Habsburger-Romantik, ein Design-Juwel und jede Menge Kultur & Kulinarik: Ein Road-Trip entlang der kroatischen Riviera offenbart die vielfältige mediterrane Schönheit der Kvarner Bucht.
Text: Wolfgang Pauker
Die Region Kvarner, das ist ein von der Natur reichlich begünstigter Landstrich, der die Halbinsel Istrien mit dem kroatischen Küstenland verbindet. Hier mündet das raue Bergland in einen mediterranen Adriagarten mit prächtigen Küstenorten und unzähligen vorgelagerten Inseln. Mittendrin: Rijeka, Europas Kulturhauptstadt 2021.
k.u.k.-Flair trifft auf Zeitgeist
Herzstück der Kvarner Bucht ist der Küstenabschnitt zwischen dem Villenstädtchen Lovran und dem Fischerhafen Volosko, inklusive der Kaiserstadt Opatija (vormals Abbazia), wo sich in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie der europäische Adel versammelte. Prunkvolle Grand Hotels in Jugendstilarchitektur und prächtige Villen im venezianischen Stil zeugen auch heute noch von einer Epoche voll Glanz und Gloria. Heute ergänzen hippe Beach-Clubs und stylishe Hotels die k.u.k-Szenerie und erzeugen ein spannendes Wechselspiel von Tradition und Moderne. Verbindendes Element ist eine zwölf Kilometer lange Küstenpromenade, von den Einheimischen schlicht Lungomare genannt, die zu ausgedehnten Spaziergängen verführt. In der angrenzenden Seglerbucht Preluk liegt mit dem 5-Sterne-Designhotel Navis das markanteste Haus der Riviera. Es punktet durch spektakuläre Architektur und klebt wie ein futuristisches Schwalbennest auf einem Felsen direkt über der Adria. Ähnlich einem Panoramadeck eines Kreuzfahrtschiffes schwebt auch die Terrasse mit Relaxbereich samt Outdoorpool, Spa und eigenem Meerzugang über den Wellen. Sie ist auch die Bühne für die kulinarische Seele des Hauses: das Gourmetrestaurant Navis, wo kreative Adria-Küche mit besten Naturprodukten aus Meer und Hinterland ihren großen Auftritt hat.
Rijeka: Hafen der Vielfalt
Keine 30 Autominuten weiter liegt Kroatiens größte Hafenstadt Rijeka. 2020 zur Kulturhauptstadt Europas ausgerufen, wurde das ambitionierte Programm von der Pandemie ordentlich durcheinandergewirbelt und größtenteils ins Jahr 2021 verlängert. Mehr als 30 Millionen Euro wurden investiert, um unter anderem ein neues Stadtmuseum, ein Museum of Modern and Contemporary Art und mehrere Kulturzentren entstehen zu lassen. Der Stadtbibliothek wurde die bitter nötige Sanierung gegönnt und auch das berühmte Schiff „Galeb“, ehemals Fracht- und Militärschiff, kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges im Hafen von Rijeka gesunken, wieder gehoben und als Yacht von Staatschef Tito genutzt, harrt seiner Umwandlung zum Museum. Dass das Budget für die Kulturhauptstadt in Infrastruktur investiert wurde, tat Rijeka gut, denn die einstige Industriestadt hat harte Jahrzehnte durchlebt. Verfallene Fabrikhallen, tote Schlote und verwaiste Werften prägen das Bild der drittgrößten Stadt Kroatiens. Doch genau das macht auch ihren Charme aus, denn neben den Industriebunkern glänzen Barock- und Renaissancebauten, Seccessions- und Jugendstil. Die zentrale Flaniermeile, der Korzo, ist gesäumt von Gebäuden aus der Habsburger Ära und das Nationaltheater, gelegen direkt neben dem Marktplatz und nur einen Steinwurf vom Hafen, ist geschmückt mit Fresken von Gustav Klimt.
Renaissance eines kaiserlichen Kurortes
Verlässt man die Metropole in Richtung Süden, gelangt man in weniger als einer Dreiviertelstunde zu einem weiteren imperialen Strandbad am Cvarnero: Crikvenica. Wo einst der Kaiser und sein Adel über den Sandstrand schritten, befindet sich heute ein touristisch erschlossenes Paradies für die ganze Familie. Prunkstück ist das Hotel Kvarner Palace. Erbaut vor 125 Jahren auf einem Hügel und von einem 30.000 m² großen, nahezu unberührten Park umgeben, bietet es jenen unvergleichlichen Ausblick auf den Golf und die vorgelagerte Insel Krk, der einst nur ausgewähltem Publikum vorbehalten war.
Das altehrwürdige Grand Hotel mit 126 Zimmern wurde 2014 umfassend renoviert und bietet Spa mit Indoor-Pool, Tennisplätze, Outdoor-Pool und als Highlight den Palace Beach Club. Von hier aus gelangt man mit dem hauseigenen Ausflugsboot in einsame Buchten oder auf die Inseln Krk oder Cres. Erstere, bekannt für die zerklüftete und wie eine Mondlandschaft anmutende Ostküste, ist besonders fruchtbar und beherbergt einen besonders fruchtigen Weißwein: den Slahtina, deren autochthone Trauben nur auf den Weinhängen dieser Insel gedeihen.
Ein Paradies für Gourmets Die gesamte Region Kvarner ist gesegnet mit beinahe ganzjährig mildem Klima, klarem Wasser, reiner Luft und opulenter Vegetation. Unmittelbar hinter der Küste erhebt sich das mächtige Učka-Gebirge und schützt diese grüne Oase vor dem kalten Nordwind, der berüchtigten Bora, sodass es an der Riviera üppig blüht: Palmen, Pinien, mächtige Lorbeerbäume und Oleanderbüsche und sogar exotische Bananenpflanzen und Kamelien fühlen sich hier wohl. Wohl fühlen sich auch Feinschmecker, die sich fangfrischen Fisch direkt aus der Adria, frische Trüffel und Malvazija aus dem nahen Istrien oder die legendären Scampi auf der Zunge zergehen lassen. Aufgrund des wärmeren und seichteren Wassers haben die Tiere hier eine dünnere Kruste, was ihr Fleisch so zart, aromatisch und süßlich macht. Ausschließlich in Reusen gefangen (üblicherweise werden ihre Artgenossen von Fischernetzen vom Boden aufgelesen und haben dadurch oft Verletzungen oder Sand im Panzer), kommen sie sowohl in der ländlich-traditionellen als auch der kreativen Küche auf den Tisch.