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„Oper, öffne dich!“

Der designierte Intendant Ulrich Lenz präsentierte gemeinsam mit dem zukünftigen Chefdirigenten Vassilis Christopoulos, dem neuen Ballettdirektor Dirk Elwert und der künftigen Chefdramaturgin Katharina John das Programm seiner ersten Saison Foto: Fischer

Eine Reise durch Zeiten, Stile und Geschichten: Ulrich Lenz, designierter Intendant der Oper Graz, präsentierte das Programm seiner ersten Saison.

„350 Jahre Musiktheatergeschichte umfasst der Spielplan der kommenden Saison an der Oper Graz – von dem barocken, genreübergreifenden Gesamtkunstwert Der Bürger als Edelmann von 1670 bis zur 2021 uraufgeführten Opera Ballad Schlaflos. Ich setze das breite, vielfältige Angebot an unterschiedlichen Genres, Epochen und Stilen meiner von mir hochgeschätzten Vorgängerin Nora Schmid fort und weite dabei ein wenig die ,Ränder‘ des Repertoires in Richtung Barock und zeitgenössischer Oper aus“, so der designierte Intendant Ulrich Lenz.

Oper, Operette & Musical

Gleich vier Regieteams stellen sich bei der Eröffnungspremiere der Saison 2023/24 am 30. September erstmals an der Oper Graz vor und setzen mit Jacques Offenbachs Hoffmanns Erzählungen das wohl berühmteste Fragment der Opernliteratur in Szene. Am 3. November folgt mit Mark Twains Klassiker Tom Sawyer eine Geschichte, die von Freundschaft, wilden Abenteuern, dem Erwachsenwerden und der ersten, zarten Liebe erzählt. Mit Macbeth, Giuseppe Verdis visionär-zeitloser Parabel über die Gier nach Macht, stellt sich ab 25. November Chefdirigent Vassilis Christopoulos vor. Das Musical der Saison erblickt am 16. Dezember das Bühnenlicht: Schier berstend vor Energie entfaltet sich kurz vor Weihnachten mit George Gershwins Meisterwerk Crazy For You ein temporeicher Mix aus Glamour, Cowboys und Stepptanz. Das Jahr 2024 beginnt mit der tief berührenden Liebesgeschichte Schlaflos: Die Opera Ballad aus der Feder des zeitgenössischen Komponisten Peter Eötvös ist düsteres Zeugnis unserer Gegenwart und gleichzeitig Beweis für die strahlende Lebendigkeit sinnlichen zeitgenössischen Musikthea­ters. Mit Anton Foersters Die Nachtigall von Gorenska ist ab 10. Februar die slowenische Nationaloper – ein Juwel der Opernliteratur – zum ersten Mal in Graz zu erleben. Von Foxtrott bis Csárdás reicht die musikalische Vielfalt von Robert Stolz’ heiterer Räuberpistole Venus in Seide, die am 16. März Premiere feiert. Neben Sieglinde Feldhofer und Matthias Koziorowski geben sich auch Staatsopern-Star ­Ildikó Raimondi und SOKO-Kitzbühel-Kommandant Ferry Öllinger die Ehre. Pünktlich zu Frühlingsbeginn heißt es dann Kálmán goes Broadway mit dem romantischen Musical Marinka, einer hybriden Mischung aus Operette und Musical, das ab 21. März in zwei konzertanten Aufführungen zum ersten Mal in Österreich zu erleben sein wird. In einer Kooperation mit dem Schauspielhaus beschließt die Oper Graz am 27. April den Premierenreigen mit einem sommerlichen Spektakel aus Schauspiel, Tanz, Musik und Gesang: Der Bürger als Edelmann von Jean-Baptiste Lully und Molière ist frühes Gesamtkunstwerk und Komödie von leichter Hand.

Foto: Moodley Brand Identity

„Tanzwucht“ des Ballett Graz

Das Ballett Graz präsentiert unter der Leitung des neuen Ballettdirektors Dirk Elwert vier Neuproduktionen. Den Auftakt macht am 21. Oktober Orlando von Marguerite Donlon auf der Grundlage von Virginia Woolfs epochemachendem Roman. Ab 4. April präsentieren in Bach Variations drei ChoreografInnen der internationalen zeitgenössischen Tanzszene ihren Blick auf die Musik von Johann Sebastian Bach: mal lebensfroh wirbelnd, mal wild funkelnd, mal konzentriert und meditativ. Die Tanzsaison auf der Studiobühne startet am 8. Februar mit Vom Verschwinden der Körper, einer Arbeit der kubanischen Choreografin Maura Morales. „We’re not hunting the beast, we are the beast“, heißt es ab 19. Juni, wenn die TänzerInnen des Ballett Graz in Yaron Shamirs Tanzabend Urban Wolves dem Gefühl der Freiheit mit Schnelligkeit, Präzision und Kraft begegnen: Rau, düster und doch auch mit Anmut durchstreifen die Stadtwölfe ihren Lebensraum. Dirk Elwert: „,Tanzwucht‘ steht als Leitgedanke über der ersten Spielzeit des neuen Ballett Graz. Mit stilistischer Vielfalt, mit Sinn und Sinnlichkeit wollen die TänzerInnen des Ensembles Neugier wecken und zu einer gemeinsamen künstlerischen Reise einladen.“

Vielfältige Konzerte

Rund um den Jahreswechsel wird es erst besinnlich mit dem traditionsreichen „Advent in der Oper“-Konzert Anfang Dezember, um zum Neujahrskonzert unter dem Motto „Vive la France“ das neue Jahr energetisch und schwungvoll zu begrüßen. Am 5. April erwartet das Publikum das Sonderkonzert Divina commedia: Die Göttliche Komödie aus der Feder Dante Alighieris inspirierte Franz Liszt zur Komposition seiner Dante-Sinfonie für Orchester und Frauenchor. Wenn die Tage wärmer werden und sich die Natur in voller Schönheit entfaltet, ist es Zeit für das große Abschlusskonzert der Saison 2023/24. Am 29. Juni erwartet das Publikum unter dem Titel „Sommernächte“ ein reiches musikalisches Fest mit Werken von Lili Boulanger, Hector Berlioz und Ludwig van Beethoven. Doch vor alledem kündet das Eröffnungskonzert Auftakt am 23. September 2023 von der Lust an Vertrautem und der Neugierde auf Neues. Mit einem perspektivenreichen Programm, beginnend mit dem fulminant-virtuosen Don Juan aus der Feder des jungen Richard Strauss, wird schwungvoll die neue Spielzeit eingeläutet.

Das frisch aufgelegte Programmbuch führt durch die Saison
Foto: Fischer

 „Oper, öffne dich!“

In Abwandlung der berühmten, Schatzhöhlen öffnenden Zauberformel intensiviert die Oper Graz mit unterschiedlichen Projekten und Produktionen hinkünftig auch ihre Bemühungen, ein „opernfernes“ Publikum für die Schätze des Musik- und Tanztheaters zu begeistern. Die in Kooperation mit dem Kunsthaus veranstaltete Musiktheater-Performance Der Kirschenrummel, die am Kaiser-Josef-Platz beginnt und im Kunsthaus am Südtiroler Platz endet, erinnert ab Mai 2024 an ein historisches Ereignis – den blutig niedergeschlagenen Protest gegen die erneut gestiegenen Kirschenpreise im Jahre 1920. Die Oper am Land ermöglicht ab Jänner 2024 das in Kooperation mit der Kunstuniversität Graz und unterstützt vom Land Steiermark ausfahrende „Opernpucherl“. Ein Kleinbus, bis unters Dach beladen mit vier InstrumentalistInnen und zwei SängerInnen, macht Halt in ländlichen Regionen der Steiermark, um Menschen jeden Alters mit der Sage des Berggeists vom Schöckl als Miniatur-Oper zu überraschen. Mit Heimatlieder aus der Steiermark macht sich die Oper Graz unter fachkundiger Anleitung auf die Suche nach gestern, vorgestern oder vor langer Zeit schon zugewanderten Musiktraditionen. Und nach den Menschen, die sie ausüben – und am 18. Juni 2024 auf der Bühne der Oper Graz präsentieren. Last but not least erobert im Rahmen des InTaKT-Festivals eine neu gegründete inklusive Musiktheatergruppe mit einer eigenen Version der Beggar’s Opera in der Regie von Georg Schütky das Spiegelfoyer des Opernhauses. Und natürlich ermöglicht auch das reichhaltige Angebot für Kinder & Jugend in der neuen Spielzeit mit Stücken für junges Publikum und in diversen Workshops der „OperAktiv!“ Musikerlebnisse für alle Altersklassen.       

www.oper-graz.com