Mit der Ausstellung von Soli Kiani bereitet die Hofgalerie im Steiermarkhof einer vielversprechenden Nachwuchskünstlerin die Bühne.
Text: Wolfgang Pauker
„Wenn die beeindruckende Nachwuchskünstlerin Soli Kiani ihre erste Ausstellung in der Hofgalerie präsentiert, dann ist das nicht nur ein wichtiger Moment für die Kunst in der Steiermark, sondern auch für weibliche Kunst in Österreich“, freut sich Johann Baumgartner, Kulturreferent im Steiermarkhof und Kurator der großen Herbstausstellung in der Hofgalerie, einem Raum für zeitgenössische Kunst. Seit der Gründung 1971 wird hier nationale und internationale Gegenwartskunst gefördert, wobei die Steirische Postmoderne besonders im Fokus steht. Mit der Schau von Soli Kiani blickt man nun weit über den Tellerrand und setzt ein starkes Zeichen der Interkulturalität. Geboren 1981 in Shiraz im Iran übersiedelte im Jahr 2000 nach Wien, wo sie an der Universität für angewandte Kunst Malerei, Animationsfilm und Tapisserie bei Christian Ludwig Attersee (der 2015 ebenfalls eine große Personale im Steiermarkhof hatte) studierte und im Jahr 2012 ihr Diplom erlangte. In ihren Werken verarbeitet die freischaffende Künstlerin autobiografische Inhalte sowie insbesondere ihre Kindheit und Jugend in den restriktiven, patriarchalischen Strukturen des Iran.
Kontrapunkte einer Künstlerin
„Es ist keine einfache Kost, doch ihre Werke spiegeln verborgene Verletzungen wider, die ohne Zensur an die Öffentlichkeit gelangen“, so Baumgartner über Kiani, die sich bereits in früher Jugend intensiv mit Kunst auseinandersetzte und der Authentizität stets wichtiger war als ein bloß ästhetischer Zugang, der sich in den Arbeiten dennoch sehr stark wiederfindet. Die Kunsthistorikerin Liesa Takagi sieht in Kianis Arbeiten gar das Potenzial, die Gesellschaft zu revolutionieren. „Kunst kann auch zu urbaner Bildung beitragen, indem gesellschaftliche, politische oder religiöse Themen aufgegriffen und thematisiert werden. Soli Kianis künstlerisches Schaffen ist als Teil dieser Kunstentwicklung aufzufassen, wobei sie die BetrachterInnen mit einem breiten sozialen und politischen Kontext konfrontiert, aber auch zugleich mit einer ästhetischen Erfahrung bereichert, denn letztendlich besteht die Einzigartigkeit der bildenden Kunst darin, Menschen durch reine optische Erfahrung anzusprechen“, so Takagi.
Ein ästhetischer Balanceakt
Von der Kraft der Bilder überzeugen kann man sich nun bei ihrer ersten Einzelausstellung in der Steiermark mit dem Titel „ich habe nichts zu sagen – nur zu zeigen“, in der Kiani mit Malerei und Fotoarbeiten sehr eindrucksvoll auf sich aufmerksam macht. Sie geht darin auch auf die Gefühle von Frauen ein und eröffnet einen breiten Raum für die persönliche Interpretation. „Intuitiv erkennt und spürt man die Spannung in ihren Bildern. Ihre Positionen fordern ihre BetrachterInnen heraus, Konventionen im Sinne einer freien Interpretation zu überdenken und neu zu definieren“, so Kurator Baumgartner, dem die inhaltliche Fragestellung, der aktuelle Bezug und die kritische Thematik wichtige Kriterien für die gegenwärtige Ausstellung sind. „Im Fokus stehen Menschenrechte, das Selbstverständnis und die gesellschaftliche Position von Frauen. Als Kulturreferent im Steiermarkhof ist es mir wichtig, die künstlerische Leistung von Soli Kiani aufzuzeigen und ihr eine Plattform zu geben.“
Vernissage: Do, 10.9., 19.30 Uhr
Ausstellungsdauer bis 14.10.2020
Hofgalerie im Steiermarkhof, Ekkehard-Hauer-Straße 33, 8052 Graz