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Kosmische Lichtspuren ins Bild geschrieben

Wolfgang Temmels Hand vor diesem Bild ist ein Zufallstreffer, sie steht aber metaphorisch für ei-nen Künstler, der sich den Grenzen seiner Körperlichkeit mit der Kraft der Kunst widersetzt

Mit Wolfgang Temmel zeigt das KULTUM im Spiegelgitterhaus in Gleisdorf einen Künstler, der wie kaum ein anderer das Bild hinterfragt.

Es sind oft mehrere Millionen an Pinselstrichen, die Wolfgang Temmel auf seine Leinwände legt. Grundiert mit schwarzem Indigo schreibt der im steirischen Wies lebende Künstler seine kosmischen Lichtspuren ins Bild und hinterfragt damit auf unterschiedlichste Weise sein Medium – auch in der digitalen Fotografie. „Seit zehn Jahren sind es großformatige Lichtnebel, die nun mit seiner Pinselhandschrift eine Spiritualität freisetzen, eine Schöpfungskraft, die ihresgleichen sucht“, so Kurator Johannes Rauchenberger. Die großen Flächen des Spiegelgitterhauses in Gleisdorf sind nun in der Ausstellung Perspektivenwechsel mit den großformatigen Leinwänden des Künstlers behängt, ein Raum großer Aura breitet sich durch die Gemälde aus.

Kosmische Bilder

Ein scharfer Blick auf die Welt

„Temmels scharfer Blick für das, was dieser Welt fehlt, aber auch, was in ihr schiefläuft, lässt uns als Betrachtende seiner Bilder einen Freiraum für eine Imagination: Selbst bei Bildern eines Observatoriums, welches doch dazu da ist, Himmelsbilder einzufangen“, so Rauchenberger. Temmel multipliziert es auch als 3D-Druck für eine Kirche, eine Moschee. Die Architektur ihrer Konservendose lässt den Humor nicht außen vor. Temmel verteilt die drei Modelle über den ganzen Raum. „Was man durch sie sehen könnte, ist ein kosmischer Blick: In den letzten zehn Jahren weitet Temmel sein Gesichtsfeld weit hinaus ins All. Davor blickte er quasi von oben auf die Erde und suchte dabei in den Jahren 2012/13 unbekannte Landstriche“, erklärt Rauchenberger. Er fand sie in seinem 50-teiligen Zyklus Nordkoreanische Landschaften, die er aus Google Earth übertrug. Es ist der Blick von oben in ein seit seinem Geburtsjahr 1953 von Gewalt und Diktatur vergiftetes Land – alles an diesen Bildern scheint verdächtig zu sein. Was für ein Perspektivenwechsel.      

Wolfgang Temmel in der Ausstellung
Foto: J. Rauchenberger

Zu sehen bis 31.5.2025 (Fr 17–19 Uhr, Sa 10–12 Uhr)
Spiegelgitterhaus, Kernstockgasse 28, 8200 Gleisdorf
www.kultum.at