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Darf man sein Kind nach Hitler benennen?

Mit „Der Vorname“ bringt das Theater im Keller eine bissige Gesellschaftskomödie auf die Open-Air-Bühne im Hof des Landesarchivs.

Text: Wolfgang Pauker

Ein gemütlicher Abend soll es werden in der stilvoll eingerichteten Wohnung des Literaturprofessors Pierre Garaud und seiner Frau Elisabeth. Zu Gast sind Elisabeths Bruder Vincent mit seiner schwangeren Frau Anna, dazu Claude Gatignol, Posaunist im Rundfunkorchester und Freund seit Kindertagen. Für Vincent, einen begnadeten Selbstdarsteller, ist die Runde zu friedlich. Um für „Stimmung“ zu sorgen, enthüllt er den geplanten Vornamen des noch ungeborenen Sohnes: Adolphe. Die Debatte um die Frage, ob man sein Kind nach Hitler benennen darf, führt dazu, dass das gemütliche Familientreffen völlig aus dem Ruder läuft. Sie ist aber nur eine der hitzigen Diskussionen dieses Abends.

Eitelkeiten treffen aufeinander

Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière (beide 1971 geboren) stellen in ihrem 2010 uraufgeführten Theaterstück „Der Vorname“ eindrucksvoll unter Beweis, dass man in Frankreich mit dem Genre der bissigen Gesellschaftskomödie unverkrampft und elegant umgehen kann. Nicht nur landeten die beiden Autoren den größten Presse- und Publikumserfolg der Pariser Spielzeit 2010/2011, das Stück wurde auch für den Prix Molière nominiert, die höchste literarische Auszeichnung Frankreichs. „Wir lachen uns kaputt und fassen uns betreten an die eigene Nase“ kommentierte etwa Die Welt. Inzwischen wurde das Stück auch mehrfach verfilmt.

Das TiK adaptiert das Erfolgsstück

Für seine traditionelle Open-Air-Sommerproduktion im Hof des steirischen Landesarchivs am Karmeliterplatz hat sich das Theater im Keller unter der Regie von Bernd Sračnik des Stoffs angenommen. Wortwitz und Dialoge in der besten Tradition der kritischen Gesellschaftskomödie treiben atemlos eine Handlung voran, die bei aller Komik auch manchen ahnungsvollen Blick in die Abgründe der Figuren erlaubt. Der Plauderton ist nur der trügerische Anfang, bald wird nicht nur dem porträtierten Milieu, sondern auch dem Publikum der Spiegel vorgehalten. Die temporeiche Achterbahnfahrt führt konsequent vom Oberflächlichen zum Grundsätzlichen und wird so zu einem perfekten Beispiel intelligenter Unterhaltung.        

Premiere: 3.8., 20 Uhr
Termine: 4., 5., 10., 11., 12., 15., 17., 18., 19., 20., 21., 25., 26., 27., 28. August
Beginn jeweils 20 Uhr, außer So 21. & 28. August, jeweils 19 Uhr

Open-Air im Hof des Landesarchivs
Karmeliterplatz 3, 8010 Graz

www.tik-graz.at