Das BRUSEUM in der Neuen Galerie Graz präsentiert mit den Zeichnungen von Hermann Nitsch einen Werkaspekt, der angesichts der Opulenz seiner Aktionen und der Dimension seiner Schüttbilder oft nicht die notwendige Beachtung fand.
Noch bevor der österreichische Künstler Hermann Nitsch 1957 an den Ideen zu seinem Orgien Mysterien Theater zu arbeiten beginnt, setzt er sich bereits zeichnerisch mit den Themen Leid, Kreuzigung, Tod und Auferstehung auseinander. So zählen zu seinen frühesten Arbeiten etwa seine Zeichnungen zu Rembrandts Kreuzigung. Seit Ende der 1950er-Jahre arbeitete er am Entwurf eines gigantischen mehrtägigen Dramas. „Grundanliegen des breit angelegten Gedankengebäudes seines Orgien Mysterien Theaters ist eine Intensivierung der Lebenserfahrung und eine dadurch gesteigerte Daseinsfreude als Mystik des Seins, bei der die Kunst Funktionen der Religionen übernimmt“, so Roman Grabner, Kurator der Schau Hermann Nitsch. Zeichnungen.
Präzise zeichnerische Handschrift
Das gesamte Werk von Nitsch versteht sich als ein Hinabsteigen in die Tiefen und so ist es nicht verwunderlich, dass seine Zeichnungen ab den 1960er-Jahren fantastische, unterirdische Architekturanlagen darstellen, architektonische Gebilde, die gegenständlich ganze Körper nachbilden bzw. darauf Bezug nehmen. Und die sowohl sein allumfassendes Denken wie auch seine präzise zeichnerische Handschrift kenntlich machen. „Nitsch verschmilzt das ‚Naturereignis Mensch‘ zeichnerisch mit wuchernden Architekturen und adaptiert dabei nicht selten christliche Ikonografien“, so Roman Grabner. Gezeigt werden Werke von informellen „Kritzelzeichnungen“ zu abstrakt-expressiven Ölkreidezeichnungen, von monumentalen Architekturentwürfen bis zu Aktionsskizzen, musikalischen Partituren und Farbskalen von mehr als 30 Leihgeber*innen.
Hermann Nitsch. Zeichnungen
Zu sehen bis 23.2.2025
BRUSEUM, Neue Galerie Graz
www.bruseum.at