Karlheinz Kornhäusl ist der neue steirische Kulturlandesrat. Wir sprachen mit ihm über seine Vorstellungen von Kulturpolitik, das Kulturbudget und seine Zielsetzungen im Sinne des steirischen Kulturbetriebes.
Text: Stefan Zavernik
Wie haben Sie darauf reagiert, als Sie erfahren haben, neuer Kulturlandesrat zu werden?
Es hat mich sehr gefreut. Ich denke auch, dass die Kultur gut mit meinen anderen Zuständigkeitsbereichen Gesundheit und Pflege zusammenpasst.
Wie steht es um Ihr persönliches Interesse für Kunst und Kultur?
Ich lese leidenschaftlich gerne, auch wenn die Zeit dafür aktuell sehr knapp geworden ist. Das Werk Trotzdem ja zum Leben sagen von Viktor Frankl hat mich sicherlich nachhaltig geprägt. Großes Interesse hege ich für Biografien. Zuletzt hatte ich die Biografien von Barack Obama, Nelson Mandela oder Charlie Chaplin gelesen. Ich besuche auch gerne Konzerte, oft auch mit meinen beiden Töchtern, die beide Instrumente spielen. Es ist mir ein großes Anliegen, meinen Kindern ein Interesse für Kunst und Kultur mit auf den Weg zu geben und sie dahingehend zu fördern. Eine der beiden beginnt gerade mit dem Schauspielunterricht, die andere nimmt Tanzunterricht.
Welchen Stellenwert messen Sie Kunst und Kultur für eine Gesellschaft bei?
Kunst und Kultur sind für mich das Fundament einer Gesellschaft. Sie bieten Räume des Austauschs und befruchten das Miteinander in einer Gesellschaft. Die Kultur hat für mich einen immens hohen Stellenwert. Und aus meiner Sicht ist die Steiermark das Kulturland Nummer 1 in Österreich.
Was macht für Sie Kulturpolitik aus?
Es geht in der Kulturpolitik nicht darum, als Politiker der Kulturszene etwas vorgeben zu wollen und die Deutungshoheit zu erlangen. Ich selbst sehe mich als Möglichmacher, ich möchte Räume öffnen.

Sie haben in den ersten Wochen viele Gespräche mit Vertretern der Kulturszene geführt. Wie nehmen Sie die derzeitige Stimmung unter den Kulturschaffenden in der Steiermark wahr? Welche zentralen Anliegen wurden Ihnen dabei vermittelt?
Es war mir wichtig, möglichst schnell mit den unterschiedlichsten Akteurinnen und Akteuren der Szene in Kontakt zu treten. Was ich wahrgenommen habe – verständlicherweise –, war die Sorge, wenn es um die zukünftige finanzielle Unterstützung geht. Was ich bis jetzt versprochen habe, war, ein ehrlicher, aufrichtiger Kämpfer für die Kunst und Kultur in unserem Land zu sein. Ebenso, dass wir uns weiter für die Vielfalt in der steirischen Kulturszene einsetzen werden.
In der Kulturszene gibt es Unsicherheiten hinsichtlich der zukünftigen finanziellen Förderung, insbesondere im Bereich der zeitgenössischen Kunst. Können Sie die Befürchtungen hinsichtlich möglicher Kürzungen entkräften?
Aus heutiger Sicht wäre es unseriös, dem laufenden Budgetprozess vorzugreifen. Wir haben derzeit ein Budgetprovisorium, das aus dem Jahr 2024 fortgeschrieben wurde. Die finanzielle Situation ist insgesamt angespannt, das betrifft nicht nur die Steiermark. Dennoch möchte ich die Szene bestmöglich unterstützen.
Werden die mehrjährigen Förderungen für Kunst- und Kulturprojekte fortgeführt werden?
Wir arbeiten mit Hochdruck daran. Es wird diese Verträge auch in Zukunft geben.
Durch die geplante Abschaffung der ORF-Landesabgabe ab 2026 wird ein erheblicher Teil des Kulturbudgets wegfallen. Gibt es Überlegungen, wie dieser Ausfall kompensiert werden könnte, um eine nachhaltige Kulturförderung sicherzustellen?
Was ich sagen kann, ist – das hat auch Landeshauptmann Mario Kunasek in mehreren Interviews bereits bestätigt –, dass wir diese Summe kompensieren werden.
Mit welchen Zielsetzungen treten Sie Ihre neue Funktion an?
In erster Linie ist mir der Erhalt der kulturellen Vielfalt in der Steiermark ein großes Anliegen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist für mich, die Internationalisierung des steirischen Kulturbetriebes voranzutreiben. Wir haben so viele großartige Künstlerinnen und Künstler in den unterschiedlichen Sparten, diesen möchte ich die Chance geben, eine Visitenkarte ihrer Heimat zu werden. Unterstützen möchte ich genauso das Kulturschaffen in den ländlichen Regionen der Steiermark – ich empfinde es als wichtig, dass Kunst und Kultur auch außerhalb der urbanen Ballungsräume erlebbar sind. Und natürlich werde ich die Kulturstrategie 2030 fortführen. Die daraus entstandenen Empfehlungen sollen nun Schritt für Schritt umgesetzt werden. Ich bitte an dieser Stelle aber um Verständnis, wenn ich noch nicht auf Details zu sprechen komme. Ich befinde mich noch immer im Einarbeitungsprozess. Die nächsten Monate werden für mich eine Zeit des Sich-Einlassens auf die steirische Kulturszene.
Wie stehen Sie zur Aufteilung der Bereiche „Kunst und Kultur“ und „Volkskultur“?
In der letzten Regierung wurden diese in einem Ressort vereint. In der jüngeren Geschichte hat es diese Aufteilung schon mehrmals gegeben. Ich denke, es wird in der aktuellen Regierung ein gedeihliches Miteinander von „Kultur“ und „Volkskultur“ geben können. Ich hatte auch bereits mehrmals mit Landeshauptmann Kunasek Austausch, was die beiden Bereiche betrifft. Generell verlief der Austausch mit dem Koalitionspartner bisher von beiden Seiten her sehr wertschätzend.