Schauspieler Ben Becker verschmilzt in einer Literatur-Performance mit Joseph Roth an der Oper Graz.
Als österreichischer Jude geboren, als Journalist chronisch pleite, gehörte
Joseph Roth zu den unvergesslichen Szenegestalten im Nachtleben von Wien und Berlin. Nach der Machtergreifung der Nazis ist er einer der ersten Autoren, deren Bücher verbrannt werden. Er flieht 1933 und wird eine maßgebliche Stimme der Exilliteratur. Gleichzeitig ist und bleibt er immer Trinker, immer hart am Rande des Wahnsinns. Gerade diese Verschmelzung von Literatur und Leben, Biographie und Fiktion, Mensch und Mythos ist es, was Ben Becker an Roth fasziniert und was er wie kein anderer mit seiner Stimme und seiner Art zu lesen lebendig werden lässt. Im Zentrum steht dabei nicht nur der einzigartige Autor, sondern vor allem der Mensch Joseph Roth, der sich den politischen Katastrophen seiner Zeit schutzlos ausgeliefert sieht. Im ersten Teil des Abends leiht Becker der unvergesslichen Schlüsselerzählung Die Legende vom heiligen Trinker seine Stimme, einer abgründigen wie berührenden Geschichte aus Roths letzten Jahren im Pariser Exil. In der zweiten Hälfte nähert er sich ihm über den freundschaftlichen Bericht des Zeitgenossen: Géza von Cziffra zeichnet in seinem Erinnerungsbuch Der heilige Trinker ein lebensechtes Portrait sowohl vor dem Hintergrund der gemeinsamen Berliner Nächte als auch im reißenden Strom des Exils. Beide Teile ergeben in der Zusammenführung ihrer Fluchtlinien ein verblüffendes, vielschichtiges und lebendiges Porträt, das auf überraschende und erschreckende Weise auch die heutige Zeit widerspiegelt.
Einzelvorstellung: Di, 21.5., 20 Uhr
Opernhaus Hauptbühne