal wird mit Don Giovanni – im wahrsten Sinne des Wortes – hart ins Gericht gegangen. Wie weit die Inszenierungen dann tatsächlich vom Original abweichen, davon darf sich das Publikum gerne selbst überzeugen.

Sie begleiten den Wettbewerb als Intendant mittlerweile seit 25 Jahren. Was hat Sie mehr als zwei Jahrzehnte angetrieben, einen Regie- und Bühnenbildwettbewerb für junge Nachwuchskünstler am Laufen zu halten?

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Opernwelt auf jeden Fall verändert, ist offener geworden für neue kreative Ansätze und ungewöhnliche Interpretationen. Mit dem RING AWARD wollten und wollen wir jungen Talenten eine Plattform geben, um ihre Ideen und Visionen von zeitgemäßem Musiktheater zu präsentieren und auch zu realisieren. Unsere Gewinner haben mit ihren Inszenierungen oft den Status quo in Frage gestellt und damit auch Trends gesetzt. Beim Wettbewerb selbst finde ich die Atmosphäre immer unglaublich schön, die kreative Energie der Teams, die Aufregung und Anspannung vor den Präsentationen, die Neugier des Publikums und der Jury und schließlich die Freude der Nachwuchstalente bei einem positiven Ergebnis. Ich lebe hier immer vollen Herzens mit.

Foto: Susanne Hassler

Den Erfolg des Wettbewerbs bringen zu einem guten Teil auch die darauffolgenden Karrieren seiner Gewinner zum Ausdruck. Bereits zwei von ihnen wurden von den Beyreuther Festspielen eingeladen. Kann man mit Talentförderung eigentlich noch mehr erreichen als solche Erfolgsgeschichten?

Wir sind sehr stolz auf unsere Finalisten und Gewinner, aber auch auf alle Teilnehmenden des RING AWARD, denn die ständig steigenden Teilnehmerzahlen zeigen, dass das Interesse an der Kunstform Oper nach wie vor groß ist. Mit unserer Talenteschmiede leisten wir unseren Beitrag für das Musiktheater von heute und morgen. Regisseure und Bühnengestalter, die aus dem RING AWARD hervorgegangen sind, konnten bereits wichtige Impulse setzen. Ich bin gespannt und neugierig auf das, was noch kommt!

Ihr Wettbewerb ist mittlerweile international beachtet und in seiner Ausführung einzigartig geblieben. Ist seine Organisation heute ein Selbstläufer? Und welche Kriterien entscheiden darüber, ob eine Einreichung zugelassen wird?

Die bisherigen neun Ausgaben des RING AWARD wurden im Wesentlichen durch die Kulturförderungen des Landes Steiermark und der Stadt Graz sowie durch die Kooperationen mit Oper, Schauspielhaus, Next Liberty und KUG ermöglicht. In diesen für Kunst und Kultur nicht einfachen Zeiten mussten auch wir zuletzt mit schmerzhaften Budgetkürzungen kämpfen. Es war und ist für uns nie selbstverständlich, das erforderliche Budget für drei Jahre zu erhalten, daher kann man leider keinesfalls von einem Selbstläufer sprechen. Das internationale Renommée mit steigenden Einreichungszahlen aus allen fünf Kontinenten spricht andererseits auch für sich. Für den RING AWARD 20 haben um 40 % mehr Teams und um 60 % mehr Teilnehmende eingereicht als noch in der Ausgabe davor. Insgesamt haben über 1.560 junge Künstler aus 53 Nationen beim RING AWARD teilgenommen. Von 66 Teilnehmenden aus 11 Nationen in der ersten Ausgabe bis zu 326 Teilnehmenden aus 32 Nationen für den RING AWARD 20.

Foto: Susanne Hassler

Unsere Kriterien sind klar und einfach: Wir sind ein Wettbewerb zur Nachwuchsförderung, daher dürfen die Einreichenden das Alter von 35 Jahren nicht überschritten haben und noch nicht etabliert in ihrem jeweiligen Feld arbeiten. Weitere Einschränkungen gibt es nicht.

Welche Preise winken beim RING AWARD 20?

Das Gewinnerteam des RING AWARD kann sich über ein Angebot der Oper Graz für eine Inszenierung einschließlich Bühnengestaltung auf einer ihrer Spielstätten freuen. Außerdem werden der Preis des Landes Steiermark und der Preis der Stadt Graz vergeben. Zusätzlich gibt es die Sonderpreise der Intendantinnen und Intendanten aus der Jury in Form von weiteren Angeboten für Produktionen.

Nach 25 Jahren haben Sie viele junge Menschen hinter und auf der Bühne gesehen. Können Sie heute mit Gewissheit sagen, was einen talentierten Regisseur oder Bühnenbildner ausmacht?

Gewissheit kann man in diesem Bereich nie haben, das würde wohl auch schnell langweilig werden. Wichtig ist, dass man den Mut hat, neue Wege zu beschreiten und der eigenen Kreativität den nötigen Platz zu geben – das betrifft die jungen Regisseure und Bühnengestalter gleichermaßen. Auch den Opernbesuchern und Kritikern wünsche ich Offenheit für neue Visionen und Zugänge, damit das Musiktheater zeitgemäß und lebendig bleiben kann. „Kinder, schafft Neues!“ (Richard Wagner, 1852).      

Heinz Weyringer und die Finalisten

www.ringaward.com