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Grazer Kindermuseum: Wer hat an der Uhr gedreht?

Foto: Hannes Loske

In den neuen Mitmach-Ausstellungen widmet sich das FRida & freD dem abstrakten Thema Zeit und entführt die jungen Forscher auf eine Expedition in ein nicht greifbares Universum.

Zeit ist eine komische Sache. Sie ist weder sicht- noch greifbar, und ist sie erst vergangen, kehrt sie niemals wieder. Fakt ist jedenfalls, dass die Zeit, die allen Menschen zur Verfügung steht, nicht unendlich ist. Deshalb ist es umso wichtiger, früh genug zu lernen, damit umzugehen. Denn die Zeit läuft. Gerade in unserer schnelllebigen Welt. Deshalb gibt das Grazer Kindermuseum in seinen neuen Mitmach-Ausstellungen Der Uhr auf der Spur und Das kleine Städtchen Jederzeit Kindern ab drei Jahren die Möglichkeit, innezuhalten und sich mit diesem vielfältigen und spannenden Thema auseinander zu setzen. Hierfür wurden, ermöglicht durch die Klaus Tschira Stiftung und in Kooperation mit dem Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, zwei Schauen entwickelt, die sich dem komplexen Thema auf unterschiedliche Weise nähern. Das junge Museumspublikum wird darin in bewährter Manier eingeladen, interaktiv mit den Exponaten in Kontakt zu treten und in verschiedene Zeitthemen einzutauchen. Denn Kleinkinder und Kindergartenkinder haben eine andere Wahrnehmung als Erwachsene, deren Zeitgefühl durch Uhren und ihre Erfahrung geprägt ist. Kinder hingegen leben beneidenswerterweise voll und ganz in der Gegenwart und sind nicht mit Gedanken an gestern oder Sorgen von morgen beschäftigt. Doch wie kann man Kinder diesen abstrakten Begriff „Zeit“ erklären? Gelingen kann es nur, wenn die Zeit in Geschichten verpackt wird und Menschen diese Geschichten erzählen. Wenn Zeit in Handlungen eingefangen wird, die der Zielgruppe geläufig sind und die sie nachvollziehen können. Nur so kann Zeit sichtbar und der Umgang mit ihr auch den jungen Besucherinnen und Besuchern vertraut gemacht werden.

Foto: Hannes Loske

Wo die Zeit zu Hause ist

In der Mitmach-Ausstellung mit dem ­Titel Das kleine Städtchen Jederzeit können Kinder zwischen 3 und 7 Jahren erleben, dass Zeit zwar überall ist, sie aber jeder von uns für sich selbst erfahren muss. Denn Zeit ist so vielfältig wie das Leben und versteckt sich an den unterschiedlichsten Stellen: im Weltraum, im Körper, in der Kunst, in der Natur, in den Gedanken, in der Vergangenheit und in der Zukunft. Die Zeit steckt voller Abenteuer, durch welche Kinder ein Gefühl entwickeln können, mit ihr umzugehen, zu spielen und sich mit ihr nach Lust und Laune zu beschäftigen. Das passiert in der Schau insbesondere am Beispiel verschiedener Berufe und Geschichten, die dabei helfen, Zeit erkennbar und angreifbar zu machen. So können sie Zeit in konkrete Handlungen übersetzen und lernen zu verstehen, wie vielfältig sie eigentlich ist. Jeder Beruf wird hierfür von einer Person/einer Figur stellvertretend vorgestellt, die kurz erklärt, warum Zeit in ihrem Betätigungsfeld eine wesentliche Rolle spielt. Die Figuren sind dabei so präsentiert, dass man am Beginn jeder Station über sie „stolpert“ und sich anhört, was sie zu sagen haben. Im weiteren Verlauf hängen in jedem Berufsbereich Uhren, die der Zeit in dem jeweiligen Berufsbild entsprechen. So geht der Zeiger beim Dirigenten beispielsweise im ¾-Takt, bei der Archäologin dreht er sich gegen den Uhrzeigersinn und beim Feuerwehrmann ist es eine digitale Anzeige, bei der die Uhrzeit nur so vorbeirast. Pro Beruf und Station wird detailliert auf einen bestimmten Zeitaspekt eingegangen, wobei beim ­Gärtner etwa die Jahreszeiten, beim Fischer die Geduld, bei der Wetterexpertin die Zukunft oder bei Fahrdienstleitern die Pünktlichkeit behandelt wird.

In der Schau Das kleine Städtchen Jederzeit lernen Kinder von 3 bis 7 Jahren, dass Zeit zwar überall ist, sie aber jeder für sich selbst erfahren muss
Foto: Hannes Loske

Eine Reise durch die Zeit

Der rote Faden, der sich durch die zweite Ausstellung mit dem Titel Der Uhr auf der Spur, konzipiert für alle Kinder ab 8 Jahren, zieht, ist eine große Zeit-Expedition. Die jungen Forscher erhalten zu Beginn eine Zeit-Uhr, besuchen verschiedene Orte – vom Urwald bis zur Stadt – und lernen unterschiedliche Menschen – von der Laborantin über einen Uhrmacher bis zur Astronautin – kennen. Schnell bemerken sie dabei die Diversität des Themas, das sich in der Natur, der Kultur, den physischen Menschen betreffend und im Universum unterscheidet. Die fünf Menschen unterschiedlichen Alters, denen sie im Verlauf ihrer Expedition begegnen, stehen für die fünf Bereiche der Ausstellung, die sich gestalterisch klar voneinander unterscheiden, sodass die Kinder stets wissen, in welchem sie sich gerade aufhalten. Um herauszufinden, was Zeit ist, begegnen sie auch verschiedenen Sichtweisen und springen von einer Fragestellung, einem Sachverhalt, einem Gedankenexperiment zum nächsten und erarbeiten sich im eigenen Tun und Handeln die Themen, die so vielseitig sind wie die Antworten auf die aufgeworfenen Fragen. Nach einem Kurzfilm, der die Herausforderung der Expedition zusammenfasst, die Orte beschreibt, die sie besuchen werden, von den Menschen erzählt, die sie treffen werden, und wichtige Impulse gibt – und unter anderem darauf hinweist, dass in jedem Bereich ein Expeditions-Foto gemacht werden kann –, geht es los und die Forscherinnen und Forscher tauchen ein in ein nicht greifbares Universum. Zum Abschluss des Ausstellungsbesuchs mit einer Vielzahl an Interaktionen gibt es eine persönliche Expeditionsu(h)rkunde mit den selbst angefertigten Bildern.

In der Ausstellung Der Uhr auf der Spur begeben sich die Forscherinnen und Forscher ab 8 Jahren auf eine große Zeit-Expedition
Foto: Hannes Loske

Reise(s)pass durchs Universum

Im Forschungslabor für Kinder ab 8 Jahren, einer weiteren Attraktion des Kindermuseums, begeben sich die jungen Besucherinnen und Besucher in der neuen Ausstellungssaison auf eine Reise in die unendlichen Weiten des Universums und suchen, ausgestattet mit einem Reisepass, nach Antworten auf Fragen wie: Sind die Planeten rund – oder vielleicht doch nicht? Warum fliegen Raketen und was ist eine Umlaufbahn? Und wie entstand überhaupt das Universum? An unterschiedlichen Stationen werden die neugierigen Jungs und Mädchen selbst aktiv, erlangen Basiswissen zu unserem Sonnensystem und bauen beispielsweise eine Rakete, ein Spektroskop oder eine Sonnenuhr und führen verschiedene Experimente durch. In einem Kooperationsprojekt mit der Schule „KLEX – Klusemann Extern“ entstand überdies ein Planetarium, in dem Kleingruppen über Kopfhörer Informationen erhalten und Filme auf der Innenseite der Kuppel des aufwendig und jedes Jahr neu gestalteten Forschungslabors sehen. Die Errichtung dieses Planetariums – vor allem gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern – ist übrigens eine Premiere im Kindermuseum FRida & freD.

Im Forschungslabor für Kinder ab 8 Jahren geht es auf eine Reise in die unendlichen Weiten des Universums
Foto: Hannes Loske

Museumsbesuch in fordernden Zeiten

Viel Zeit wurde vom Team des FRida & freD natürlich auch in Hygienemaßnahmen im Zuge der Covid-19-Schutzauflagen investiert, sodass ein Besuch für die gesamte Familie absolut sorgenfrei vonstattenge­hen kann. Neu und an die aktuellen Verordnungen angepasst ist deshalb auch das Online-Buchungssystem, mittels dessen auf der Homepage des Grazer Kindermuseums (www.fridaundfred.at) vorab ein Time slot für den Besuch reserviert werden muss, sodass sich nie zu viele Personen gleichzeitig in den Ausstellungen befinden.

Könnte man Zeit, wenn sie ständig voranschreitet, dann eventuell auch aufhalten? Foto: Hannes Loske

Ein wenig Geduld erfordern hingegen noch das beliebte Rahmenprogramm mit der Workshop-Reihe „Samstag um 2“, die Sommerakademie, das Knopftheater und das Sommerprogramm, das aufgrund von Covid-19-Schutzmaßnahmen ebenso erst im Herbst startet, sowie die beliebte Mitmach-Geschichte rund um das kleine, neugierige, manchmal etwas vorlaute, aber mutige Mädchen Forscherixa, das sich heuer gemeinsam mit ihren kleinen Gefährten eine Zeitmaschine bauen wird.      

FRida & freD – Das Grazer Kindermuseum

Kinder ab drei Jahren, Familien, Kindergärten und Schulen sind eingeladen, im Rahmen der jährlich wechselnden Ausstellungen und Workshops und in den zahlreichen Rahmenprogrammen über das Jahr verteilt ihren Horizont zu erweitern. Auf rund 600 m2 Ausstellungsfläche auf zwei Geschoßen sowie Cafeteria, Labor, Theater und Garten können sich die Kinder austoben und ihren unbändigen Wissensdurst stillen.

Foto: Harry Schiffer

Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Donnerstag: 9–17 Uhr; Freitag: 9–19 Uhr; Samstag, Sonn- und Feiertage: 10–17 Uhr, Dienstag: immer geschlossen, auch wenn der Dienstag auf einen Feiertag fällt!

Friedrichgasse 34, 8010 Graz

www.fridaundfred.at