Nach der zynischen Komödie „Käsekrainer im Haifischbecken“ von Martin G. Wanko zeigt das Theater im Keller die deutschsprachige Erstaufführung Evald Flisars „Hamlet und ich“.
Aktuell steht im Theater im Keller das neueste Stück aus der Feder Martin G. Wankos auf dem Spielplan. Auf unverkennbare Weise verhandelt der Grazer Autor Mord, Totschlag und den Rückzug in die Bürgerlichkeit und wirft das Licht auf zwei Paare, die der Einladung auf ein Schloss folgen. Kaum dort angekommen, wird ihr Weltbild durcheinandergewirbelt und es zeigt sich, dass viele ihrer unverrückbaren Werte auf der pekuniären und gesellschaftlichen Sicherheit basieren, die ihnen ihre Positionen bieten oder geboten haben.
Nicht einmal ihr gemeinsames, längst vergessenes Faible für Thomas Bernhard hilft ihnen, sich neu zu orientieren. „Mit brachialer Komik gegen den Weltuntergang … wobei Wanko die feine Klinge eher ins Eck stellt und lieber den Bihänder auspackt, wenn es um Umweltsünder geht, die ihre früheren Ideale munter dem Kapitalismus geopfert haben“, schreibt Michaela Reichart in der Kronen Zeitung und auch Hermann Götz zeigt sich in der Kleinen Zeitung begeistert: „The same procedure as every year verspricht bei der insgesamt 21. Wanko-Premiere einen beschwipsten Abend, bei dem das Ensemble … zunehmend spritzig agiert: zwischenmenschliche Spontangärung mit letalem Ausgang. Am Ende trifft es nicht die Falschen. Also alle.“
Hamlet und ich
„‚Das Private ist politisch‘ ist nicht nur ein alter Slogan – ursprünglich aus der feministischen Bewegung –, sondern auch das Motto über dieser und der nächsten Spielzeit des Theaters im Keller“, so Alfred Haidacher, Chef des ältesten Kellertheaters Österreichs. In diesem Sinne bringt das TiK im Februar 2025 in seiner Reihe Flisar complete die Uraufführung und somit auch deutschsprachige Erstaufführung eines brandneuen Stückes des slowenischen Starautors Evald Flisar auf die Bühne. In Hamlet und ich geht es um die grenzenlose Gier, die vor dem Verkauf von Idealen nicht nur nicht Halt macht, sondern für den Tausch gegen das Erbe eines zynischen alten Schauspielers schon einmal die eigene minderjährige Tochter zum Pfand bietet. Sardonische Boshaftigkeit eines alten, weißen Mannes entpuppt sich gegenüber den Spitzen der (ebenfalls männlich dominierten) Stützen der Gesellschaft zwischen Zuhältern und Statistikern noch als die harmlosere Variante des Üblen. Hoch unterhaltsam ist dieses neue Werk von Flisar aber trotzdem. Freuen darf man sich 2025 übrigens auch auf eine neue poetische Familienstudie von Sophie Reyer mit dem Titel Enkel Engel – Premiere Ende März.
„Käsekrainer im Haifischbecken“
Termine: 15., 16., 17. & 18. Jänner 2025, jeweils 20 Uhr
Theater im Keller
Münzgrabenstraße 35, 8010 Graz
www.tik-graz.at
