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Kindlicher Anarchist, vernetzter Einzelgänger

„Tagtraumarbeiter. Dominik Steiger“ zeigt im BRUSEUM prägende ­Arbeiten des Avantgardekünstlers.

Text: Lydia Bißmann

Diesen Oktober wäre Dominik Steiger 80 Jahre alt geworden. Das BRUSEUM widmet dem leider 2014 viel zu früh verstorbenen, viel zu wenig beachteten und viel zu oft vergessenen Mehrfachkünstler eine Retrospektive, die sich vor allem auf seine zeichnerischen und performativen Arbeiten konzentriert.

Ein vielfältiger Avantgardekünstler

Steiger war nicht nur Maler, Collagist, Fotograf, Musiker und Aktionskünstler – wie sein Kollege und Freund Günter Brus schrieb er experimentelle Gedichte und Texte, erfand laufend neue literarische und bildnerische Ausdrucksformen, war ein obsessiver Zeichner und vermischte die Genres kräftig miteinander. Durch den Einfluss der Wiener Gruppe fand er den Weg zur Literatur – im Dunstkreis der Wiener Aktionisten jenen zur Kunst. Er gilt als einer der wichtigsten österreichischen Vertreter der Avantgarde seit den 1950ern, ließ sich zeitlebens aber nur ungern von einer Bewegung völlig vereinnahmen. Trotzdem schätzte er den künstlerischen Austausch und die spielerische Vernetzung mit anderen, wovon unzählige Gemeinschaftsprojekte etwa mit Christian Ludwig Attersee, Dieter Roth, Gerhard Rühm oder Joseph Beuys zeugen. Günter Brus veröffentlichte in seiner Zeitschrift Schastrommel 12 als Erster seine „biometrischen Texte”. Gemeinsam mit ihm fertigt er in den 70er-Jahren den Zyklus Jeden jeden Mittwoch. Ein Zwoman an, für den die beiden Männer jede Woche aufs Neue, auf einem Blatt, auf die gezeichnete und getextete Vorgabe des anderen reagierten. Ab 15. Oktober sind in der Schau Tagtraumarbeiter die wichtigsten Arbeiten und weitere Kollaborationen aus Dominik Steigers umfangreichen Werk zu sehen.        

Foto: Renate Ganser

Tagtraumarbeiter. Dominik Steiger

Laufzeit: bis 31.01.2021

Kuratiert von Roman Grabner

BRUSEUM, Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz

www.bruseum.at