Auf Sommerfrische im Pustertal in Südtirol: Alpine Abkühlung, weitläufige Wanderrouten und viel Kultur & Kulinarik verspricht die Region rund um die drei Zinnen, dem Wahrzeichen der Dolomiten.
Text: Wolfgang Pauker
Südtirol (oder auch Trentino) ist tatsächlich nur vier Autostunden von Graz entfernt. Reichlich wenig, wenn man bedenkt, dass man sich umgehend in einer alpinen Ansichtskartenidylle wiederfindet. Wer im Urlaub also lieber aktiv ist als an überfüllten Stränden nach Schatten zu suchen, der ist hier genau richtig. Doch bevor es hinaufgeht auf knapp 3.000 Meter zu den Drei Zinnen, dem berühmtesten Felsensemble der Dolomiten, heißt es sich akklimatisieren und die Region erkunden.
Vom Kloster zum weltoffenen Dorf
Am besten beginnt man in Innichen, das sich gleich nach der Grenze gelegen als durch und durch italienisch präsentiert. Das verträumte Städtchen, das in den Sommermonaten gut besucht ist, hat sich seinen Charme bewahrt und ist nicht nur Ziel von Wanderern und Alpinisten, sondern auch Gourmets. Sinnbild für die lange Tradition der ältesten Gemeinde des Trentino ist das Hotel Orso Grigio (Grauer Bär), seit mehr als 550 Jahren in Familienbesitz und perfektes Beispiel für die gelungene Symbiose von Historie und Moderne (www.orsohotel.it). Franz Ladinser führt es in neunter Generation, hat das altehrwürdige Haus mit der spätgotischen Hotelhalle und dem sehenswerten Restaurant im Stil der 1950er Jahre um ein zeitgemäßes Spa erweitert und zeigt seine Schätze am liebsten im Weinkeller. Dort wird der vinophile Hotelier auch gerne etwas direkter, wenn man ihn um seine Meinung zum Massentourismus fragt, der durch eine in der Region gedrehte Fernsehserie mit Terence Hill an Fahrt aufgenommen hat.
Erst ins Tal, dann auf den Berg
Vom Tourismus weitgehend verschont blieb das angrenzende Gsieser Tal, wo man Ruhe und Beschaulichkeit zwischen Tannen- und Fichtenwäldern findet. Was man hier auch findet, ist das Restaurant „Zum Graf“, in dem Hausherr Joachim Graf so gut wie ausschließlich mit Produkten aus der Nachbarschaft kocht – mal alpin, mal maritim, aber immer gesund und begleitet von erlesenen Weinen (www.zumgraf.it).
Von hier erreicht man in einer Autostunde das eigentliche Wahrzeichen der Dolomiten: die Drei Zinnen im Hochpustertal. Das markante Ausflugsziel ist ein magischer Anziehungspunkt für Wanderer, Kletterer und Freunde des alpinen Schönheitsideals, welche die kantigen Linien im Kontrast zum Blau des Himmels als Selfie-Hintergrund bemühen. Und das tun viele. Zu viele, zumindest auf der ersten Hälfte der Umrundung. Umso schöner ist die zweite, weit anspruchsvollere Hälfte, welche sich die Scharen an Turnschuhalpinisten, die nur die Wirklichkeit mit all den Kalenderbildern vergleichen möchte, nicht mehr antun.
Traumrouten rund um Terenten
Ganz im Gegensatz zu den Drei Zinnen gilt das Dorf Terenten, etwas tiefer im Pustertal auf rund 1.200 Höhenmetern gelegen, noch als Geheimtipp. Während sich im Tal der Nebel oft hartnäckig hält, scheint hier die Sonne auf das 1.800-Seelen-Dorf. „Wir bringen es auf beinahe 2.300 Sonnenstunden im Jahr“, erzählt Wally Engl, Gastgeberin im Terentnerhof, einem Wellness-Hideaway mit Saunalandschaft und Infinitypool mit Weitblick über die Berge (www.terentnerhof.com).
Nicht zufällig heißt die Adresse hier „Strada del Sole“ – Pustertaler Sonnenstraße. Ihr Mann Harald verwöhnt mit einer hochwertigen und kreativen Küche und als besonderes Zuckerl erhalten Gäste die „Almencard plus“ der Ferien- und Erlebnisregion Gitschberg-Jochtal: Das Ticket gewährt kostenlose Fahrt mit neun Bergbahnen und sämtlichen öffentlichen Verkehrsmitteln Südtirols und erschließt nicht nur einige der schönsten Wanderrouten der Region, sondern auch die Welt von 90 Museen und Sammlungen, u. a. das Archäologie-Museum Ötzi in Bozen oder die vier Messner Mountain Museen.
Kultur in Brixen und Bruneck
Wenige Kilometer entfernt gilt es zwei spannende Städte zu entdecken: Westlich das quirlige Brixen und östlich Bruneck, kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt des Pustertals. Besonders in der über 1.000 Jahre alten Stadt Brixen, einst Reisestation der Kaiser und Bischofsstadt, zeugen verwinkelte Gassen, prunkvolle Gemäuer und mittelalterliche Fresken von einer bewegten Vergangenheit. Die Gegenwart bietet zahlreiche Festivals wie das Water Light Festival mit Licht- und Klanginstallationen, die sich mit den Elementen Wasser und Licht befassen, oder den Kultursommer hinter Gittern „Im Tschmupus“, bei dem in einem ehemaligen Gefängnis Musik und Theater präsentiert wird.