Mit aktuellem Tanz- und Körpertheater beschäftigt sich die Steirische Kulturinitiative seit fast 30 Jahren, noch länger verfolgt Herbert Nichols-Schweiger die Entwicklung des japanischen Tanztheaters Butoh. Vier Performances mit nationalen und internationalen Protagonistinnen und Protagonisten sind nun im Rahmen eines zweitägigen Festivals zu sehen.
Das von ihm kuratierte Mini-Festival zeigt mit vier ganz unterschiedlichen Positionen die beeindruckende Bandbreite und Vielfalt dieser ästhetischen Tradition im Lesliehof im Joanneumsviertel. An zwei Abenden wird die künstlerische Verwandlung des Ende der 1950er aus Japan kommenden und inzwischen weltweit weiter entwickelten Butoh nachgezeichnet: ein Weg, der von gesellschaftlichen Brüchen (japanische Uralt-Traditionen, der bislang einzige kriegerische Atombombenabwurf und die anschließende US-Coca-Cola-Kultur der 1950er- und 1960er-Jahre in Japan) evoziert wurde und dessen Einflüsse (u. a. auch der sogenannte Deutsche Ausdruckstanz und weltweiter künstlerischer Aktionismus) in eine neue Tanzwelt entwuchsen. Positionen zeigt nun vier bisher kaum in der Steiermark vertretene Künstler*innen, die unterschiedliche Generationen und Stile der weltweiten Butoh-Bewegung repräsentieren.
Tag eins: 9. September
Den Auftakt macht die in Wien lebende Stephanie Tietz (A) mit less is more, am Schlagzeug: Andi Menrath. Sie strebt zu neuen Ufern des Tanzes, zwischen Natur und Dekonstruktion findet sie frische Möglichkeiten: „Meine Arbeit fokussiert Tanz als Experiment und Dialog mit Zeit, Raum und dem Dazwischen – als Verkörperung im Jetzt.“
Der mittlerweile weltweit bekannte Ken Mai (FIN) zeigt erstmals in Mitteleuropa The Swan Hymn, inspiriert von Anna Pawlowas Ballett Der sterbende Schwan. Mai entwickelte es zu einem innovativen, zeitgenössischen Schöpfungsprozess. Es integriert Elemente des klassischen Balletts, die einen zarten und eleganten Kontrast zu den Elementen des heutigen Tanzes herbeiführen, um Angst, Freude, Liebe, Tod und heilige Phänomene auszudrücken.
Tag zwei: 10. September
In Österreich ist DaniMayu die intensivste Erscheinung in dieser Disziplin. Ausgangspunkt für ihr Stück nothing but ist das Erwachen nach jahrelangem Warten und Hoffen. Das Leben ist zum Stillstand gekommen und man weiß nicht einmal mehr, worauf man gewartet hat. Für sie ist Tanz ihre Stimme: „Ich entwickle Bilder aus (m)einem Thema heraus, die meinen Körper bewegen. Das, was die Zuschauer empfangen, ist deren Antwort.“
Eine Katze hat neun Leben, dann wird sie zu Staub – Ziel des Staubes ist eine neue Katze. Das ist der Plot von Yuko Kaseki bei 9 steps to dust. In neun Schichten innerer und äußerer Verwandlung findet das Werk seine eigene physische Metamorphose aus Fleisch und Knochen, Wasser und Kalk, Luft und Staub. Kasekis Performance zielt darauf ab, die Existenz des Außenseiters zu reflektieren.
TanzTheater – Positionen
9. & 10.9., 19 Uhr
Lesliehof / Joanneumsviertel
Tickets erhältlich bei Öticket, Eintrittspreise pro Abend: 15 €, ermäßigt 12 €