Räuber Babinsky überredet Dudelsackspieler Schwanda zur Abenteuerreise, die ihn dank der magischen Kraft der Musik erst zur Eiskönigin führt, um schnell zum Höllentrip zu mutieren. Happy End im Sinne von Seelenrettung und Heimkehr zur großen Liebe inklusive.
Text: Sigrun Karre
Jaromír Weinbergers Dudelsackpfeifer erwärmt nicht nur das Herz der Eiskönigin, sondern auch das der Opernfans. Die in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts populäre „Märchenoper“, die damals auch das Publikum der Metropolitan Opera im Sturm eroberte, gilt als musikalische Liebeserklärung an Weinbergers Heimat Böhmen mit ihren Märchen, Volksliedern und Tänzen. Smetana und Dvořak lassen (atmosphärisch) grüßen! Der kometenhafte Erfolg der Oper war erstmal nur von kurzer Dauer. Der jüdische Komponist musste 1938 ins amerikanische Exil, wo er an die frühen künstlerischen Erfolge nie mehr anknüpfen konnte und Jahrzehnte später Selbstmord beging. Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus kam die Oper nicht mehr zur Aufführung und wurde trotz ihrer kompositorischen Qualität erst im 21. Jahrhundert wiederentdeckt.
An der Oper Graz feiert die komisch-charmante Oper in tschechischer Originalfassung mit deutschen Übertiteln am 18. Dezember 2021 Premiere. Petr Sokolov gibt als Schwanda sein Graz-Debüt. Seine Karriere hat ihn nach einem Gesangsstudium in Moskau unter anderem an das Pariser Théâtre des Champs-Elysées und das Moskauer Bolschoi Theater geführt. Auch der aus Prag stammende Dirigent Robert Jindra stellt sich mit Schwanda erstmals dem Grazer Opernpublikum vor und freut sich besonders darauf, diese Oper in seiner Muttersprache einstudieren zu dürfen. Er gilt als Experte für die tschechischen Klang- und Gefühlswelten von Smetana, Weinberger und Co. Ebenso ist Dirk Schmeding nach Janáček-Inszenierungen, zuletzt Rusalka in Braunschweig, mit dem tschechischen Repertoire bestens vertraut. Man darf also seiner Inszenierung der Grazer Neuproduktion, dramaturgisch begleitet von Bernd Krispin und choreographiert von der Ballettdirektorin der Oper Graz, Beate Vollack, mit Neugier entgegensehen – und hören.
Schwanda, der Dudelsackpfeifer
Švanda dudák
Jaromír Weinberger
Premiere: Sa, 18.12., 19.30 – ca. 22.15 Uhr