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Anfang und Ende

Benjamin Lack – KUG-Professor für Chordirigieren Foto: Johannes Gellner

Am 19. März feiert die KUG im Stefaniensaal den Antritt ihres neuen Professors für Chordirigieren Benjamin Lack. Der zweite Teil des Konzertes ist dem Erinnern an das Ende von Krieg und NS-Diktatur vor 80 Jahren gewidmet. Dazu folgt am 7. Mai ein weiterer Programmschwerpunkt der Kunstuni Graz.

Benjamin Lack hat ein sehr lebendiges, agiles Auftreten. Doch nach seiner musikalischen Einstiegsdroge gefragt, hält er lang inne, um nachzudenken. Oder besser: in sich hineinzuhören. „Barocke Musik“, sagt er dann zögernd. Und konkretisiert: „Bach. Die Oratorien“, um schließlich druckreif anzufügen: „Die Unerschöpflichkeit dieser Werke lässt mich bis heute nicht los.“ Die Notwendigkeit, sich festzulegen, zu fokussieren, steht in der künstlerischen Vita Benjamin Lacks im Widerstreit mit großer Breite und Vielseitigkeit – nicht allein hinsichtlich der Kenntnis des Repertoires. Lack hat u. a. Musikpädagogik studiert, sehr viel in Chören gesungen, er ist Hornist sowie studierter und praktizierender Orchester- und Chordirigent. All das gilt es nun an der KUG im Rahmen seiner Professur für Chordirigieren einzubringen, die er als Nachfolger von Johannes Prinz angetreten hat.

Zum Antritt Benjamin Lack

Sein Antrittskonzert feiert er am 19. März im Stefaniensaal des Grazer Congress – und im Rahmen eines außergewöhnlichen Konzertabends. Lack eröffnet den Abend mit Shakespeare Songs: Der Kammerchor der KUG interpretiert unter seiner Leitung A-cappella-Werke von Vaughan Williams, Mäntyjärvi, Beach u. a. In Kooperation mit dem Grazer Musikverein widmet sich die KUG im zweiten Teil des Abends dem diesjährigen Jubiläum 80 Jahre Kriegsende und Befreiung vom Nationalsozialismus. Mit der Genesis Suite von 1945 rückt das Konzert europäische Komponisten in den Mittelpunkt, die in die USA emigrierten.

Ein Werk, sieben Komponisten

Die 1945 uraufgeführte Genesis Suite ist eine vom US-amerikanischen Musiker und Komponisten Nathaniel Shilkret initiierte Gemeinschaftskomposition aus stilistisch sehr unterschiedlichen Einzelbeiträgen, deren Schöpfer vor allem eines verband: Sie waren aus Europa in die USA emigriert. Neben Arnold Schönberg und Igor Strawinsky versammelte Shilkret Tonkünstler, die damals im Bereich der Filmmusik Erfolg hatten: den polnisch-französischen Alexandre Tansman, den aus Frankreich stammenden Darius Milhaud, den Italiener Mario Castelnuovo-Tedesco und den Österreicher Ernst Toch. Die sieben Sätze des Werkes werden durch Rezitationen aus der biblischen Schöpfungsgeschichte (1. Mose 1–11) ergänzt. Vertont sind unterschiedliche Motive und Geschichten der Genesis, wie der Bruderzwist zwischen Kain und Abel (Milhaud), der Regenbogen nach der Sintflut (Toch) oder der Turmbau zu Babel (Strawinsky).

Das Orchester der Kunstuni Graz im Stefaniensaal
Foto: Lucija Novak

Erinnerung an einen Pionier des Erinnerns

Eine zweiter Jubiläums-Beitrag folgt am 7. Mai, wo in einem Konzert an der KUG ebenfalls Werke Vertriebener zu erleben sein werden – und zwei Veranstaltungen zum viel zu früh verstorbenen KUG-Professor Harald Kaufmann (1927–1970). Kaufmann hat als Wissenschaftler, Publizist und Volksbildner den Grundstein dafür gelegt, dass Graz zu einem Forum für Neue Musik werden konnte. Er stand im Austausch mit prägenden Denkern und Künstlern seiner Zeit wie Theodor W. Adorno, Alfred Brendel, Friedrich Cerha, Ernst Krenek oder György Ligeti. Und er beschäftigte sich bereits in den 1950er-Jahren intensiv mit der von den Nationalsozialisten systematisch zerstörten jüdischen Kultur in Österreich.  HG 

Antrittskonzert am Mi, 19. März

ALL INCLUSIVE, 18.45 Uhr
Genesis Igor Strawinsky und Arnold Schönberg telefonieren von und mit Petra Sieder-Grabner & Sophia Schindelwig (Masterstudierende Musik- und Theatervermittlung)

KONZERT, 19.30 Uhr
Teil 1 – Zum Antritt: Benjamin Lack „Shakespeare Songs“
A-cappella-Werke von Vaughan ­Williams, Mäntyjärvi, Beach u. a.
Sprecher: Gregor Gutschlag (Schauspielstudierender)
Kammerchor der KUG
Leitung: Benjamin Lack

Teil 2 – Genesis
Genesis Suite (1945) mit Werken von Schönberg, Shilkret, Tansman,
Milhaud, Castelnuovo-Tedesco, Toch und Strawinsky (rekonstr. P. Russ)
Sprecherin: Maria Sintow-Behrens (Gesangsstudierende der KUG)
Orchester und Chor der KUG
Choreinstudierung: Benjamin Lack
Dirigent: John Axelrod

Grazer Congress, Stefaniensaal
www.kug.ac.at