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Monolith der Operngeschichte

Foto: Rene Hundertpfund

Hector Berlioz’ Musiktheater „Les Troyens“ („Die Trojaner“) feiert am 18. Jänner in der Regie von Tatjana Gürbaca an der Oper Graz Premiere.

Den Komponisten der Trojaner, Hector Berlioz, muss man sich als einen Jugendlichen vorstellen, der es sich mit glühenden Wangen und verstrubbeltem Haar im elterlichen Lehnstuhl bequem machte, ganz versunken in die Welt der griechischen Helden und ihrer Abenteuer. Auch von Shakespeare und dessen klugen, menschennahen und lebenssatten Dramen war der Komponist bereits in frühen Jahren beeindruckt. Lange trug er die Idee, eine Grand Opéra im Shakespeare’schen Stil zu schreiben mit sich herum. Thematisch sollte sie sich mit der Aeneis von Vergil befassen. Seinen Plan umzusetzen, traute sich Berlioz erst, als die Lebensgefährtin von Franz Liszt, Caroline von Sayn Wittgenstein, ihn dazu ermutigte, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen, und so schuf Berlioz ein gigantisch besetztes Werk, dessen riesiger Orchesterapparat, üppige Chöre und ausladende Länge zunächst die Möglichkeiten eines jeden Theaters überstiegen, das Werk zur Aufführung zu bringen.

Foto: Rene Hundertpfund

Regisseurin Tatjana Gürbaca nähert sich der epischen Geschichte um den Überlebenden des Trojanischen Krieges Aeneas und die beiden großen Frauenfiguren Kassandra und Dido in einer abstrakt zeitlosen und auf den dramatischen Kern des Werkes reduzierten Inszenierung. Im Bühnenbild von Henrik Ahr und Kostümen von Barbara Drosihn untersucht Gürbaca am Beispiel des Schicksals des antiken Volkes der Trojaner die Geschichte der Menschheit und ihre Prägung durch den Krieg. An der Oper Graz ist die Zeit reif, dieses Ausnahmewerk – zum ersten Mal in der Geschichte des Hauses! – zur Diskussion zu stellen. Die Jubiläumsspielzeit 125 Jahre Oper Graz setzt nach Richard Wagners Tannhäuser mit Berlioz’ Trojanern einen weiteren faszinierenden Höhepunkt.