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„Das Sommertheater ist unsere Spielwiese“

Alfred Haidacher, Kopf des Theaters im Keller, über das TiK-Sommertheater am Karmeliterplatz, Open-Air-Blockbuster und ein Spiel von Lüge und Wahrheit.

Text: Wolfgang Pauker

Das Sommertheater hat lange Tradition. Wie entstand die Idee der Expositur des Theaters im Keller?

Da muss man bis in die 80er-Jahre zurückgehen. Der damalige, großartige Schauspieler und Theaterleiter Norbert Hainschek hatte die Idee, dass auch das TiK Freilufttheater machen solle, das etwas höheren Ansprüchen genügen würde als die wenigen Boulevardanbieter der damaligen Zeit. Es ist ihm gelungen, den kleinen Landhaushof für das TiK zu ergattern und man startete mit einer frechen Inszenierung von La Mandragola aus der Feder von Niccoló Machiavelli. Weiter ging es in diversen Spielstätten vom Hof des Stadtmuseums, heute Graz-Museum bis zum Hof der Musikhauptschule Ferdinandeum. Seit nunmehr vier Jahren sind wir im Hof des Steiermärkischen Landesarchivs am Karmeliterplatz tätig. Mittlerweile spielen ja viele Theater im Sommer, auch im Freien, aber in Graz war das TiK wieder einmal einer der Vorreiter.

Wie unterscheidet sich die Vorbereitung vom Betrieb in der angestammten Heimat?

Die Vorbereitung verläuft ähnlich, lediglich die Proben auf der eigentlichen Bühne sind im Verhältnis zum Stammhaus zeitlich viel eingeschränkter – heuer werden wir etwa nur drei Bühnenprobentage haben. Da muss auch der Um- und Aufbau, das Einleuchten, der Buffetaufbau und was sonst noch so dazugehört erledigt werden. Es fühlt sich ein bisschen an, wie auf einer Tournee, zumindest am Anfang. Wir brauchen also Schauspieler mit improvisatorischem Talent und rasanter Anpassungsfähigkeit.

Die im Sommertheater gezeigten Stücke sind stets theatrale „Blockbuster“. Spricht man damit andere Besucher an als das klassische Publikum des TiK?

Ja, natürlich. Der Sommer ist so etwas wie unsere Spielwiese. Da gehen wir hinaus, um auch das leichtgängigere Metier zu erproben. Aber Autoren wie das Team des Vorjahres oder der Autor des heurigen Stücks, Florian Zeller – immerhin Oscarpreisträger für die beste Drehbuchadaption, haben durchaus Anspruchsvolles zu bieten. Klar wollen wir aber Stoffe und Schreibende bevorzugen, die ein größeres Publikumssegment ansprechen können, als es die übliche Linie des Theaters im Keller mit seinem Hauptaugenmerk auf Gegenwartsdramatik und vielen Stückaufträgen tut.

Heuer hat man sich für eine Komödie des französischen Dramatikers Florian Zeller entschieden. Wie schwierig ist es, von den großen Verlagen die Freigabe zur Umsetzung zu bekommen?

Tja, wenn das Stück „frei“ ist, also kein anderes Theater in der Region bereits die Rechte im selben Zeitraum erworben hat, ist es nicht so schwer. Auch hat sich das TiK über die Jahrzehnte einen gewissen Ruf erarbeitet, das hilft. Schwerer ist es, die Tantiemenforderungen zu bedienen, weil es bei Kleintheatern halt immer angespannte Budgets gibt. Aber natürlich haben auch Verleger*innen und vor allem Schreibende ein Anrecht darauf, für ihre Arbeit gerecht bezahlt zu werden.

Das Stück verspricht ein Spiel von Lüge und Wahrheit. Worum geht es konkret?

Genau darum! Es geht um Eigennutz, um (ehelichen) Betrug, spießbürgerliche Feigheiten, (scheinbare) Großmut und die Frage, was denn nun die „ganze Wahrheit“ ist. Das Publikum lernt den Stückablauf aus der Position des spießigen Michel kennen, hat also immer genau die gleichen Informationen wie der hin- und hergeschleuderte Protagonist, zerrieben zwischen zwei Frauen und seinem besten Freund, der mit einer der beiden verheiratet ist. Alle Überraschungen, die sich vor Michel auftun, und das sind nicht wenige, tun sich auch vor dem Publikum auf – nur ist das, was für Michel katastrophal verläuft, für das Publikum höchst unterhaltsam.     

Die Wahrheit
Vorstellungen: 22., 23., 24., 25., 26. August, jeweils 20 Uhr & Sonntag 27. August, 19 Uhr

Hof des Landesarchivs
Karmeliterplatz 3, 8010 Graz

www.tik-graz.at