Die Oper Graz startet mit klassischer Stimmgewalt, Alphörnern, der österreichischen Erstaufführung einer Oper des Grazer Komponisten Georg Friedrich Haas und Puccinis beliebtestem Liebesdrama in die neue Saison.
Text: Sigrun Karre
„Die Welt spielt verrückt. Was sind das bloß für Zeiten!“ dieses Zitat des Mönchs Melitone in Giuseppe Verdis Oper „Die Macht des Schicksals“ passt fraglos auch nicht so schlecht in die Gegenwart. Aber auch sonst ist die Handlung nicht aus der Zeit gekommen. Als Vorlage für den Vierakter diente das Drama „Don Álvaro o La fuerza del sino“ von Duque de Rivas, der als Begründer der spanischen Romantik gilt. Die ganz großen Themen wie Krieg, Liebe, Hass, Tod, Verfolgung, Flucht sind die Zutaten dieser Tragödie, die als darstellerisch und sängerisch herausfordernd gilt und getreu dem Titel dem Pathos nicht abgeneigt ist. Gespannt darf man sein, ob/wie die Regie den Schauplatzwechsel zwischen Schlachtfeld und Kloster in die Gegenwart holen wird.
„Während die Handlung der Oper eine hochromantisch fragmentarisierte Geschichte um die kollektiven Themen von Glauben und Krieg, von Innen und Außen, Mann und Frau, hehrem Ideal und persönlichem Vorteil, Vergangenheit und Gegenwart, Kunst und Realität drapiert, ist der Inhalt der Oper in den Klängen zu finden, die die individuelle Seele berühren.“ So erläutert Regisseurin Eva-Maria Höckmayr die Aktualität der Oper und verrät, dass in ihrer Inszenierung das Schicksal kein abstrakter Begriff bleibt, sondern tatsächlich mit „Frau Fortuna“ Gestalt (und Geschlecht) annimmt und zwischen Zuseherinnen und Bühnenfiguren vermittelt.
Regisseurin Eva-Maria Höckmayr hat bereits 2015 Mozarts „Entführung aus dem Serail“ an der Oper Graz inszeniert und kehrt nun nach Graz zurück. Die deutsche Opern- und Theater-Regisseurin zeichnet sich aus durch ihre psychologische Figurenzeichnung und ihren zeitgenössischen Blick auf die Opern-Klassiker. In den Hauptrollen werden Wilfried Zelinka als Marchese di Calatrava, Aurelia Florian als Donna Leonora und Jordan Shanahan als Don Carlo di Vargas zu sehen und hören sein. Spannend bleibt, wie Matteo Beltrami die farbenreiche Partitur zu neuem Leben erwecken wird, immerhin gilt er als einer der vielversprechendsten italienischen Nachwuchsdirigenten. Empfohlen wird die Oper ab 15 Jahren.
Giuseppe Verdi: Die Macht des Schicksals
Premiere: 2.10.2021, 19 Uhr