Hannes Schwarz, Kultursprecher der SPÖ Steiermark, über seine Initiative „Kultur mit allen“, Kunst in den Regionen, Fair-Pay und die Ziele im Wahljahr 2024.
Für die SPÖ gilt „Kultur“ als systemrelevant. Warum?
Man hat besonders in Zeiten der Pandemie gesehen, wie wichtig es den Menschen ist, Kunst und Kultur – in welcher Form auch immer – konsumieren zu können. Kunst ist auch gesellschaftspolitisch ganz entscheidend, weil sie einen Beitrag zu einer kritischen Auseinandersetzung liefert und Möglichkeiten der Reflexion bietet. Insofern sind Kunst und Kultur für eine liberale Demokratie und eine aufgeklärte Gesellschaft enorm wichtig. Allein aus diesen zwei Gründen denke ich, dass man auf jeden Fall sagen kann, dass neben anderen Aspekten wie Gesundheitsversorgung, Bildung, Kinderbetreuung oder Infrastruktur auch Kunst und Kultur für das positive Gelingen einer Gesellschaft relevant sind.
Sie sind Kultursprecher Ihrer Partei. Woher stammt das persönliche Interesse für das Wohlergehen der steirischen Kulturszene?
Ich konsumiere selbst gerne Kunst und Kultur, gehe ins Theater, besuche Konzerte und dergleichen. Wenn man sich die steirische Kulturszene anschaut, dann ist diese sehr vielfältig – von der Volkskultur bis zur Hochkultur, was ich auch bei meiner Kulturinitiative „Kultur mit allen“ quer durch die Steiermark deutlich gesehen habe. Wie eingangs erwähnt, ist es für eine zukunftsorientierte Gesellschaft essenziell, dass es Kunst und Kultur gibt. Deshalb bin ich sehr gerne Kultursprecher der steirischen SPÖ.
Welche Ideen steckt hinter der angesprochenen Initiative „Kultur mit allen“?
„Kultur mit allen“ trägt den Inhalt schon ein bisschen im Titel. Es geht ganz einfach darum, jeder und jedem Zugang zu Kunst und Kultur zu verschaffen: Gleichgültig, aus welcher gesellschaftlichen Schicht oder welches Einkommen jemand hat. Zum anderen geht es aber auch darum, Künstler*innen dabei zu unterstützen, Auftrittsmöglichkeiten zu bekommen – und zwar im Rahmen einer fairen Bezahlung. Der Zugang von diesen beiden Seiten – also Kultur für und mit allen – soll in der Steiermark möglich sein. Hierfür haben wir gemeinsam mit Michael Nemeth und Bernhard Schrausser diese Initiative gegründet und beginnend mit Graz viele Auftritte ermöglicht – auch im öffentlichen Raum. In weiterer Folge haben wir versucht, diese Auftrittsmöglichkeiten auf die gesamte Steiermark auszudehnen und gleichzeitig mit regionalen Kulturträger*innen ins Gespräch zu kommen, um herauszufinden, was es an Unterstützung braucht und wie sich die steirische Kulturpolitik weiterentwickeln soll. Auch in Zusammenhang mit der Neuformulierung der steirischen Kulturstrategie. Weil es uns ein Anliegen ist, klarzumachen, wie sich die Kulturlandschaft aus sozialdemokratischer Sicht verändern und vor allem verbessern kann.
Für welche Bereiche braucht es im Sinne der steirischen Kulturszene neue Lösungsansätze?
Das Kulturgeschehen in der Steiermark konzentriert sich sehr auf Graz. Insofern war es mir wichtig, Künstler*innen wie auch Veranstalter*innen in den Regionen bei Diskussionsrunden zuzuhören, und ihre Forderungen ernst zu nehmen. Diese drehten sich in erster Linie um strukturelle Unterstützung, um Unterstützung bei der Abwicklung von Förderungen, um bessere Vernetzung sowohl der einzelnen regionalen Anbieter untereinander als auch in Hinblick auf die Vernetzung mit den politischen Verantwortlichen. Und schlussendlich geht es auch darum, im Förderwesen eine Vereinfachung anzustreben.
Ist die kulturpolitische Entwicklung in den Regionen noch wichtiger als in der Stadt?
Man muss die Wertschätzung gegenüber den regionalen Kulturschaffenden noch stärker zum Ausdruck bringen. Es ist mir persönlich ein sehr großes Anliegen, diesen Aspekt auch in der weiteren Ausarbeitung der steirischen Kulturstrategie 2030 in den Arbeitsgruppen zu berücksichtigen und die Vernetzungs-, Entlastungs- und Unterstützungsinitiativen zu forcieren. Wenn man bedenkt, dass wir in den Regionen Regionalmanagements haben, die sich mit Wirtschaftsentwicklung auseinandersetzen, dann kann ich mir gut vorstellen, dass man gleiches Augenmerk auch auf kulturelle Entwicklung legt und über diese Strukturen anbietet. Wenn man sich etwa den Fachkräftemangel vor Augen führt, dann muss man sich klarmachen, dass Regionen dann attraktiv sind, wenn es dort neben Ausbildungsmöglichkeiten und gesundheitlicher Versorgung auch ein entsprechendes kulturelles Angebot gibt, dass es den Menschen schmackhaft macht, dorthin zu ziehen. Hier wäre es auch ratsam, kulturelles Engagement von regionalen Unternehmen zu fördern und diese mit in die Verantwortung zu nehmen.
Was erwarten Sie sich von der eben im Landtag beschlossenen „Kulturstrategie 2030“?
Ich erwarte mir von Seiten des Landes konkrete Maßnahmen, mit denen auf die Sorgen der Szene eingegangen wird und gemeinsam mit den Kulturschaffenden Lösungen gefunden werden. Und das erwarten sich zu Recht auch alle, die an dem Beteiligungsprozess teilgenommen haben. Ganz zentral werden sicherlich mögliche Lösungsansätze werden, damit Künstler*innen in Zukunft fairer entlohnt werden.
Im kommenden Jahr stehen gleich mehrere Wahlen an. Wie nehmen Sie die aktuelle politische Stimmungslage in Österreich wahr? Welche Chancen schreiben Sie der SPÖ bei der Nationalratswahl zu?
Die Stimmungslage ist nicht zuletzt aufgrund der vielen Krisen der letzten Jahre eine sehr angespannte. Es gibt große Unzufriedenheit – insbesondere auf Bundesebene – mit den Regierenden und dahingehend steht uns dort sicher eine interessante Wahlauseinandersetzung bevor. Ich glaube, dass mit Andreas Babler wieder eine klare inhaltliche Positionierung in der Sozialdemokratie Einzug gehalten hat. Wenn die Menschen wissen, was unser Angebot ist – nämlich eine gerechtere Verteilung des Vermögens, ein Kampf gegen die Teuerung und Inflation, eine gerechtere Besteuerung von Bessergestellten in der Gesellschaft –, dann glaube ich, dass wir gute Chancen in dieser Wahlauseinandersetzung haben.
Welche Ziele setzt sich die steirische SPÖ für die Landtagswahlen 2024?
Das Ziel ist ganz klar, Erster zu werden und den Landeshauptmann zu stellen. Das muss aus meiner Sicht die Zielsetzung sein, denn viele sozialdemokratische Themen haben sich in den letzten Wochen und Monaten in eine sehr positive Richtung entwickelt. Ich denke hier an die Wohnbauförderung und an den Gesundheitsbereich, wo wir viel Geld in die Hand genommen haben, um die Personalsituation zu verbessern. Oder an den elementarpädagogischen Bereich, wo wir etwa mit der Verkleinerung der Gruppengrößen vieles auf den Weg gebracht haben, was ganz klar sozialdemokratische Politik ist. Deshalb bin ich guten Mutes, dass das bei der Wahl entsprechend honoriert wird.