Start Featureshome „In jedem Ton steckt volles Herzblut“

„In jedem Ton steckt volles Herzblut“

Marcu Merkel Foto: Werner Kmetitschs

Mit dem Konzert „World United in Songs“ bringt Marcus Merkel gemeinsam mit Fatma Said und dem MGV Walhalla zum Seidlwirt eine enorme musikalische Vielfalt auf die Bühne des Congress Graz.

Interview: Stefan Zavernik

Das Konzert „World United in Songs“ verspricht, unterschiedliche Musiktraditionen und Kulturen zusammenzuführen. Was hat Sie zu diesem Konzert inspiriert?

Vorausgegangen ist dem Projekt die Gründung des Männer-Gesangsvereins „Walhalla zum Seidlwirt“ in meiner Studienzeit in Berlin. Schon damals waren unterschiedlichste Nationalitäten vertreten und dieses Vokalensemble hatte immer schon interkulturelles Flair. Aus diesem Grund hat es sich angeboten – insbesondere in der von der Covid-Pandemie hervorgerufenen Zwangspause für Künstler*innen –, die Idee World United in Songs weiterzuentwickeln. Gemeinsam mit der großartigen Sopranistin Fatma Said haben wir dieses Projekt dann im Berliner Konzerthaus umgesetzt und die Mischung, verschiedene Musiktraditionen farbenreich aufzuführen, hat wunderbar funktioniert.

Klassisches Liedgut in Kombination mit mediterranen und orientalischen Einflüssen ist ein zentrales Element dieses Konzerts. Wie haben Sie diese musikalischen Welten in einem Programm vereint?

Dadurch, dass wir das eigentlich seit der Gründung unseres Vokalensembles immer schon so machen, fühlt es sich ganz organisch an. Wenn man etwas mit Leidenschaft und Lust an der Vielfalt macht, entwickelt sich das unweigerlich von selbst hin zu etwas ganz Tollem.

Sie treten gemeinsam mit der gefeierten Sopranistin Fatma Said auf. Was macht die Zusammenarbeit mit ihr und dem „MGV Walhalla zum Seidlwirt“ so besonders für dieses Konzert?

Das Besondere daran ist, dass wir zwar erst kurz miteinander unterwegs sind, es sich aber speziell in dieser Konstellation so anfühlt, als würden wir schon ewig gemeinsam musizieren. In den Anfängen des MGV Walhalla zum Seidlwirt traf man sich im Zuge eines Feierabend-Bieres nach den Vorlesungen und hat gemeinsam gesungen. Meistens oberösterreichische Vokalanleihen. Das wurde stetig erweitert und nun treffen sich lange Freundschaften hier auf der Bühne wieder.

Sopranistin Fatma Said
Foto: James Bort

Das Programm reicht von Werken von Schubert über arabische bis hin zu spanischen Liedern. Welche Botschaft möchten Sie mit dieser musikalischen Vielfalt an das Publikum senden?

Man kann mit klassischen Volksliedern das Herz ebenso erreichen wie mit traditionellen georgischen Liedern, wenn man sie mit Leidenschaft darbietet. So verhält es sich auch mit großen italienischen Opernarien. Das alles trifft ins Herz. Sowohl beim Männerchor als auch bei Fatma: In jedem Ton steckt volles Herzblut.

Weltmusik ist ein bedeutendes Thema in Ihrem Konzert. Was bedeutet der Begriff für Sie persönlich als Musiker und wie spiegelt sich dies in Ihrem Schaffen wider?

Wir kennen in der Musikgeschichte, dass gewisse Traditionen anderer Kulturen übersetzt werden. Beispielsweise ungarische Tänze. Was aber natürlich die damals deutsche Perspektive auf die ungarische Musik zeigt. Das hat oft nichts mit der ungarischen Perspektive darauf zu tun. Ich glaube aber, dass wir unglaublich viel Reichtum daraus ziehen können, die Musik anderer Kulturen aus deren Perspektive zu betrachten. So haben es in der Vergangenheit auch alle großen Komponisten gehandhabt, die sich international informiert und Dinge aufgesogen haben. Was die Kultur insgesamt ungemein nach vorne gebracht hat.

Können Sie uns mehr über die Auswahl der Stücke erzählen? Gibt es besondere Leckerbissen?

Unser persönliches Highlight ist immer Schuberts Ständchen D. 920 (Zögernd leise). Ich habe das vor unglaublich langer Zeit einmal in der  Berliner Musikhochschule gehört und war seitdem total verzaubert. Man kennt das Werk meist mit einer Sängerin und einem Chor dahinter, aber ich finde, es hat eine ganz besondere Intimität mit Sängerin, vier Herren und einem Klavier. Weil es dadurch eine ganz persönliche Note bekommt. Dann gibt es ein Lied, das auch wahnsinnige emotionale Qualität hat: Das sardische Volkslied Non potho reposare. Ein sehr berührendes Liebeslied, das wir extra für unsere Besetzung neu arrangiert haben. Weiters gibt es mit Yamama Beida auch ein ägyptisches Lied, welches wir neu arrangiert haben. Es geht um eine weiße Taube, mit all ihrer Symbolik. Ein arabischer Text, dargeboten von einer ägyptischen Sopranistin mit einer wunderschönen Stimme. Und dahinter wir als Männerensemble.

Das Vokalensemble MGV Walhalla zum Seidlwirt
Foto: Raphael Fischer Dieskau

Das Konzert findet im ehrwürdigen Congress Graz statt. Wie wichtig ist Ihnen der Veranstaltungsort für die Atmosphäre und die Wirkung des Programms?

Wir haben diskutiert, wo wir dieses Konzert zur Aufführung bringen wollen, und waren sehr schnell einig, dass das im Congress passieren muss. Weil wir denken, dass die sehr lockere und vielfarbige Atmosphäre unseres dargebotenen Programms sehr wohl den Rahmen einer hochkulturellen Veranstaltung verdient. Auch ist der Congress Graz ein wunderbarer Rahmen, weil er sowohl Kontakt mit dem Publikum zulässt, aber trotzdem ein Ort mit einer gewissen Festlichkeit ist.

Wen möchten Sie mit diesem Konzert erreichen?

Das Konzert ist etwas für typische Konzertgänger. Es ist aber auch etwas für Neugierige, die sich für Vielfalt in der Musik interessieren. Für eine Art von Musik, die sie höchstwahrscheinlich so noch nie gehört haben. Und es ist auch etwas für Klassik-Neulinge, die eher aus der A-cappella-Schiene kommen und sich für etwas interessieren, das in den Kunstlied-Bereich reicht.

Sie sind sowohl als Dirigent als auch als Pianist und Sänger bekannt. Welche Rolle spielen diese unterschiedlichen Facetten in Ihrer Arbeit, insbesondere bei einem Projekt wie „World United in Songs“?

Als Dirigent bin ich dauerhaft tätig, als Pianist ab und an in Projekten wie Liederabenden, aber als Sänger betätige ich mich ausschließlich mit dem Vokalensemble. Deshalb freue ich mich immer wahnsinnig auf die gemeinsamen Projekte. Weil ich es liebe, selbst Töne zu produzieren. Auf dem Klavier ist das schon toll, aber als Sänger ist es nochmal ganz was anderes. Dieses Singen im Ensemble, auf den Nachbarn zu hören, wer führt gerade, wann führe ich: Dieses Wechselspiel zwischen Machen und Mitmachen ist etwas ganz Tolles.

Zum Abschluss: Was erhoffen Sie sich, dass das Publikum von „World United in Songs“ mitnimmt, und wie möchten Sie das Konzertgefühl nachhaltig in den Herzen der Zuhörer verankern?

Wir erhoffen uns, dass es für das Publikum ein Abend voller Freude ist. Das viel gelacht wird und der eine oder andere vielleicht auch eine Träne vergießt. Und ich hoffe, dass man emotional mit sehr reichen, sehr vollen Herzen hinausgeht und sagt: Das war ein bewegender Abend, der auch zum Nachdenken war.

World United in Songs
So, 24. November, 19 Uhr
Congress Graz
Albrechtgasse 1, 8010 Graz
Tickets: www.oeticket.com