Alexander Daum zeichnet als Bauträger für das Quartier Eins und Sieben verantwortlich und erzählt über die Bedeutung von Kunst und Kultur bei der Entwicklung des Stadtteils Reininghaus.
Text: Lydia Bißmann
Die Reininghaus-Gründe werden nicht nur die Bedürfnisse nach einem Dach über dem Kopf erfüllen – sie sollen Lebensqualität auf mehreren Ebenen bieten. Welche Rolle spielen dabei Kunst und Kultur?
Bei den Reininghaus-Gründen wurde im Vorfeld überlegt, für wen gebaut wird und wie das in Zukunft gut funktionieren kann, ein sogenannter Rahmenplan. Es gibt zwei Komponenten: Das eine ist die Hardware – Grundstücke, Gebäude, Parks, deren Qualität durch Architekturwettbewerbe und Bebauungspläne gesichert ist. Der Hauptgrund, warum gebaut wird, sind aber die Menschen. Wie wir miteinander umgehen, welche Räume der Begegnung wir schaffen – unter anderem mithilfe der Kultur –, das ist die Software eines Stadtteils und in diese investieren wir als Bauträger.
Wie kann man sich die Integration von Kunst und Kultur in einem Wohnprojekt konkret vorstellen?
Es gibt mit dem Open Lab oder dem Festival La Strada schon lange kulturelle Aktivitäten am Areal. In den Rahmenverträgen, die wir als Bauträger unterschrieben haben, steht, dass ein bestimmter Betrag pro Quadratmeter errichteter Fläche für Kunst und Kultur verwendet wird. Damit werden Veranstaltungen, Performances oder bildende Kunst vor Ort finanziert. Step by Step macht jeder Bauträger mit einem Kunst- und Kulturschaffenden seiner Wahl ein Projekt. Ein Beispiel für „Kunst am Bau“-Aktivitäten ist die Installation Zum goldenen Ast von Alfredo Barsuglia, die schon in Reininghaus 10 aufgestellt wurde. Im Mai folgt das Projekt GINA liebt! von Nicole Pruckermayr, im Juni eine Fassadenbemalung von Bernhard Wolf. Im Rahmen der Diagonale war im April einen Abend lang das Streetcinema zu Gast, eine Art Pop-up-Kino des Festivals, das von uns als Sponsoren die letzten beiden Jahre unterstützt wurde. Es wird Nachbarschaftskonzerte geben; im Herbst wird das Klanglicht am Areal inmitten der modernen Gebäude stattfinden. Das wird ein sehr spannender Gegensatz zu dem barocken Schloss Eggenberg im Vorjahr. Eine riesengroße Skulptur von Erwin Wurm wird ebenfalls im Quartier Zwei bald eine Heimat finden.
Welche Überlegungen mussten getroffen werden, damit diese Bemühungen langfristig lebendig bleiben und weiter fruchten?
Hier ist das Stadtteilmanagement ganz wichtig, das nun in den Händen der Stadt Graz liegt. Es ist auch Anlaufstelle für Kulturschaffende und Unternehmerinnen und Unternehmer, die vor Ort tätig werden wollen. Das Stadtviertel wächst und seine Bewohnerinnen und Bewohner sollen sich im Laufe dieses Prozesses ihr eigenes „Grätzel” aneignen. Von Anfang an hat sich eine Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern im Verein Reiningherz Gedanken um die Nutzung der Tennenmälzerei gemacht. Ziel war es, das historische Gebäude langfristig als kulturelles Zentrum zu etablieren. Wichtige Einrichtungen wie das Bezirksamt, eine Bibliothek oder eben das Stadtteilmanagement sollen nach einem neuen Konzept hier untergebracht werden. Wie genau, das wird in einem Bürger*innenbeteiligungsprozess von Seiten der Stadtbaudirektion erarbeitet werden. Orte der Begegnung im öffentlichen Raum sind der Bauernmarkt mit dem Pop-up-Café, der vom Süden mittlerweile ins Quartier Sieben gewandert ist. In der finalen Phase befindet sich auch der öffentliche Park, der hier in Zukunft ebenfalls sprichwörtlich „anwachsen” wird.
„GINA liebt!”
24.5.–14.10.2022
Soziokulturelles Projekt von Nicole Pruckermayr, Tennenmälzerei
Bauernmarkt
Fr, 13–17 Uhr, am Kiosk, Haltestelle Park/tim
Klanglicht in Reininghaus
27.–30.10.2022
Aktuelle Termine unter: reininghausgründe.at/veranstaltungen-news