Start Featureshome „Ein Meister der gestischen Malerei“

„Ein Meister der gestischen Malerei“

Herbert Brandl, O.T., 2023

Ab 22. Oktober zeigt die Galerie Reinisch Contemporary in Graz neue Werke des Kunst-Stars Herbert Brandl. Wir sprachen mit Galerist Helmut Reinisch über Herbert Brandls Kunst und dessen neue Werkserien.

Interview: Stefan Zavernik

Was erwartet die Besucher in der neuen Ausstellung?

In unserer kommenden Ausstellung werden wir Arbeiten von Herbert Brandl zeigen, die als Monotypien entstanden sind. Bei dieser Drucktechnik entstehen Einzelstücke im Rahmen einer Serie. Herbert Brandl interessiert sich stark für unterschiedliche Herstellungstechniken, mit denen er seine Bilder umsetzen kann. Zugleich produziert er gerne in Serien. Auch aus diesem Blickwinkel betrachtet sind die neuen Arbeiten etwas Besonderes. Für die Monotypien malte er vorab auf Plexiglas – das Material saugt nicht und seine Pinselstriche sind so enorm exakt strukturiert. Kurz nach dem Malprozess kommt das Bild dann in eine spezielle Presse. Gedruckt wird auf handgeschöpftem Papier, das ganz besondere Effekte möglich macht.

Wodurch unterscheiden sich die gezeigten Werkserien von seinen bisherigen Arbeiten?

Wir zeigen drei Serien. In einer davon konzentriert er sich auf ein Motiv, das es vorher bei ihm noch nicht gab: den Steinpilz. In einer anderen widmet er sich einem seiner zentralsten Motive, dem Berg. Auch bei diesen Arbeiten handelt es sich um etwas Neues, wenn man so will, denn diese Art von Berg, so schroff und kühl inszeniert, war in seinem Gesamtwerk noch nicht zu finden. Während die Pilze und die Berge als Kleinformate produziert wurden, zeigt die dritte Serie in der Ausstellung etwas größere Landschaftsbilder.

Galerist Helmut Reinisch vor einem Werk von Herbert Brandl

Herbert Brandl ist dafür bekannt, dass er besonders das Großformat schätzt. Was macht für Sie als Galerist und Sammler den Reiz an kleinen Bildern aus, die er malt?

Für uns ist es sehr spannend zu beobachten, ob ein Künstler große und kleine Bilder gleichermaßen gut in den Griff bekommt. Wir kennen Künstler, die mehr oder weniger immer die gleichen Formate auswählen. Über richtig große Formate trauen sie sich nicht drüber, und bei kleinen wird es immer langweiliger, da die Bilder – überspitzt formuliert – nur mehr aus drei Wischern bestehen. Bei Herbert Brandl birgt ein kleines Format dieselben Qualitäten wie ein 12 Meter großes Bild. Hinzu kommt, dass die kleinformatigen Papierarbeiten in unserer Ausstellung auch eine einmalige Gelegenheit darstellen, um an einen „echten Brandl“ zu kommen, ohne dafür ein kleines Vermögen ausgeben zu müssen.

Die Natur, besonders Berge und Landschaften, spielen eine zentrale Rolle in Brandls Schaffen. Wie sehen Sie den Übergang von diesen monumentalen Landschaften hin zu den stillen Pilzmotiven in seinen neuesten Arbeiten?

Die Pilz-Bilder sind aus meiner Sicht etwas Außergewöhnliches, da sie in Bezug zu seiner Heimat in Schwanberg stehen. Zugleich wählt er hier ein Motiv, das anderen Künstlern eventuell zu banal wäre, um sich damit auseinanderzusetzen, und stellt dieses kompromisslos in der Vordergrund.

Herbert Brandl, O.T., 2023

Herbert Brandl gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Maler Österreichs. Was macht Ihrer Meinung nach seine Kunst so einzigartig und zeitlos?

Er gilt als Meister der gestischen Malerei und wird aus diesem Grund auch zu Recht in vielen wichtigen Museen gezeigt. Es zeichnet ihn aus, dass er im Laufe der Jahre immer wieder neue Werkgruppen begonnen hat. Auch bei seinen zentralen Motiven, wie etwa den Bergen, hat er immer wieder neue Ideen entwickelt, um diese umzusetzen. Er betont selbst, dass er kein abstrakter Maler sei. Manchmal sind auch Bilder von ihm, die uns abstrakt erscheinen, nur abstrahierte Landschaften und Stimmungen. Sein Gesamtwerk ist enorm vielfältig.

Können Sie uns einen Einblick geben, wie die Zusammenarbeit mit Herbert Brandl über die Jahre gewachsen ist?

Ich habe ihn bereits 1983 kennengelernt. Mir ist gleich bewusst geworden, dass er ein toller Künstler ist. Seine damaligen Kollegen haben das auch so gesehen. Ich war von Anfang an an seinen Bildern interessiert, er zugleich an meinen antiken Teppichen, mit denen ich handle. Wir haben viel über die Ästhetik und den Inhalt von Bildern und Teppichen diskutiert. Hinter beiden Dingen steht eine Geisteshaltung, wenn sie gut sind. Diese Leidenschaft hat uns schnell auf eine freundschaftliche Ebene geführt. Bis heute arbeitet er sehr gerne mit unserer Galerie zusammen, was eine große Ehre für uns ist. Es ist keine Selbstverständlichkeit, mit einem Künstler wie ihm, zusammenarbeiten zu können. Mein großes Glück ist, dass ich durch unsere freundschaftliche Verbindung manchmal zu Bildern komme, die andere nicht bekommen. In einer reinen Geschäftsbeziehung würde es so ein Vertrauen gar nicht geben können.

Herbert Brandl

Können Sie uns etwas über den Sammler- und Marktwert von Brandls Arbeiten sagen? Wie hat sich sein Werk im Laufe der Jahre in der Kunstszene und auf dem Kunstmarkt entwickelt?

Als ich ihn kennengelernt habe, habe ich mit Begeisterung seine Kunst gekauft. Über die Jahre dann, habe ich mit Freude miterlebt, dass er an der Biennale teilnehmen konnte, dass er in Museen wie der Albertina in Wien oder den Deichtorhallen in Hamburg ausgestellt wurde. Diese Meilensteine in seiner Biografie als Künstler haben natürlich auch dazu geführt, dass seine Kunst enorm an Wert gewonnen hat. Schritt für Schritt hat der Kunstmarkt seine Leistungen honoriert. Als Sammler kauft man Kunst zwar nicht als Wertanlage, aber man freut sich natürlich, wenn Bilder, die einem wichtig sind, um ein Vielfaches mehr kosten, als man vor Jahren dafür bezahlt hat.             

Herbert Brandl – Neue Werke
Zu sehen ab 22. Oktober
Galerie Reinisch Contemporary
Hauptplatz 6, 8010 Graz
www.reinisch-graz.com