Rijeka kontrastiert mit ihrem melancholischen Charme mit der mondänen Riviera der Kvarner Bucht. Eine vielversprechende Kombination.
Text: Wolfgang Pauker
Rijekas wechselvolle Geschichte spiegelt sich in ihrem Panorama: Betrachtet man die Skyline von der Molo Longo aus, dem 1.700 Meter langen Wellenbrecher, der als Promenade genutzt wird, schmeicheln als Erstes die K.-u.-k.-Prunkbauten dem Blick. Unweit davon erheben sich sozialistische Plattenbauten und dahinter schmiegt sich die pittoreske Altstadt an die Hänge des auslaufenden Ucka-Gebirges. Daneben, wo der namensgebende Fluss ins Meer mündet, drängen sich riesige Kräne auf und zeugen davon, dass der Hafen einmal einer der wichtigsten Europas war.
Sieht man genauer hin, erkennt man, dass die letzten Jahrzehnte für die einst blühende Industriestadt hart waren. Verfallene Fabrikhallen, tote Schlote und verwaiste Werften prägen das Bild der drittgrößten Stadt Kroatiens. Doch die Zeiten ändern sich gerade wieder, und zwar zum Besseren: Rijeka (oder Fiume, wie die zweisprachige Stadt auf Italienisch heißt) trägt aktuell den Titel Kulturhauptstadt Europas – und damit einher gehen nachhaltige Investitionen in die Zukunft. „Hafen der Vielfalt“ lautet das Motto und ReUse wird großgeschrieben, wenn es darum geht, die gut 30 Millionen EU-Fördermittel zu investieren.
Denn es wurden keine neuen Gebäude gebaut, sondern bestehende saniert und (um-)genutzt. So werden in den nächsten Wochen vier Kultureinrichtungen ein neues Zuhause finden: Das Wirtschaftsgebäude einer ehemaligen Zuckerfabrik – der Sugar Palace – wird das Stadtmuseum beherbergen, die Stadtbibliothek erfährt endlich ihre bitter nötige Sanierung, das Backsteinhaus Bencic, eine ehemalige Tabakfabrik, wird zum Children‘s House (ein Veranstaltungszentrum speziell für Kinder) und das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in einer ehemaligen Industriehalle zeigt kroatische und internationale Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.
Europska prijestolnica kulture 2020
Feierlich eröffnet wurde die Kulturhauptstadt im Februar mit einer bombastischen „Opera Industriale“, die im Hafenbecken beeindruckte. Es sollte der Startschuss sein für ein Jahr im Zeichen der künstlerischen Verarbeitung der Themen Wasser, Arbeit und Migration, die den Ort seit Jahrhunderten prägen. Doch dann kam Covid-19 und das Programm stand so rasant, wie es begonnen hatte, wieder still. „Rund 600 Veranstaltungen hatten wir vor der Pandemie geplant, gut 400 davon konnten wir retten“, erzählt Irena Kregar Šegota, CEO von EPK 2020 (Europska prijestolnica kulture). „Viele davon wurden auf den Herbst verschoben oder werden in den Sommermonaten vorwiegend Outdoor stattfinden. Darunter Installationen im öffentlichen Raum und Performances unserer lokalen Szene, die wir angesichts von Reisebeschränkungen internationaler Teilnehmer nun noch stärker vor den Vorhang holen“, so die Intendantin.
Ein Key Event ist und bleibt die Eröffnung des Exportdrvo, eines alten Warenhauses am Hafen, das neben Veranstaltungen und Café auch zwei Ausstellungen zu den Themen Arbeit und der Geschichte der Stadt beherbergen wird. Besonders spannend wird auch die Wiederinstandsetzung des Schiffes Galeb: Ehemals ein Fracht- und Militärschiff, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs im Hafen von Rijeka gesunken, wieder gehoben und schließlich als Yacht von Staatschef Tito genutzt. Nun soll es in ein schwimmendes Museum umgewandelt werden. Im Umland wird die Kulturhauptstadt, wenn auch in abgespeckter Form, ebenfalls spürbar sein. So zeigt das Projekt „Lungomare Art“ etwa zehn Skulpturen und Installationen entlang der Kvarner Bucht und den vorgelagerten Inseln.
Zeitlose Klassik trifft auf Industrial-Chic
Neben Industriebauten, die keinesfalls ohne Charme sind, hat die Stadt aber auch Barock- und Renaissancebauten, Secessions- und Jugendstil zu bieten. Die zentrale Flaniermeile, der Korzo, erinnert an Wien und für das Nationaltheater zeichnen die österreichischen Architekten Fellner und Helmer verantwortlich, die auch die Oper Graz planten. Gelegen direkt neben dem Marktplatz zeigt man hier Opern- und Theaterinszenierungen in kroatischer und italienischer Sprache sowie Ballett und zeitgenössischen Tanz. Apropos Marktplatz: Dieser gilt als einer der schönsten in ganz Kroatien. Drei Jugendstilhallen werden umringt von zahllosen Obst- und Gemüseständen, wobei insbesondere der Fischmarkt besticht: Vom Meer bis zur Theke sind es nur ein paar Schritte und verkauft wird, was die Adria liefert.
Geschichte verschmilzt mit Zeitgeist
An Rijeka angrenzend und nur wenige Autominuten entfernt liegt die kroatische Riviera, wo sich zwischen dem idyllischen Fischerdorf Volosko über die Kaiserstadt Opatija, das Villenstädtchen Lovran bis zum Badeort Mošc´enicˇka Draga in Franz Josephs Zeiten der europäische Adel versammelte. Verbindendes Element der Orte ist eine zwölf Kilometer lange Küstenpromenade, von den Einheimischen schlicht Lungomare genannt.
Viele Autoren, Künstler und Intellektuelle wie Anton Chekhov, James Joyce, Isadora Duncan und Albert Einstein suchten an diesem Küstenstrich Erholung und Inspiration. Prächtige Villen zeugen auch heute noch von einer Epoche voll Glanz und Gloria. Doch auch hier ist die Zeit nicht stehen geblieben und so macht das Wechselspiel der Stile den besonderen Charme aus. Nicht nur die Architektur, auch die Natur in diesem mediterranen Adriagarten blüht üppig und wo beinahe ganzjährig mildes Klima, klares Wasser, reine Luft und reich gedeckte Tische laden, fühlen sich naturgemäß auch Feinschmecker wohl, die sich fangfrischen Fisch, die legendären Scampi aus der Kvarner Bucht (sie zählen ob ihres dünnen Panzers zu den geschmackvollsten der Welt), frische Trüffel und Malvazija aus dem nahen Istrien auf der Zunge zergehen lassen.
Von Sterneküche im Draga di Lovrana hoch über der Bucht über die urige Konoba Zijavica direkt am Strand von Mošcenicka Draga bis zur romantischen Osteria Veranda im Fischerhafen von Volosko ist hier für jeden Geschmack etwas dabei.
Ikador – Eine Symphonie für alle Sinne
Neben der Revitalisierung vieler Grand Hotels wurden entlang der Riviera über die letzten Jahre mehrere neue Hotels errichtet, wobei das Ikador besonders hervorsticht. Das Boutique Hotel & Spa mit nur 16 eleganten Zimmern und Suiten, gelegen zwischen Ika und Lovran, wurde 2019 eröffnet und ist eine konkurrenzlose Oase des mediterranen Luxus. Ähnlich wie seine Umgebung ist es ein Ort, an dem sich Kultur, Kunst und Luxus verbinden, und eine Hommage an die klassische Musik.
Subtil wird an Komponisten wie Puccini, Mahler, Lehár und Kálmán erinnert, die an der Riviera Urlaub machten und deren Sinfonien sich kunstvoll arrangiert im ganzen Haus wiederfinden. Orchestriert wird der Aufenthalt vom Maestro des Hotels, wie der Experience Manager hier heißt, der bis ins kleinste Detail auf individuelle Wünsche eingeht und die entsprechenden Services anbietet. Wie etwa eine private Bootstour, um die umliegenden Inseln und kleinen Städte exklusiv zu erkunden.
Aber nicht in irgendeinem Boot, sondern einem der legendären Riva-Boote, das am privaten Strand auf seine Gäste wartet. Der Stil der ikonischen italienischen Schiffsmanufaktur ist mehrfach im Ikador zu finden: So setzt man etwa am Außenpool mit beheiztem Meerwasser mit der Riva Lounge unverkennbare Akzente und befindet sich damit im elitären Kreis mit dem Gritti Palace in Venedig oder dem von Norman Foster designten Yacht Club von Monaco, in dem sich ebenfalls eine Riva Lounge befindet. Im Ikador umfasst sie die Poolfläche, die im Stil und Geist der Yachten eingerichtet ist und das Riva Privee – ein privater Chefs-Table-Raum im hauseigenen Restaurant Nobilion. Die fantastische Aussicht auf die vorgelagerte Kvarner Inselwelt mit Krk und Cres sowie der abends beleuchteten Hafenstadt Rijeka gibt es dabei als Draufgabe.