Die Hofgalerie im Steiermarkhof hat sich für ihre kommende Ausstellung im Rahmen ihrer 50 Jahresfeierlichkeiten für einen steirischen Gegenwartskünstler entschieden. Gezeigt werden Werke von Herbert Soltys.
Text: Lydia Bißmann
„Wenn sich der große steirische Maler und Zeichner Herbert Soltys mit der Ausstellung „Bleibt-treu“ in der Hofgalerie des Steiermarkhofs präsentiert, dann ist das auch eine Präsentation von einem der wichtigsten zeitgenössischen Gegenwartskünstler der Steiermark,“ so der Kulturreferent des Steiermarkhofes Johann Baumgartner. „Sein kosmopolitischer Stil mit geräumiger Tendenz zum Technisch-Formalen ist sehr beeindruckend. Mit seinem eigenständigen Weg in der Kunst stößt er sehr oft an die Grenzen der Akzeptanz. Herbert Soltys präsentiert sich in seiner aktuellen Ausstellung als provokant, erneuernd und sehr anregend.“ Um die 50 aktuelle Werke des steirischen Malers und Zeichners werden ab Mitte September in den großzügigen Räumlichkeiten der Hofgalerie im Bildungszentrum Steiermarkhof zu sehen sein. Die Einrichtung der Landwirtschaftskammer wird heuer 70, die darin untergebrachte Hofgalerie 50 Jahre alt. Der Titel „Bleibt-treu” der Jubiläumsschau bezieht sich hier einerseits auf die kompromisslose, aber auch fröhlich-unbekümmerte Herangehensweise von Soltys, sich seinen Weg einfach zu ermalen. „Ich bin wer ich bin und so male ich auch,” betont jener Künstler, der bereits zum dritten Mal in der Hofgalerie ausstellt.
Linientreu und schräg
„Es ist für ihn wichtig, in der Malerei authentisch und ehrlich zu bleiben,“ so Baumgartner. „Soltys richtet sich nicht nach Modetrends, er ist kein Opportunist, sondern ein Grenzgänger der Moderne mit kunsthistorischem Hintergrund. Es ist immer der Mensch in seinem Dasein, der ihn interessiert und den er dem Betrachter in einer Tiefe und Leidenschaft vor Augen führt“. Zentrum der Schau sind die 1,20 mal 1,60 Meter großen Gemälde, die von noch größeren, aber auch kleineren Werken begleitet werden. Die meisten Bilder sind in den letzten eineinhalb Jahren entstanden. Gewohnt schwungvoll und figurativ spielt sich der Künstler hier mit Applikationen, geht teilweise collagenhaft vor und wächst schon mal über die Leinwand hinaus, mit seinen halbplastischen Werken. Er spielt mit optischen Illusionen und kombiniert auch mal eine kleine Tonskulptur mit einer großen gemalten Hommage daran. Auch bekannte Gesichter sind hier zu finden, wie etwa Joseph Beuys samt einem abgewandelten Kunst-Zitat des Kunstphilosophen. Überhaupt sind seine Bildtitel oft sehr verspielt und nehmen den Betrachter mit den fröhlich-unverblümten Wortspielen freudig mit auf die Gedanken-Reise. Der Künstler selbst wird in großformatigen Bleistiftzeichnungen diesmal aus dem Jahr 1997 zu sehen sein. Die Zeichnung als Anfang von allem und die Kunstgeschichte, die er als Geschichte der Menschen, die Kunst machen, versteht, findet auch in „Bleibt-treu” ihren verdienten Fixplatz wieder.
Hotspot für die Steirische Moderne
Der Titel „Bleibt-treu” soll aber auch der Arbeit und dem Wirken der Institution Beifall und Respekt zollen. Seit 1971 wird in der Hofgalerie Gegenwartskunst von nationalen und internationalen Künstlern gefördert. Als Kulturreferent ist Johann Baumgartner seit 2003 tätig, unter seiner Leitung ist das Haus zu dem geworden, für was es heute steht. Der Fokus liegt verstärkt auf der Kunst der Steirischen Moderne. Baumgartner, der nicht nur ein ausgezeichneter Netzwerker ist, mischt dabei aber immer gekonnt die freie steirische Szene mit überregionalen und internationalen Künstlern. Somit gelingt es ihm, mehr Aufmerksamkeit auch für nicht so bekannte, aber vielversprechende Nachwuchstalente zu generieren. Um die 100 Bewerbungen von zeitgenössischen Künstlern aus Österreich, Italien, Slowenien, Kroatien, Ungarn und Deutschland bekommt die Hofgalerie im Schnitt pro Jahr. An die zehn Ausstellungen können jährlich hier gezeigt werden. Für viel Echo sorgten in den letzten Jahren zahlreiche Schauen mit musealem Format. Darunter Ausstellungen mit Günter Waldorf, Giselbert Hoke, Günter Brus, Christian Ludwig Attersee oder Gerald Brettschuh. Auch der oft zu unrecht stiefkindlich behandelten Textilkunst räumt Baumgartner gerne viel Platz ein. In seiner Galerie bekommt die Textilkunst den Auftritt, den sie als ernstzunehmendes, sehr sinnliches und spannendes zeitgenössisches Genre verdient. Die Hofgalerie ist mit ihrer Arbeit nach wie vor die einzige Institution in der Stadt, die sich dieser regionalen Kunstsparte so intensiv widmet. Der Zugang ist niederschwellig – die Ausstellungen sind kostenlos zu sehen und geben auch den Teilnehmern der Seminare und Fortbildungen im Steiermarkhof die Gelegenheit, ganz nebenbei und unaufgeregt mit moderner Kunst in Berührung zu kommen. Das sind um die 65.000 Menschen im Jahr.
Soltys 5665
Es gibt aber auch noch ein zweites Jubiläum, das ab dem 15. September im Steiermarkhof begangen wird. Das Zahlenspiel 5665 im Untertitel der kommenden Ausstellung bezieht sich auf das Geburtsjahr des Künstlers Herbert Soltys, der 1956 geboren heuer 65 Jahre alt wird. Er besuchte die Grazer Kunstgewerbeschule bei Prof. Otto Brunner. Sein umfangreiches Werk beinhaltet Ölgemälde, Papierarbeiten, Grafiken und Skulpturen. 1988 erhielt er den Kunstpreis des Landes Steiermark. Er fertigte mehrmals Arbeiten für den steirischen herbst an und lieferte auch eine Turminstallation für das Straßenkunstfestival La Strada. Sein Portfolio weist zahlreiche Projekte, Gruppen- und Einzelausstellungen in Galerien und Museen in Europa und den USA auf. Eine Auswahl seiner Werke ist in der Kunstsammlung des Industriellen Herbert Liaunig im Museum Liaunig in Neuhof zu finden.
„Bleibt-treu”, Herbert Soltys
15.9–7.10.2021
Steiermarkhof, Hofgalerie
Ekkehard-Hauer-Straße 33, 8052 Graz
Eintritt frei
