Für viele Regionalmuseen in der Steiermark beginnt mit 1. April die Hauptsaison. Der Steirische Museumsverband MUSIS unterstützt die regionalen Museen mit fachlicher Beratung, Vernetzung, Austausch und Weiterbildungsangeboten.
Text: Lydia Bißmann
Vor über 30 Jahren hat sich der Verband MUSIS zum Ziel gesetzt, der diversen, bunten und faszinierenden Museumslandschaft in der Steiermark mit Bildungsangeboten, Netzwerktreffen und viel Kommunikation nach innen und außen unter die Arme zu greifen. Das Motto lautete damals dabei „Hilfe zur Selbsthilfe“, woran sich bis heute nichts geändert hat, wie Obfrau Anja Weisi Michelitsch erzählt. Seit 1991 arbeiten bei MUSIS sowohl die BetreiberInnen kleiner und großer Museen und Sammlungen als auch interessierte BesucherInnen und Institutionen zusammen. Anja Weisi Michelitsch selbst leitet das Steirische Feuerwehrmuseum Kunst & Kultur in Groß St. Florian, das sich mit der zeitgenössischen Kunst ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen hat.
Orte der Bildung vor der Haustür
In der Steiermark gibt es aktuell mehr als 446 museumsähnliche Kultureinrichtungen und Privatsammlungen, von denen 346 tatsächlich in Betrieb sind. 114 davon gelten als registrierte Museum, da sie bestimmte Kriterien wie eine Sammlung, ein Verzeichnis darüber und regelmäßige Öffnungszeiten erfüllen. 46 davon sind derzeit mit dem Österreichischen Museumsgütesiegel für hervorragende Qualität ausgezeichnet, das einmal im Jahr vergeben wird. Museen stiften Identität und sind wichtige Orte der Bildung. Als Stadtmuseen erzählen sie die Geschichte eines Ortes, als Spezialmuseen bieten sie Einblick in das bäuerliche oder klösterliche Leben, technische Entwicklungen, archäologische Ausgrabungen, Brandbekämpfung, Mobilität, Kommunikation oder traditionelles Brauchtum. Jedes für sich ist einzigartig und ganz eng mit den jeweiligen Orten und den betreibenden Personen oder Institutionen verbunden.
Ehrenamt und Nachwuchs
Rund 198 der steirischen Museumseinrichtungen werden ehrenamtlich geführt. Aber auch von den hauptamtlich geführten Museen werden viele davon in Teilzeit geleitet. Kleine Museen sind oft eine One-Woman- oder One-Man-Show. Die Ansprüche von Sammeln, Bewahren, Dokumentieren und Ausstellen werden nicht selten von einer einzigen Person mit Spezialwissen erfüllt, die sich daneben noch um die Finanzierung der Einrichtung kümmern muss. Hier setzt MUSIS an und organisiert regelmäßige Fortbildungen, Möglichkeiten zum Austausch und Informationsveranstaltungen. Am steirischen Museumstag, der jedes Jahr einen Samstag nach Ostern stattfindet, gibt es etwa ein großes Netzwerktreffen, bei dem gemeinsam ein bestimmtes Thema behandelt wird. Dieses Jahr stehen dabei am 15. April in Eisenerz die Personen hinter den Museen im Fokus. Mit dem Programm Erasmus+ gibt es seit 2015 die Möglichkeit, KollegInnen in europäischen Partnerstädten einige Tage lang bei ihrer täglichen Arbeit im Museum zu begleiten und von ihnen zu lernen. MUSIS ist aber auch Werbeträger für die steirischen Museen und damit wichtige Informationsquelle für die BesucherInnen. Auf der MUSIS-Webseite sind alle registrierten Einrichtungen erfasst und mit Angebot, Rahmenprogramm, Sonderausstellungen und Öffnungszeiten kompakt beschrieben. MUSIS geht aber auch vor Ort in die Regionen selbst, erfragt Wünsche und Probleme und bietet Beratungsgespräche an. Neben der Frage der Finanzierung ist dabei vor allem eines wichtig: der Nachwuchs. Viele, mit sehr viel Sorgfalt, Leidenschaft und Zeitaufwand von Einzelpersonen betreute Sammlungen stehen vor dem Problem der Übergabe oder suchen eine neue Heimat. Das Generationenproblem betrifft aber auch die Gäste. „Die wichtigste Zielgruppe für uns ist der Nachwuchs, die SchülerInnen“, so Anja Weisi Michelitsch. Exkursionen sind durch Vorschriften, ein dichtes Schulprogramm oder hohe Anfahrtskosten viel schwieriger geworden als noch vor einigen Jahren. „Dennoch haben wir uns das Ziel gesetzt, dass jede steirische Schülerin und jeder steirische Schüler zumindest einmal im Jahr ein Regionalmuseum besucht haben soll.“