Um Vielfalt und Stärke der Grazer Jazzlandschaft zu zeigen und ein neues und junges Publikum zu gewinnen, geht der Verein grazjazz in der langen grazJAZZnacht am 24. März wieder in die nächtliche Großoffensive.
Nicht alle feiern ihre Jubiläen. Im Falle von grazjazz wird das 25-jährige Betriebsjubiläum der einst als Jazzkartell Graz bekannt gewordenen Plattform und IG der Grazer Jazzveranstalter eher als beiläufiger Kollateralgewinn der Vorbereitungen zur zentralen Veranstaltung des Jahres ausgegeben. Und hat deshalb auch eher nur zufällig etwas damit zu tun, dass die traditionelle lange Jazznacht, aka grazJAZZnacht, heuer länger und vielfältiger denn je ist. Neben vielen arrivierten Musikern der heimischen Szene stehen diesmal auffallend viele junge Verdächtige und Geheimtipps in der Vitrine der grazJAZZnacht.
Dafür hat ausgerechnet die rührige Jazzwerkstatt Graz die Tore des ehrwürdigen Royal Garden Jazz Club in der Bürgergasse öffnen lassen, um dort das Syncopation Trio als den Opener eines Abends anzukündigen, der den Nachwuchshoffnungen gilt. Die Mission dieser Band rund um den Tiroler Saxophonisten Max Glanz, der erst vor Kurzem beim TonArtTirol preisgekrönt wurde, ist so einfach wie komplex: Eigenkompositionen zwischen Tradition und Moderne so einzigartig zu gestalten, dass die Synkopen nur so fliegen. Gespannt sein darf man ebendort auch auf die junge steirische Sängerin Anja Obermayer aka Anja Om, die diesmal für ihre Mischung aus Pop-Musik und kontemporärer Improvisation weitere Sängerinnen mit dabei hat. Ebenso noch am Anfang einer vielversprechenden Karriere steht der Kärntner Saxophonist Dennis Brandner, der zur Zeit gerade sein Glück in New York versucht. Das hinterlässt natürlich Spuren in seinem eklektisch elektro-akustischen Trio Still Head, das als Gast von open music ins Forum Stadtpark kommt.
Der Stern der jungen Berlinerin Anna Tsombanis ist hingegen beim Marianne Mendt Jazzfestival vor fünf Jahren aufgegangen. Ihr warmer und ausgefüllter Ton am Tenorsaxophon im Verein mit bestechender Entschlossenheit war „geradewegs eine Aufforderung“, das Anna Tsombanis Trio zu einem Einzelkonzert ins Stockwerk einzuladen. Mit sechzehn Programmpunkten, zwölf Bands, einer Late-Night-Session und einer Brazilian Jazz Party in sieben Clubs ist die nächtliche Prozession durch die Grazer Jazzwelt heuer also länger und vielfältiger denn je. Zwischen Mumuth und Forum Stadtpark, dem emeritierten Royal Garden Jazz Club und dem atmosphärischen Stockwerk, dem neuen Tube’s sowie dem studentischen WIST oder dem legendären Theatercafé – jazzmäßig geht man dabei bis an die Grenzen des Genres, wenngleich freilich jeder Club mit einem repräsentativen Beitrag seiner Programmlinie punkten will. Das ergibt einen äußerst abwechslungsreichen musikalischen Streifzug, der sich von Hard Bop bis zur Postmoderne erstreckt. Mit dabei sind auch das Berndt Luef Quartett, das Jazztett Forum Graz, Emiliano Sampaio mit seinem Meretrio oder das Saxophongewitter Sax No End. Müßig zu erwähnen, dass es diese turbulente Reise quer durch Graz und alle Facetten des zeitgenössischen Jazz wieder für ein kostenschonendes One-for-All-Ticket gibt.