Stolpersteine auf dem schmalen Grat zwischen Beruflichem und Privatem pflastern den Küchenboden im TiK.
Im Schweden der 1950er Jahre soll die Technik in die Küchen der privaten Haushalte Einzug halten. Um den hierfür nötigen Werbefeldzug vorzubereiten, werden vom schwedischen Forschungsinstitut für Heim und Haushalt eingehende Studien zum Verhalten der Hausfrau vorgenommen. Doch damit nicht genug: In einer weiteren Studie sollen Daten über eine zusätzliche Zielgruppe eingeholt werden – den männlichen Junggesellen. Hierfür begeben sich die Stockholmer Kapitalisten ins als bäuerlich und rückständig angesehene Norwegen, wo der kauzige Isak wohnt. Er wird Folke zugeteilt und dieser damit zu seinem Beobachter. Doch Folke gerät bei der Observation seines „Objekts“ auf dem schmalen Grat zwischen Beruflichem und Privatem zusehends ins Stolpern. Trotz Kontaktverbots entwickelt sich zwischen den beiden so etwas wie eine Freundschaft. Und dann wäre da ja auch noch der sich ausgeschlossen fühlende Nachbar Grant. Es kommt zu Saufgelagen, Übernachtungen in fremden Betten und dem Verleihen von Katzenschals. Als sich die Ereignisse zuspitzen, liegen Glück und Leid ganz nah beieinander, Schweden und Norwegen auf einer Linie und die Nerven der Protagonisten blank.
Dramedy par excellence
Dem Stück zugrunde liegt der Kultfilm SALMER FRA KJØKKENET (Psalmen aus der Küche) des norwegischen Regisseurs Bent Hamer, der in der englischen Übersetzung als Kitchen Stories 2003 zu einem Welterfolg wurde. Für das Theater im Keller hat sich Sabine Lorenz des Stoffs angenommen und erzählt in ihrer Bearbeitung von einer unmöglichen Freundschaft im Stile einer Dramedy – wie man heute wohl dazu sagt. Es ist dies das bereits dritte Stück dieser Spielzeit im TiK, das dezidiert von Autorinnen stammt (das vierte von Lilly Jäckl soll im Mai folgen). Lorenz, hauptberuflich Schauspielerin und aktuell in der ARD-Serie Die Kuhflüsterin zu sehen, glänzt mit pointierten Dialogen zwischen den jeder auf seine Weise einsamen Charakteren. Hochamüsant in Szene gesetzt werden sie in der Regie von Alfred Haidacher. Einerseits kann der Zuschauer dem eigenen Voyeurismus frönen und schlicht ein unterhaltsames Stück erleben, andererseits wird auf höchst subtile Weise eine Abhandlung vom Wert der Freundschaft erzählt.
Der Beobachter
Premiere: 30.3., 20 Uhr
Weitere Vorstellungen: 1., 2., 6., 7., 8., 9., 20., 21., 22., 23., 27., 28., 29. April,
jeweils 20 Uhr
Theater im Keller
Münzgrabenstraße 35, 8010 Graz