Martin G. Wankos neue Komödie „Käsekrainer im Haifischbecken“ verhandelt im Theater im Keller verlorene Ideale, vergessene Revolutionen und ist auch dem Alkohol nicht abgeneigt.
Die Spontangärung in der Weinerzeugung verwendet der Grazer Autor Martin G. Wanko als Ausgangspunkt für sein neues Stück Käsekrainer im Haifischbecken. In der radikalen Spontangärung nämlich kommen die angepressten Trauben mit wilden Hefen in Kontakt. Sie liegen frei in der Luft und machen ihr Spiel. Diesen Ansatz setzt der Autor auf Menschen um. Zwei Paare, wohlbestallte Bürger mittleren Alters, folgen der Einladung auf ein Schloss. Kaum dort angekommen, wird ihr Weltbild durcheinandergewirbelt und es zeigt sich, dass viele ihrer unverrückbaren Werte auf der pekuniären und gesellschaftlichen Sicherheit basieren, die ihnen ihre Positionen bieten bzw. geboten haben. Nicht einmal ihr gemeinsames, längst vergessenes Faible für Thomas Bernhard hilft ihnen, sich neu zu orientieren … Wankos neues Werk ist nicht das erste, das im Theater im Keller zur Uraufführung gelangt. Alfred Haidacher, Mastermind des ältesten Kellertheaters Österreichs: „Unsere Zusammenarbeit mit Martin G. Wanko läuft jetzt seit bald zwei Jahrzehnten. Von seiner reifen Leistung Hormonie über sechs abendfüllende Folgen der Graz-Sitcom Familie Penner bis hin zum Post-Coronastück Shortcuts 22 oder eben nun Käsekrainer im Haifischbecken – immer haben wir für den spezifisch Wanko’schen Irrsinn mit seinem direkten Zugang zu Gegenwartsthemen Platz gefunden.“
Gewohnter Irrsinn der „Methode Wanko“
„Das neueste Stück vereint alles, was Wanko ausmacht: den filmreifen Plot, das überdreht Komödiantische, den bissigen Zugang des Autors zu Idealen und wie sie oft vergessen werden. Das Gespür für Zeitthemen, aber auch kapitalistisches Denken und Handeln, das die erwähnten Ideale unter die Rubrik ‚Ferner liefen‘ verdrängt. Und natürlich den Irrsinn, der nach der ‚Methode Wanko‘ vor nichts Halt macht, auch nicht vor Mord und Totschlag. Comedy ist es trotzdem“, so Haidacher, der in Käsekrainer im Haifischbecken nicht nur eine Rolle übernimmt, sondern auch für Regie und Bühne verantwortlich zeichnet. Das Stück fügt sich auch in das Motto, das über dieser und der nächsten Spielzeit im TiK steht: Das Private ist politisch! „Wanko verhandelt in seiner brachialen, amüsanten Art, scheinbar einen engen privaten Sozietätskokon beschreibend, größere Fragen letztlich genauso modellhaft, wie es unser großer slowenischer Freund Evald Flisar auf intellektuelle und tiefschürfende Weise in seinen Gesellschaftsmodellen auf der Basis enger abgeschlossener Verhältnisse tut – ‚Comedies of manners‘ auch sie“, so Haidacher. Auf die neuesten Arbeiten dieses Altmeisters des slowenischen Theaters darf man sich übrigens im Frühjahr und Herbst 2025 gleich zweimal freuen.
Premiere: Mi, 13.11., 20 Uhr
Theater im Keller
Münzgrabenstraße 35, 8010 Graz
www.tik-graz.at