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2 x Street-Art aus einer Perspektive

Bernhard Wolf gestaltet für das Projekt Nonkonformistische Kunst die Stirnwände zweier markan-ter Häuser in Graz Foto: wilfriedmoertl.com

Bernhard Wolf stellt in „double feature“ mit Malerei auf Häuserfassaden Querbezüge zum russischen Underground der 1990er Jahre her: Nonkonformistische Kunst.

An Hauswänden von zwei markanten Grazer Ausfahrtsstraßen beginnt es – endlich: Das seit Jahren von der Steirischen Kulturinitiative geplante Projekt Nonkonformistische Kunst. Vom inspirierenden Ausgangspunkt in St. Petersburg ist das freilich noch ziemlich weit entfernt. Und am Thema wird noch immer geknabbert.

Für double feature wird der österreichische Künstler Bernhard Wolf ein Compositum von bekannten Sonderzeichen der Computertastatur auf straßenseitigen Wänden zweier markanter Häuser im Bereich Kärntner Straße/Lazarettgürtel mittels großflächiger Malerei anbringen. Die Deutung, ob Ornament, Code oder digitales Kürzel, bleibt den Betrachtern überlassen. Wie zumeist bei den Arbeiten von Wolf im öffentlichen Raum geht es auch hier um die Verbindung eines Ortes mit einer nicht sofort eindeutig lesbaren Intervention, die sich von der sonstigen Zeichensetzung im Stadtraum unterscheidet.

Die reduzierte Grafik der EDV-erprobten Zeichen korrespondiert mit Betrachtungswinkel und
Wahrnehmungszeit des Publikums

Das Format und die reduzierte Grafik korrespondieren mit dem Betrachtungswinkel und der Wahrnehmungszeit des Publikums – den sich stadtauswärts bewegenden Autofahrern. „Anders als Werbung gehen Wolfs Wandplakate nicht auf Kundenfang und anders als die Street-Art geht es nicht um soziale Codes, politische Botschaften, Coolness oder Rowdy­tum. Die gekonnte Melange aus Reduktion und Pop ist nicht eindeutig definiert. Sie lebt bei Wolf nicht vom Bild allein, sondern ebenso viel vom Ort“, so Dirck Möllmann, Kurator am Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark (2013–2017).

 Querbezüge zu Russland erwünscht

Bernhard Wolf versucht in dieser Arbeit Querbezüge zur russischen Underground-Kunst vor allem der 1990er Jahre herzustellen und sich vom Ausdruck dieser Epoche inspirieren zu lassen. Mit der russischen Kultur ist er sehr vertraut: Von 1994 bis 1998 hat er an der Freien Akademie Moskau bei Aleksandr Petljura interventionistische Kunst studiert, an der Puschkinskaja 10 in St. Petersburg mit zahlreichen Künstlern des Nonkonformismus zusammengearbeitet und ausgestellt. „Wolf verfügt seit langer Zeit über enge Verbindungen nach Russland, er ist ein Kenner der russischen Kunstszene und kann als vollwertiges Mitglied des Kreises um Kult-Künstler Petljura gelten. Seine Arbeit steht sowohl im Zusammenhang mit der literaturzentristischen Tradition des Moskauer Konzeptualismus, dessen Begründer Ilja Kabakow, Wiktor Piwowarow und Erik Bulatow ihre Werke auf dem Verhältnis von Text und visueller Abbildung aufbauen, als auch mit nonkonformistischen Strömungen in St. Petersburg“, so Alisa Sawizkaja, Kuratorin am Nationalen Zentrum für zeitgenössische Kunst in Nischni Nowgorod.  




Für viele täglich im Blick, aber in anderem Zusammenhang

Vernissage: 30. August, 18 Uhr
Lazarettgürtel/Kärntnerstraße