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Alte Erinnerungen werden geweckt

Ingrid Muner glänzt in der Rolle der Großmutter Foto: Irmi/TiK

Umjubelte Uraufführung von Sophie Reyers Stück im Theater im Keller: In der Regie von Eva Weutz brilliert das Ensemble – angeführt von der 93-jährigen Hauptdarstellerin ­Ingrid Muner – in „Enkel Engel“.

Die Oma (gespielt von Ingrid Muner) ist dement, der Enkel (Leo Weingerl) kifft, und die überforderten Eltern haben nur eine Lösung: Den Junior zu einem Wochenende bei der Großmutter zu verdonnern. Der Sohnemann soll den Ernst des Lebens kennenlernen – und das tut er auch. Aber nicht nur. Schließlich ist da ja noch die hübsche ungarische Pflegerin. Und zwischen Hip-Hop und Kiffen kommt man sich dann auch schnell näher. Nicht nur der Enkel der Pflegerin, sondern auch die Oma dem plötzlich auftauchenden Engel. Der, wie sich bald herausstellt, so gar nicht in das ersehnte Oma-Retter-Schema passen will. Dafür ist der Enkel da, und der ist auf jeden Fall einfühlsamer als die Eltern, deren einziger Wunsch es zu sein scheint, vor den Nachbarn gut dazustehen. Denn überraschenderweise kann der tiefenentspannte Junge wesentlich besser mit Omas körperlichem Abbau umgehen als sein gestresster Vater.

Nicht ganz ins Oma-Retter-Schema passt der Engel. Aber gibt es ihn überhaupt …
Foto: Irmi/TiK

Ein poetisches Universum

In Bestform präsentiert sich auch die Autorin des Stücks: Sophie Reyer. Die Enkelin des österreichischen Kammerschauspielers und Jedermann-Darstellers Walther Reyer ist vielfach preisgekrönte Dramatikerin, ihr Werk umfasst auch visuelle Poesie, Komposition und Performance. Mit Enkel Engel verfasste sie nun schon zum wiederholten Male eine Arbeit für das Theater im Keller und erzählt mit ihrem ureigenen Humor die Geschichte einer so funktionalen Familie, dass sie schon dysfunktional ist. Das Stück ist bereits für Jugendliche ab etwa 14 Jahren geeignet und die Autorin verarbeitet darin auch Erinnerungen an die eigene Großmutter. Nicht zuletzt ist das Schauspiel auch ein Protokoll einer mentalen Selbstrettung. „In diesem Stück stellt sich die Frage, wer da eigentlich wen rettet. Der sprichwörtliche ‚rettende Engel‘ ist es jedenfalls nicht. Dann schon eher der Enkel, der die Großmutter aus der Einsamkeit rettet. Oder umgekehrt?“, so Regisseurin Eva Weutz.    

Foto: Irmi/TiK

Termine:  11., 12., 23., 24. & 27. April, jeweils 20 Uhr (an Sonntagen 19 Uhr)
Theater im Keller
Münzgrabenstraße 35, 8010 Graz
www.tik-graz.at