Mit Giacomo Puccinis „Madama Butterfly“ bringt die Oper Graz eines der wohl berührendsten Stücke überhaupt auf die Bühne: Cio-Cio-San ist zerrissen von Liebe, Sehnsucht und Enttäuschung.
Text: Bettina Leitner
Giacomo Puccinis letzte der drei „großen“ Opern, Butterfly, ist ebenso schön wie herzzerreißend. Es gibt wenige Opern-Momente, die es in ihrem unentrinnbaren und gleichzeitig tief berührenden Schmerz mit dem dreijährigen Warten der Geisha Cio-Cio-San auf die Rückkehr ihres geliebten Pinkerton aufnehmen können. Nicht zuletzt dadurch zählt Madama Butterfly heute noch zu den bekanntesten Opern weltweit. Die Oper fasziniert durch die Gegensätze zwischen dem westlichen und dem fernöstlichen Lebensstil, den Puccini von Anfang an auch musikalisch ausdrückt und den auch Floris Visser auf der Grazer Opernbühne szenisch umsetzt. Die leidenschaftliche Cio-Cio-San wird von der finnischen Sopranistin Marjukka Tepponen verkörpert, die bereits 2010 an der Oper Graz in La Bohème in die Rolle der Mimì schlüpfte. Cio-Cio-Sans Geliebtem Pinkerton wird Mykhailo Malafii seine Stimme verleihen, der sein Grazer Debüt als Don Carlo in der vergangenen Saison feierte.
Zwischen Liebe und Härte
Der amerikanische Marineoffizier Pinkerton hat über den Vermittler Goro ein Haus zur Nutzung für 999 Jahre inklusive Geisha angemietet. Diese Vereinbarung ist jederzeit kündbar und mit ihr auch die japanische Ehe mit der Geisha Cio-Cio-San. Doch was für Pinkerton verantwortungsloses Spiel ist, ist für Cio-Cio-San existenzieller Ernst.
Sie brach wegen dieser Liebe mit ihrer japanischen Familie und deren Werten, um als „Madama F. B. Pinkerton“ den amerikanischen Traum zu leben. Eines Tages verlässt Pinkerton das Land, doch seine Geliebte wartet. Drei lange Jahre. Er wird kommen, da ist sie sich sicher, und so ruft sie träumend in die Nacht: „Eines schönen Tages werden wir einen Rauchfaden an der fernen Grenze des Meeres aufsteigen sehen und dann erscheint das Schiff. Er wird aus der Ferne ‚Butterfly‘ rufen. All dies wird eintreffen, das verspreche ich dir. Behalte deine Angst, ich erwarte ihn mit felsenfester Treue.“ Überzeugt von seiner baldigen Rückkehr hört Cio-Cio-San auch nicht die mahnende Stimme ihrer Freundin Suzuki, die bereits ahnt, dass Pinkerton nicht mehr als Geliebter kommen, sondern sie ins Verderben stürzen wird. Sie soll recht behalten. Pinkerton, der inzwischen eine Ehe mit einer „echten“ Amerikanerin eingegangen ist, versucht nun auch noch das gemeinsame Kind mit Cio-Cio-San, welches sie kurz nach seiner Abreise geboren hatte, an sich zu reißen – mit fatalen Folgen.
Premiere: Sa, 7.11.2020, 19.30 Uhr
Weitere Termine: Do, 12.11., Fr, 27.11., Mi, 2.12., Fr, 18.12.2020; Sa, 9.1., So, 17.1.*, Mi, 20.1., So, 24.1.**, So, 7.2.*, Do, 4.3., Mi, 17.3., Do, 22.4. und Do, 20.5.2021 jeweils um 19.30 Uhr (Ausnahmen: *15 Uhr; **18 Uhr)
Vor der Premiere: So, 25.10.2020, 11 Uhr
Kostprobe: Di, 3.11.2020, 17 Uhr
Nachklang: Mi, 2.12.2020, 22.15 Uhr
Elternzeit Kinderzeit: So, 7.2.2021, 14.45 Uhr