Ein dreitägiges, partizipatives Musikfest – der erste Teil einer mehrjährig angelegten „Attems-Saga“ – wird zum Zentrum der Styriarte 2024, die von 21. Juni bis zum 21. Juli laufen werden.
Ein Kunst-Feuerwerk, angesiedelt in spätbarocker Lebenswirklichkeit und eingebettet in mitreißende Barockmusik, wird Styriarte-Intendant Mathis Huber mit einer so großen wie großartigen Künstler*innenschar und seinem Team mitten im Graz von heute zünden. Treppauf, treppab, so nennt sich sein Auftakt wie das außergewöhnliche Dreitageserlebnis von 28. bis 30. Juni. Hierbei erobert das Publikum am Freitag (ab 17 Uhr) zuerst das barocke Palais Attems und wird Zeuge der hektischen Vorbereitungen für den Besuch der Kaiserin Maria Theresia in Graz 1750. Gleich im Anschluss zieht man geschlossen in die Aula der Alten Universität, wo die Proben für die Jahreszeiten-Oper und der Wettstreit der Opernprimadonnen (Carlotta Colombo und Co.) um die effektvollsten Arienhits laufen. Die Jahreszeiten-Oper, ein Pasticcio aus Vivaldis Vier Jahreszeiten und seinen spektakulärsten Opernarien, erlebt man am zweiten Tag im Grazer Schauspielhaus (19 Uhr) und wird sich auch dort Mitten im Leben und der Aufführungswirklichkeit der ausgehenden Barockzeit wiederfinden. Thomas Höft schreibt das Buch für diese Soap mit Publikumsbeteiligung, Michael Hofstetter dirigiert die Palais Attems Hofkapelle und Adrian Schvarzstein inszeniert das Spektakel. Die Draufgabe folgt am dritten Tag, an dem die Besucher*innen sich im Schloss Eggenberg einfinden und dort in einem Picknickkonzert mit festlicher Musik Königlicher Bläser der Compagnia di punto aus dem Dreitagesfest geleitet werden. Tag eins und zwei der Attems-Saga können nur im Doppel erworben werden, die Jahreszeiten-Oper im Schauspielhaus (11 & 18 Uhr) und die Königlichen Bläser im Schloss Eggenberg (11 & 17 Uhr) gibt es als Einzelvorstellungen am Sonntag an je zwei Terminen. Rund um dieses in die Zukunft weisende Zentrum der Festspiele 2024 strotzt das Programm nur so vor originellen Ideen. Hier ein kleiner Auszug aus den Highlights.
Monteverdi.Caravaggio
Die größten Genies des italienischen Frühbarocks treffen in Tönen und Bildern aufeinander. Was die Revolutionäre Monteverdi und Caravaggio miteinander verbindet, kann man nicht erklären – man muss es sehen und hören. Deshalb stellt die Theatergruppe „Teatri 35“ die berühmtesten Gemälde von Caravaggio in lebenden Bildern nach, während La Venexiana dazu die bewegendsten Madrigale von Monteverdi singt: Tableaux vivants und Madrigali amorosi als barockes Gesamtkunstwerk.
So, 23. Juni, 19 Uhr, Helmut List Halle
Marienvesper
Für ein weiteres Highlights zeichnet Jordi Savall verantwortlich: Er gibt zum Festivalfinale die grandiose Marienvesper, wofür er großes Personal aus seinen Ensembles mit nach Österreich bringt. Der „steirische Petersdom“ in Pöllau ist genau der richtige Raum für die Marienvesper, die Monteverdi dem Barockpapst Paul V. Borghese anno 1610 zu Rom gewidmet hat. Sie hat alles, was die Musik seiner Zeit zur Verherrlichung der Gottesmutter aufzubieten hatte: prachtvolle Chöre, virtuose Solisten, brillante Instrumente, tief bewegende Klangrede und feierlichen Kontrapunkt.
So, 21. Juli, 19 Uhr, Pfarrkirche Pöllau
Styriarte-Bus ab Graz: Abfahrt 17.15 Uhr
Die Macht der Musik
Gleich am ersten Tag, dem 21. Juni, wird Alfredo Bernardini mit Händels Alexanderfest oder Die Macht der Musik das Festival programmatisch einläuten. Ihm zur Seite: der Arnold Schoenberg Chor und sein Zefiro Orchester. Mit seinem Oratorium über Alexander den Großen feierte das Barockgenie Georg Friedrich Händel im London des Jahres 1736 einen der größten Erfolge seines Lebens. Nie war Covent Garden so voll wie am Abend der Uraufführung. In Graz leiht Daniel Johannsen dem antiken Sänger Timotheus seine sonore Stimme, Damien Gastl brilliert als betrunkener Alexander, und Miriam Kutrowatz betört als dessen Geliebte Thais den Herrscher der Welt.
Fr, 21. Juni, 19 Uhr, Helmut List Halle
L’Orfeo
1607 legte Monteverdi in Mantua einem göttlich singenden Tenor die Liebesklagen des Orpheus in den Mund und gab seinem Orchester die ganze Macht der Töne, um den Tod zu überwinden. Im L’Orfeo der Styriarte stützt sich Dirigent und Cembalist Michael Hell mit seinem ART HOUSE 17 auf eine ganz besondere szenische Kooperation: Sand symbolisiert das Reich der Schatten, wo es keine Farben mehr gibt. In bewegten Bildern bannt die Sandkünstlerin Natalia Moro den Mythos auf die Leinwand. Dazu singen hinreißend schöne Barockstimmen die Arien und Chöre von Monteverdis Meisterwerk.
Mi, 10. Juli, 19 Uhr, Helmut List Halle
A Symphonic Tribute to ABBA
Ganz anderen Boden betritt die Dirigentin Elisabeth Fuchs. Sie widmet den von ihr so geliebten Pop-Idolen ein Symphonic Tribute to ABBA, auf die Bühne gebracht vom Festspiel-Orchester, dem HIB.art.chor und mit der Dancing-Stars-erprobten Stimme von Monika Ballwein. Die Styriarte erweist ABBA damit ihren Tribut im größten Stil mit Sinfonieorchester, Chor und Solisten. „Thank you for the music, the songs I’m singing, thanks for all the joy they’re bringing!“ – so sangen ABBA 1977 für ein Millionenpublikum. Im Konzert der Styriarte darf dieser Song so wenig fehlen wie die Freude, die er seit einem halben Jahrhundert verbreitet.
So, 14. Juli, 11 & 19 Uhr, Helmut List Halle
Und noch viel mehr
Und dann hat man etwa noch die Qual der Wahl zwischen Picknickkonzerten mit sechs Celli um Ursina Braun, Klavierzauber mit Bernd Glemser, Ragna Schirmer oder Pierre-Laurent Aimard, einer Serie von Kinderkonzerten um Die Grille und die Ameise von Klassik Cool aus Wien, Reinhard Mey alias Eddie Luis, Enfant terrible der Orgelspieler Cameron Carpenter mit Bach oder der Händelʼschen Feuerwerksmusik mit einem Kollektiv von Bläsern aus vielen Teilen Europas. Und das ist noch längst nicht alles!
Das gesamte Programm der Styriarte 2024 unter www.styriarte.com
Zu allen Veranstaltungen außerhalb von Graz werden von der Styriarte eigene Busse angeboten. Tickets sind auch zu sehr günstigen Konditionen erwerbbar: Junge Menschen bis 27 erhalten im Vorverkauf 50 % und an den Konzertkassen vor Ort Restplätze um Euro 5. Weiters gibt es zwei Versionen von Restplatz-Abos (5er- oder 8er-Abo), ein Jolly-Joker-Abo sowie ganz neu das Hop-on-Ticket (um Euro 12).
Karten und Informationen: Styriarte-Kartenbüro, Sackstraße 17, 8010 Graz