Die bisherige Saison hat vier neue Stücke ins Theater im Keller gebracht. Doch man hat 2023 noch viel mehr vor.
Gestartet wurde die Spielzeit 2022/23 im September des Vorjahres mit der Wiederaufnahme von Lilly Jäckls – für das TiK verfasstem – Stück Sandwesten. „In diesem Werk hat die Autorin die Vereinzelung im digitalen Zeitalter thematisiert, die durch die Pandemie noch befeuert worden ist“, so Alfred Haidacher, Leiter des ältesten Kellertheaters Österreichs. Im Anschluss daran wurde mit der Uraufführung von Shortcuts 22 des Grazer Autors Martin G. Wanko die Pandemie-Nachbetrachtung auf humorvollerer Ebene und mit bewusst gesuchter Publikumsbeteiligung und offenem Ende vorläufig abgeschlossen. Die erste Premiere 2022 erfolgte im Februar mit Evald Flisars Sonnenflecken. „Das Stück über unbewältigte Vergangenheit war die bereits dreizehnte Premiere in unserer Reihe Flisar complete, die versucht, das dramatische Gesamtwerk des berühmten slowenischen Autors vollständig ins Deutsche zu übertragen und auf die Bühne zu bringen“, so Haidacher zu seinem Herzensprojekt. „Zwei Stückrealisierungen fehlen uns noch zur Beendigung dieses ehrgeizigen Vorhabens, das bereits 2024 das vorletzte Stück aus Flisars dramatischem Werk auf die Bühne bringen soll.“
Großer Betrieb in kleinem Theater
Zuletzt wurde mit dem dramatischen Gedicht Paradis, das von Sophie Reyer als Auftragsarbeit für das TiK verfasst worden war, eine mittlerweile nahezu vergessene Komponistin, nämlich Maria Theresia Paradis, gewürdigt. „Nach der blinden Virtuosin ist in Wien zwar eine recht bekannte Gasse benannt – in der männerdominierten Musikgeschichtsschreibung wird sie heute aber nur am Rande behandelt“, so Haidacher über das Stück, mit dem eine Reihe fortgesetzt wird, in der Autorinnen vergessene oder marginalisierte Künstlerinnen wieder ins Gedächtnis heben. Damit hat das TiK seit dem 21. September 2022 im Durchschnitt rund alle vier Tage eine Vorstellung gespielt. „Das ist eine gute Leistung für ein kleines, niedrig dotiertes, aber dafür umso ambitionierteres Theater.“ Auch bemerkenswert: Alle Aufführungen der deutschsprachigen AutorInnen waren Uraufführungen, die Flisar-Premiere eine deutschsprachige Erstaufführung. Nicht zu vergessen das zweitägige Gastspiel des Wiener Herminentheaters, das im Mai mit Ein bescheidenerer Vorschlag (Nestroy-Preis für die beste Off-Produktion 2022) im TiK gastierte.
Was noch kommt
Wie immer drängt das TiK im August wieder ins Freie – wenn möglich in den Hof des Landesarchivs am Karmeliterplatz. „Das Stück ist in Vorbereitung. Nach dem Erfolg der klugen Komödie Der Vorname im Vorjahr wird es wieder eine französische Komödie sein. Da noch nicht alle Verträge abgeschlossen sind, bleibt der Titel noch ein Geheimnis.“ Und im Herbst? „Auch der Start in die nächste Spielzeit steht bereits fest. Mit der Grazer Erstaufführung von Günter Eichbergers Stück Brennendheißer Wüstensand wird das TiK in das dreiundsiebzigste Jahr seines Bestehens starten“, so Haidacher. Mit Freddy Quinn hat das Stück allerdings nur höchst mittelbar zu tun, so viel darf verraten werden. WP