Die Steirische Kulturinitiative nimmt ihre geografische Zuständigkeit ernst. Mit der Ausstellung von Holzskulpturen und Spiegelfeder-Assemblagen zeigt Mizzi Pur, dass auch im größten österreichischen Bezirk, in Liezen, junge Kunst vertreten ist.
Text: Wolfgang Pauker
Holzbildhauerei, so könnte man meinen, ist Männersache. Doch die Zahl der Frauen, die sich in diesem Medium versuchen, steigt stetig – wie Mizzi Pur eindrucksvoll beweist. 1987 als Maria Deisl in Rottenmann geboren, wuchs sie in der waldreichen Obersteiermark gemeinsam mit ihrem späteren Werkstoff auf. Denn das Material, zu dem sie sich von Anfang an hingezogen fühlte, war immer das heimische Holz. Ausgebildet in der Fachschule für Bildhauerei in Hallstatt und der Kunstuniversität Linz, ging sie früh ihren eigenen Weg. „Mit dem nicht mehr ganz neuen Etikett Young Artist Project dürfen die vielfältig erprobungslustigen Skulpturen von Mizzi Pur durchaus angekündigt werden. Hier ist ungewöhnliche Kraft am Werk. Von einer Frau, die nicht einfach zuschlägt. Aber das bedient ohnedies nur Klischees, die auch in der engeren Heimat der Künstlerin überwunden sein dürften“, so Herbert Nichols-Schweiger, Geschäftsführer der Steirischen Kulturinitiative, die der Künstlerin ein Ausstellungsprojekt in der Kunstgalerie in der Arkade in Liezen widmet.
Skulpturen als Schnittarbeiten
Mizzi Pur hat trotz ihrer Jugend in ihrem künstlerischen Werdegang schon mehrere Phasen durchlaufen. Ihre Intention war zwar stets, dem Holz eine Form zu geben, doch verzichtete sie zunehmend auf die herkömmlichen Utensilien wie Beil, Dechsel, Beitel oder Messer und bevorzugte die Motorsäge, was zu immer abstrakteren Arbeitsschritten führte. Der Einsatz der Kettensäge wurde freier und großzügiger und deren Arbeitsspuren zum substanziellen Stilelement. „Ihre Werke gehen weg von der gegenständlichen Darstellung, die kraftvollen Schnitte bleiben ohne verschönernde Bearbeitung sichtbar und sind die Basis der facettierten, vielschichtigen Gestaltungstechnik, die Erinnerungen an den Kubismus weckt“, so Edith Risse, Kuratorin der Ausstellung. Dieser radikale Zugang soll, wie die Künstlerin selbst betont, in Zukunft noch brachialer und rauer werden. Auch hat sie ihre Materialpalette erweitert und kombiniert ihren organischen Werkstoff etwa mit Elementen wie Spiegelfedern, die, in jedem Baumarkt erhältlich, besonders in der Innenraumgestaltung der 1990er Jahre sehr gefragt waren. „Mizzi Pur integriert sie als recycelte Fundobjekte in verschiedenen Varianten: geometrisch, in geschwungenen Formen oder wirr zusammengebaut – immer aber stets mit viel Humor“, so Risse.
Kunst für den öffentlichen Raum
Einige Werke konzipierte Mizzi Pur speziell für die Aufstellung im öffentlichen Raum, denn die Objekte passen schon aufgrund ihrer Größe eher in den Außenraum als in eine Galerie. „Aus diesem Grunde müssen sie auch den Widrigkeiten der Natur (ein wenig) trotzen können, insbesondere wenn sie am Rande des Wassers aufgestellt werden. Darüber hinaus ist eine spezielle Beleuchtung, am besten der natürliche Sonnenschein, von Vorteil, um das Glänzen und Glitzern des Materials zusammen mit seinen Spiegelungen der Umgebung wahrzunehmen“, erklärt Edith Risse. Die natürliche Erosion als Gestaltungselement nimmt die Künstlerin dabei bewusst in Kauf und räumliche Aussparungen integriert sie in die Gesamtkonzeption. Hinkünftig will Mizzi Pur ihre Grenzen weiter ausloten und ausreizen sowie gefundenen Objekten, Schwämmen, Rinden und ausgegrabenen Wurzeln eine besondere Rolle zukommen lassen.
Kraft-Werk – Skulpturen von Mizzi Pur
Vernissage: 12.8., 17 Uhr mit Performance von Daniel Krammer
Finissage: 2.9.2020, 17 Uhr
Kunstgalerie in der Arkade, Hauptstraße 30, 8940 Liezen