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Kunstuniversität Graz: Orgel wieder anders

KUG-Student Stjepan Molnar an der E-Orgel im MUMUTH. Diesmal mit einem Tutorial zum sogenannten „Hexenhammer“ Foto: Johannes Gellner

Nicht ganz freiwillig hat sich der Orgelfrühling Steiermark schon wieder neu erfunden. Statt in einem siebenwöchigen Veranstaltungsmarathon präsentieren sich die beteiligten Orte, Orgeln und Künstler nun über das Jahr verteilt online – eine spannende Transformation!

Text: Heimo Götz

Der Spielplan stand, der Kartenverkauf sollte gerade beginnen – da kam die Ankündigung des ersten Lockdowns 2020 in Österreich. Schade! Denn der Orgelfrühling Steiermark hatte sich in den vergangenen Jahren äußerst dynamisch entwickelt. Aus einem kleinen, aber feinen Festival, dessen Austragung sich weitestgehend auf Graz konzentrierte, waren steirische Festspiele gewachsen, die mit zahlreichen übers Land verteilten Orgeln zu Ausflügen an besondere Orte einluden. Die Königin der Instrumente ist da in allen ihren Facetten zu erleben: traditionell und innovativ, historisch und elektronisch, in der Kirche und im Konzertsaal, mit Orchester oder mit Schauspiel …

2020 musste der Orgelfrühling Steiermark also pausieren. Das Programm wurde auf 2021 verschoben, das Festival für April bis Juni dieses Jahres neu geplant. Als Festival im Frühjahr zählt der Orgelfrühling nun zu jenen jährlichen ausgetragenen Kulturereignissen, die im pandemischen Dauerausnahmezustand ein schmerzhaftes Déjà-vu erleben müssen: Auch 2021 können die Konzerte aufgrund der unsicheren gesundheitspolitischen Situation nicht wie geplant stattfinden. Der Orgelfrühling Steiermark will deshalb mit neuen Formaten, vor allem online und durch die Einbindung von sozialen Medien, über das ganze Jahr präsent und mit dem Publikum verbunden bleiben.

Transformationen. Interaktionen. ­Informationen.

An die Stelle der geplanten siebenwöchigen Veranstaltungsreihe treten diverse Online-Formate, die künstlerische Ideen, Programmelemente und Produktionen aus dem Orgelfrühling präsentieren. Die Festivalwebsite www.orgelfruehling.at dient dabei als zentrale Schnittstelle. Hier finden sich in den nächsten Wochen und Monaten die wichtigsten Informationen zu den laufenden Projekten, wechselnden Schwerpunkten und verfügbaren Online-Formaten.

Allen Widrigkeiten zum Trotz lädt der Orgelfrühling Steiermark gemeinsam mit den beteiligten Künstler*innen, mit verschiedenen steirischen Städten, Gemeinden und Pfarren sowie mehreren Festivalpartnern dazu ein, die regionale Orgelwelt zu erleben, mit dem Festival zu interagieren, neue Musik zu erforschen und sich für kreative künstlerische Ansätze zu öffnen. Im Mittelpunkt steht, wie immer, die Vielseitigkeit der Orgel als Kulturgut, als „Hightech-Maschine“, als Konzertinstrument und als Bühnencharakter.

Vereinzelt können die geplanten Konzerte ohne Publikum im Live-Stream stattfinden. Darüber hinaus sollen die im ursprünglichen Spielplan enthaltenen Orgeln – von historischen Instrumenten aus Barock, Klassik und Romantik bis zu zeitgenössischen Pfeifen- und Digitalorgeln – über das Jahr verteilt in neuen Formaten online vorgestellt werden.

Bach zur Eröffnung

Die beteiligten Musiker werden in verschiedenen Onlineformaten sich und ihre Arbeit bzw. ihr Instrument, die Orgel, präsentieren – solistisch, kammermusikalisch oder mit Orchester. Künstler aus anderen Bereichen beschäftigen sich ebenfalls mit den Themen des Festivals oder mit ihrer Sicht auf die Orgel. Zudem entstanden im Auftrag des Festivals mehrere Neukompositionen und Arrangements, diese werden im Lauf des Jahres auf www.orgelfruehling.at präsentiert.

Am 11. April sollte der diesjährige Orgelfrühling Steiermark mit einem Festkonzert der Kammersymphonie Berlin unter Leitung von Jürgen Bruns und Gunther Rost als Solisten eröffnen. Nach der coronabedingten Absage übernahm nun Festivalleiter und -initiator Gunther Rost diese Aufgabe: online, mit Bachs virtuosem Pièce ­d’Orgue, dem Praeludium und Fuge in D-Dur, BWV 532. Erklungen ist die Klais-Orgel des Grazer Stefaniensaals, die am 17.12.2002 im Rahmen eines Konzertes der Kunstuniversität Graz eingeweiht wurde.

Zauber, Wunder, Mythen und Hexerei

Der Orgelfrühling Steiermark 2020 wollte sich dem Themenkomplex Zauber, Wunder, Mythen und Hexerei widmen. Daran wird am 14. April im abo@MUMUTH der KUG angeknüpft.

Studierende aus den Bereichen Orgel und Schauspiel sind in einem spannenden Livestream-Konzert aus dem MUMUTH zu erleben, das sich in dieser bereits traditionellen Kombination diesmal dem Malleus Maleficarum aus dem 15. Jahrhundert widmet.

Im deutschsprachigen Raum besser bekannt als der „Hexenhammer“, ist Malleus Maleficarum das zentrale „Lehrwerk“ zur Verfolgung sogenannter Hexen. Obwohl bereits zu seiner Entstehungszeit selbst in den kirchlichen Kreisen der Inquisition umstritten, fand es bis ins 17. Jahrhundert hinein Anwendung. In einer Performance mit Orgelwerken aus verschiedenen Epochen machen Schauspiel- und Orgelstudierende erfahrbar, wie konstruierte außerordentliche Gefahren im Handumdrehen zu jegliche Ordnung sprengenden angeblichen Gegenmaßnahmen führen.     

Malleus Maleficarum – ein Tutorial

Schauspiel & E-Orgel

Mittwoch, 14.4.21, 19.30 Uhr

Live-Streaming aus dem Györgi-Ligeti-Saal im MUMUTH, der Link wird unter www.kug.ac.at veröffentlicht

Mitwirkende: Nikola Cerovecki & Stjepan Molnar – E-Orgel, Werner Strenger – Einstudierung Schauspiel, Anna Ziener – Bühnengestaltung,

Laufend neue Infos zum Orgelfrühling Steiermark unter www.orgelfruehling.at