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Panoptikum Österreich auf der Leinwand

Bianca Gleissinger, 27 Storeys (AT 2023) Foto: Klemens Koscher

Das Festival des österreichischen Films Diagonale zeigt auch dieses Jahr wieder einen Querschnitt durch den Gegenwartsfilm. Neben den 115 Wettbewerbsfilmen geben historische Wiederentdeckungen und Schwerpunkte Einblick in die Arbeit heimischer Filmschaffender.

Text: Lydia Bißmann

Die Filme zeigen nicht nur das Können der österreichischen Filmszene, sie inszenieren zum Teil auch das Land selbst als Hauptdarsteller. Im Programm Kostümfilme wie Corsage, die international mehrfach ausgezeichnete Arbeit der in Graz geborenen Regisseurin Marie Kreuzer, oder Dieter Werners Alma & Oskar (AT/CH/DE/CZ 2022), der die etwas ungesunde Liebe zwischen Alma Mahler-Werfel und Oskar Kokoschka erzählt. Der berührende Antikriegsfilm Der Fuchs (E/AT 2022) von Andreas Goginger beleuchtet das Schicksal eines ungeliebten Sohnes und Peter Hengels Family Dinner (AT 2022)  ist eine Art Heimat-Horrorfilm. Chris Raiders Sterne unter der Stadt (AT 2022) ist eine Lovestory, bei der auch das Wiener U-Bahnsystem filmisch angehimmelt wird. Sebastian Brauneis Film Die Vermieterin (AT 2023) wird beim Festival zum ersten Mal in Österreich gezeigt und etabliert damit gewissermaßen ein neues Filmgenre: den Mietrechts-Krimi. Neben Jungstar Marlene Hauser spielt hier die Trägerin des Großen Diagonal Filmpreises, Margarethe Tiesel, mit. Cornetto im Gras (AT 2023) von David Lapuch erzählt Geschichten rund um einen Kioskbetreiber, der sich mit Spinnen, einem dementen Großvater, einem entlaufenen Pferd und anderen poetischen Alltagsangelegenheiten herumschlagen muss.

Sebastian Brauneis, Die Vermieterin (AT 2023) Foto: greatartig/Julio Del Bianco, Babak Nabawi

Österreich im Porträt

In der Sparte Dokumentarfilm erlaubt das Festival Diagonale einen Einblick in wichtige österreichische Institutionen. Stams (AT/DE 2023) von Bernhard Braunstein untersucht die titelgebende Eliteskischule und ihre knochenharten Trainingsmethoden. Bianca Gleissinger untersucht in 27 Storeys (AT 2023) die Hobby- und Clubräume des Wohnparks Alterlaa, jenem Ort, „an dem es Pools für Proleten“ gibt und alle wie die Reichen wohnen. Eine Erstaufführung ist der Film Vienna Calling (2023 AT) von Philipp Jedicke, der anhand einiger Originale eine Szene abseits des Mainstreams erkundet. Voodoo Jürgens, der Nino aus Wien, EsRap und Lydia Haider treffen einander im Naschmarkt Beisl Schmauswaberl und erlauben dem Kinopublikum in der Dokumentation Einblicke in die Welt des „Rock ’n’ Roll Swindle“.

Michael Glawogger, Frankreich wir kommen
(AT 1999)
Foto: Lotus Film

Rare Gelegenheiten In der Reihe In Referenz zeigt die Diagonale vier Filme mit der in Graz aufgewachsenen Filmschauspielerin Marisa Mell, der auch eine Ausstellung im Graz Museum gewidmet ist. Zur Person widmet sich dem Werk von Goran Rebić und zeigt sieben Filme des Regisseurs, Cutters und Schauspielers, der sich darin mit Themen wie Arbeitsmigration oder dem Zerfall Jugoslawiens auseinandersetzt. Das Historische Special bietet die rare Gelegenheit, teils extra restaurierte Werke aus den heimischen Filmarchiven fernab der Hauptstadt zu sehen. Darunter Michael Glawoggers Frankreich, wir kommen (AT 1999), für den der Regisseur die seltene Gelegenheit nutzte, das Nationalteam zur Fußballweltmeisterschaft 1998 nach Frankreich zu begleiten. In der Sektion Innovatives Kino zeigen neue, teils international gefeierte Arbeiten von Siegfried A. Fruhauf, Billy Roisz, Sarah Pirker oder Susi Jirkuff Schnittmengen von Kino, Performance und bildender Kunst auf.

Mario Bava, Diabolik (IT/FR, 1968)
Foto: Filmarchiv Austria

Diagonale, Festival des österreichischen Films, 21.–26. März 2023
Das vollständige Filmprogramm der Diagonale 23 finden Ineressierte auf www.kuma.at sowie www.diagonale.at