Der legendäre Kabarettist und Filmemacher Josef Hader begegnet der Coronakrise mit Humor, über einen von ihm eigens eingerichteten Streamingkanal im Internet zeigt er seine Programme und Filme kostenlos. Mit kurzen Selfie-Videos nimmt er Stellung zu aktuellen Entwicklungen. Wir sprachen mit ihm über das Virus, Humor als Heilmittel und seine neuen Projekte.
Text: Stefan Zavernik
Was hat Sie dazu gebracht, Ihre Programme und Filme kostenlos zu Verfügung zu stellen?
Das ist nicht sehr viel, das ist halt ein kleiner Beitrag, den ich in meiner Situation leisten kann.
Menschen, die mit ihren Topfpflanzen Gassi gehen oder für eine Reserve-Glühbirne drei Stunden auf den Einlass in den Baumarkt warten. In Ihren aktuellen Selfie-Videos präsentiert sich der Kabarettist Josef Hader in Glanzform. Wie inspirierend ist diese Coronakrise für Sie als Künstler?
Am Anfang habe ich mir gedacht, es ist für die Kreativität sogar ein Vorteil. Aber je länger es dauert, desto langsamer werde ich beim Schreiben. Da merkt man erst, wie viel Energie man dadurch bekommt, dass man auch einmal hinausgeht und Leute trifft.
Und als Privatperson: Waren die Wochen der Ausgangsbeschränkungen für Sie eine große Herausforderung?
Nein, mir macht es nichts aus, eine Zeit lang ein wenig zurückgezogener zu leben. Und ich muss ja oft zu Hause arbeiten, das bin ich gewohnt. Aber wie gesagt, jetzt dauert‘s mir schon zu lang.
Wie lange hat es bei Ihnen gebraucht, bis Ihnen bewusst wurde, dass das Virus nun für unabsehbare Zeit unser Leben komplett umstellen wird?
Das war bei mir so wie bei den meisten ein Prozess, wo man am Anfang das Ganze nicht so ernst genommen hat. Man hat sich so schwer vorstellen können, dass zu uns nach Europa so etwas kommt. Man war gewohnt, dass so etwas in anderen Weltteilen passiert und uns nicht erreicht.
War für Sie die Panik in der Bevölkerung zu Beginn des Lockdowns verständlich? Haben Sie sich auch um Vorräte bemüht?
Ich habe meistens genug Vorräte, weil mein Bruder Bauer ist und mir immer viel mitgibt, wenn ich ihn besuche. Das Hamstern war mir schon verständlich, gescheiter wird es dadurch aber auch nicht.
Bis zur Impfung werden viele Verhaltensregelungen aufrecht bleiben, wie es scheint. Etwa das alles prägende „Social Distancing“. Haben Sie sich bereits daran gewöhnt?
Ich glaube, jetzt, wo wir alle einander wieder ein wenig treffen dürfen, wird das viel schwieriger als bisher, da vergisst man wieder leichter drauf.
Immer wieder liest man über die positiven „Nebenwirkungen“ der Coronakrise. Entschleunigung, Achtsamkeit, positive Auswirkungen auf die Umwelt. Können Sie dem Virus Positives abgewinnen?
Man muss sich irgendetwas Positives herausziehen. Bei mir ist es das, dass ich eben eine lange Schreibzeit mache, wo ich ein neues Programm und ein Drehbuch schreibe. Aber ob das Ganze für die Gesellschaft positive Auswirkungen haben wird, da bin ich skeptisch.
Denken Sie, dass das Virus Ihr Leben tiefgreifend verändern wird?
Das weiß ich noch nicht. Wir Live-Künstler können das derzeit noch am wenigsten abschätzen, wie wir in Zukunft arbeiten werden. Privat bin ich kein großer Gesellschaftsmensch, der von einer Party zur anderen zieht, da wird sich nicht viel ändern.
Welche Exit-Strategie aus der Krise würden Sie sich wünschen?
Die richtige. Ob wir die haben, wissen wir aber erst in einem Jahr.
Wann starten Sie wieder mit Ihren Auftritten für Ihr aktuelles Programm „Hader spielt Hader“?
Wenn ich das wüsste! Hoffentlich irgendwann im Herbst.
Österreich wird gerne als Kulturnation bezeichnet. Im Krisenmanagement der Bundesregierung war der Kunst- und Kulturbetrieb für die Bundesregierung jedoch kein großes Thema. Auch für Sie eine Enttäuschung?
Ja. Da geht‘s gar nicht um die Bedeutung von Kunst und Kultur, da geht‘s vor allem einmal um die vielen Existenzen, die da dranhängen. Und auch wenn klar ist, dass in unserem Bereich viele Leute auf engem Raum zusammenkommen und wir daher die Letzten sind, die drankommen – umso dringender wäre es notwendig gewesen, einen klaren Plan zu präsentieren und nicht ohne Plan bei Pressekonferenzen herumzuschwafeln, so wie das geschehen ist.
„Hader spielt Hader“ wirkt, als würde es sich aus sich selbst heraus weiterentwickeln. Den Titel der Show gibt es schon seit Jahren, deren Inhalt verändert sich ständig. Wie viel Corona wird in den nächsten Auftritten stecken?
Ich schreibe ja derzeit ein neues Programm, da kann man im Herbst in Hader spielt Hader schon ein paar neue Sachen ausprobieren.
Welche Projekte stehen demnächst an? Gibt es Ideen für neue Filme?
Ich bin einmal froh, wenn ich ein neues Programm habe und es auch spielen kann. Ein Drehbuch habe ich auch in Arbeit, aber das ist noch zu viel Zukunftsmusik. Da muss man erst einmal das Geld zusammenbekommen, und Geld wird jetzt überall knapp werden, so weit wage ich in die Zukunft zu schauen.