Die Verleihung der Kunst- und Kulturpreise des Landes Steiermark konnte in diesem Jahr, das gerade im Kunst- und Kulturbetrieb so vieles verunmöglichte, nicht im gewohnt großen Rahmen über die Bühne gehen. Stattdessen war die Preisübergabe – trotz Abstand – so persönlich wie noch nie.
Kulturlandesrat Christopher Drexler überreichte den jeweils von einer Fachjury ausgewählten Kunstschaffenden die begehrten Preise persönlich und einzeln im Grazer Landhaus. Die festliche Verleihung, von künstlerischen Interventionen getragen, musste für dieses Jahr abgesagt werden. Eine Feier oder nur eine Zusammenkunft mit allen Preisträgerinnen und Preisträgern waren ob der derzeitigen Corona-Lage ebenso nicht möglich. Der eine oder andere Vorzug des außergewöhnlichen Formats war jedoch sowohl für Kulturlandesrat Christopher Drexler als auch für die Preisträgerinnen und Preisträger schnell erkannt: Die Möglichkeit, sich rund um die Auszeichnung der Künstlerinnen und Künstler mit der MELA-Skulptur in aller Ruhe austauschen zu können, die in der Hektik eines offiziellen feierlichen Aktes oft zu kurz kommt, wurde im kleinen Rahmen intensiv genutzt. „Die Kunst- und Kulturpreise, die das Land Steiermark vergibt, sind eine wichtige Anerkennung für das Kunstschaffen in unserem Bundesland. Mit ihnen wollen wir die großen künstlerischen Leistungen und Werke würdigen. Von der Musik über die Literatur bis hin zur bildenden Kunst wartet die Steiermark mit beeindruckenden Künstlerpersönlichkeiten auf. Mit den Preisen, die das Land Steiermark vergibt, wollen wir das Scheinwerferlicht auf die steirischen Kunstschaffenden und ihre Leistungen richten“, betont Kulturlandesrat Christopher Drexler.
Die Preisträgerinnen und Preisträger des Jahres 2020
Die Preisträgerinnen und Preisträger des Jahres 2020, denen Kulturlandesrat Christopher Drexler nun ihre MELA – die eigens kreierte Skulptur wird seit dem Jahr 2019 verliehen – überreichen konnte, sind Günter Eichberger (Literaturpreis des Landes Steiermark), Ferdinand Schmalz (Peter-Rosegger-Literaturpreis des Landes Steiermark), Anita Leisz (Würdigungspreis des Landes Steiermark für bildende Kunst), Günter Meinhart (Großer Interpretationspreis des Landes Steiermark), Winfried Ritsch (Andrzej-Dobrowolski-Kompositionspreis des Landes Steiermark) sowie Britta Sievers und Andreas Staudinger, die den Volkskulturpreis des Landes Steiermark für das „Andere heimatmuseum“ zuerkannt bekamen. Bedingt durch die Absage der Preisverleihung im Rahmen der „Diagonale ‘20“, wurden auch die beiden Trägerinnen der Preise in der Kategorie „Film“ von Landesrat Drexler gemeinsam mit Diagonale-Intendant Sebastian Höglinger im kleinen Rahmen persönlich geehrt. Sabine Derflinger wurde mit dem Großen DIAGONALE-Preis des Landes Steiermark in der Kategorie „Bester Österreichischer Dokumentarfilm“ ausgezeichnet, Sandra Wollner erhielt den Großen DIAGONALE-Preis des Landes Steiermark in der Kategorie „Bester Österreichischer Spielfilm“. Die in Kooperation mit der Kleinen Zeitung neu eingeführten Preise, der Morgenstern-Preis (er wurde 2019 erstmals verliehen) und der Glanzstück-Preis (er feiert im heurigen Jahr seine Premiere), werden in einem eigenen Termin an Moritz Weiß (Morgenstern) und Günther Friesinger für das „KOMM.ST-Festival“ (Glanzstück) verliehen.
Die Künstlerinnen und Künstler drückten im Rahmen der Preisübergaben ihre Freude aus, dass es trotz der Umstände und trotz des Wermutstropfens, auf eine große Feier verzichten zu müssen, zu dieser sehr persönlichen Preisverleihung kam. Das wurde als Zeichen der Wertschätzung gewertet, denn Kultur sei gerade in schwierigen Zeiten ein wichtiges Element und könne einen positiven Beitrag zur Krisenbewältigung leisten, wie mehrere Preisträgerinnen und Preisträger betonten. Man freue sich sehr, dass mit dem Kulturpreis des Landes gezeigt werde, dass die Arbeit nicht ungehört und ungesehen bleibt (Günter Meinhart). Trotz der nötigen Abstände fühle man sich durch die Preisübergabe herzlich umarmt und sehe die Auszeichnung als Hilfe und Motivation für kommende Projekte (Sandra Wollner). Eine persönliche Preisverleihung, wenn auch im ganz kleinen Rahmen, sei einer Auszeichnung auf digitalem oder postalischem Weg jedenfalls vorzuziehen – wenngleich die Freude und die Hoffnung darauf groß sei, dass es im kommenden Jahr wieder eine große Feier geben kann (Ferdinand Schmalz). Dieser Befund war allen Preisträgerinnen und Preisträgern gemein. „Ich gratuliere allen Preisträgerinnen und Preisträgern des Jahres 2020 sehr herzlich. Ich bin froh und dankbar für viele wertvolle Begegnungen und Gespräche im Rahmen dieser außergewöhnlichen Preisverleihung im kleinen Rahmen und ungewohnter Weise ganz ohne Publikum. Mir war es besonders wichtig, die Preisverleihung nicht einfach ausfallen zu lassen, sondern die große Wertschätzung und den Stolz des Kulturlandes Steiermark auf unsere großartigen Kunst- und Kulturschaffenden so gut und kraftvoll wie möglich zum Ausdruck zu bringen. Herzliche Gratulation und ich freue mich schon jetzt auf eine Preisverleihung im nächsten Jahr, mit hoffentlich viel Publikum und umfassender künstlerischer Intervention“, so Kulturlandesrat Christopher Drexler.
Die Landeskulturpreise und Stipendien
Das Land Steiermark vergibt in Anerkennung herausragender Leistungen Landeskulturpreise und Stipendien. Diese werden über Vorschlag – fallweise auch nach einer öffentlichen Ausschreibung – von einer unabhängigen Jury für ein oder mehrere Werke vergeben. Die Bestellung der Jurymitglieder sowie die Verleihung der Preise an die vorgeschlagenen Persönlichkeiten werden von der Steiermärkischen Landesregierung beschlossen. In Betracht kommen Künstlerinnen und Künstler die ihren ordentlichen Wohnsitz in der Steiermark haben oder durch ihre Arbeit bzw. durch längeren Aufenthalt der Steiermark verbunden sind. Die Preise sind mit einem Preisgeld von je 10.000 Euro dotiert, die Stipendien mit je 5.000 Euro.
MELA-Skulptur für Preisträger – „Inferno“ von Mela Hartwig als zusätzliches Geschenk
Seit 2019 wird den Preisträgern eine eigens kreierte Skulptur Namens MELA verliehen. Sie wurde vom Künstler Andreas Heller geschaffen und soll an die steirische Künstlerin Mela Hartwig (geb. 1893, gest. 1967) erinnern, die 1938 vor den Nationalsozialisten aus Graz fliehen musste. Um den Preisträgerinnen und Preisträgern das Schaffen Mela Hartwigs näherzubringen, schenkte ihnen Landesrat Christopher Drexler jeweils den Roman Inferno, den Mela Hartwig 1948 geschrieben hat. Dieser ist 2018 im Grazer Droschl-Verlag erschienen. Hartwig schildert darin scharfsinnig persönliche Traumata und Erlebnisse während des Unrechtsregimes des Dritten Reichs.