Zahlreiche Diskussionen, partizipative Formate und Installationen im öffentlichen Raum wie Markus Wilflings Videoanimation über die Mur lösen feste Vorstellungen von Zusammenleben auf.
Text: Natalie Resch
„Wir kommen ständig mit Wasser in Berührung. Wir bestehen zum großen Teil aus Wasser“, so Markus Wilfling. Aufgewachsen an der Sulm war für den Künstler dieses Element schon immer sehr präsent. Für das Konzept seines Kulturjahresprojektes Eve or Adam or What? stellt er die Mur in den Fokus – stellvertretend für alle Gewässer der Welt. Die unabdingbaren Beziehungen des Lebens zum Wasser, die Nutzung der Formen ihrer Gestaltungen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse, damit setzt sich seine Videoanimation über der Mur auseinander. „Jeder Fluss hat seine Qualitäten, jede Gesellschaft verschiedene Ansprüche an das Gewässer, Bedürfnisse, die sich im Laufe der Zeit auch verändern; im Nachhinein entstehen, wenn man sie, zum Beispiel, als Energiequelle anzapft“, führt Wilfling sein Interesse an Wasser weiter aus.
Auf der Folie der Mur beschäftigt sich Eve or Adam or What? mit dem Prozess der Entstehung des Lebens: die Befruchtung der Eizelle hin zu den exponentiellen Vervielfachungen, die zu ersten erkennbaren Gestaltungen führen, die uns an verschiedene Lebensformen erinnern und so einen Einblick in die Evolution gewähren. Gezeigt wird dieser Prozess ab 19. September auf einer Hydrowand in der Augartenbucht. Die spezielle Technik, die vor allem im Eventbereich verwendet wird, setzt Wilfling in einen poetischen Kontext. Ein Experiment, wie er es nennt. „Ich forsche und begebe mich immer wieder in Laborsituationen. Das Experimentieren ist in der Kunst generell wichtig.“ Die besonderen Eigenschaften der Wasserwand, die als dreidimensionale Videowand funktioniert und räumliche Strukturen extrem realistisch darstellen kann, hat er 2019 beim Frequency getestet. Für Eve or Adam or What? hat er das Format Animationsfilm analog gedacht – als händische Zeichnungen. Das bedeutet, die 3 bis 4 Minuten lange Videoanimation auf der Hydrowand setzt sich aus rund 3.000 bis 6.000 einzelnen Zeichnungen zusammen. Ausgangspunkt sind 18 bis 24 Bilder pro Sekunde. Für die inhaltliche Umsetzung hat er studio ASYNCHROME freie Hand gelassen.
Die Videoinstallation lässt sich auf den Schaffensprozess „Leben“ ein, öffnet sich für Fragen nach Eva, Adam oder eben Was jetzt? Spürt Tatsachen und dem Mysterium rund um das Leben nach. Dazu inspiriert habe Wilfling eine Geschichte aus Stift Admont. Es wird von einem Mönch erzählt, der im 13. Jahrhundert eine Vision vom Entstehen des Lebens hatte, so detailliert, wie es erst Jahrhunderte später durch die Mikroskopie möglich geworden ist. Das Unbewusste hinter dem Entstehungsprozess von Leben, das immer noch ein Mysterium ist, trotz der zur Verfügung stehenden Technologie, interessiere den Künstler.
Eve or Adam or What? – eine Videoanimation über der Mur
ab 19.9.2020, täglich 20–22 Uhr, Augartenbucht, frei begehbar
asynchrome.com
Markus Wilfling: Eve or Adam or What? Eine Videoanimation über der Mur
Terminübersicht im September
Akademie Graz: KULTUR INKLUSIV
Best-Practice-Beispiele zu inklusiven Maßnahmen, um unsichtbare Barrieren für Menschen mit Beeinträchtigungen abzubauen. In Kooperation zwischen Akademie Graz und Lebenshilfe ist das Lifestyle-Magazin DAS GUTE LEBEN entstanden, das Menschen mit Behinderungen und ihren Alltag als Model, Student oder Schauspieler in den Fokus stellt.
Ausstellung Close-up der Magazin-Modestrecken von Karin Lernbeiß und Miriam Raneburger: 2.9.–2.10., Akademie Graz, Neutorgasse 42, 8010 Graz
Magazin-Präsentation: 18.9., 10 Uhr, Modeschule Graz, Ortweinplatz 1, 8010 Graz
www.akademie-graz.at
garbage.city.death – eine stadt reparieren
Lässt sich die Zukunft zurückgewinnen, indem die Menschen ihre Stadt reparieren? Lassen sich Orte nachhaltig verwandeln und upcyceln? Die Antwort geben City Walks zu neuralgischen Punkten der Stadt und eine Konferenz.
1.9.–31.10.: City Walks / 3.9.: Workshop / Frühjahr 2021: Symposium
Durchlässige Segmente
Eine Klanginstallation an einem ungewöhnlichen Zwischenort, der Stiege des Eisernes Hauses des Kunsthauses. Vier Künstler, Ji Youn Kang, David Pirrò, Daniele Pozzi, Hanns Holger Rutz, horchen mittels Echtzeit-Computeralgorithmen in die Stockwerke hinein, machen sich ein akustisches Bild von den Bewegungen des Besuchers und reagieren jeweils auf eigene Weise darauf.
5.9.–4.10., jeweils 10–17 Uhr, Kunsthaus Graz, Lendkai 1, 8042 Graz
researchcatalogue.net
Unsichtbares Handwerk
Besucher begeben sich auf die Spuren individueller Geschichten von Handwerksbetrieben in den Grazer Bezirken Gries und Lend. Die Stadtspaziergänge und Workshops stellen Beziehung zwischen der baulichen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung dieser Stadtteile her.
Spaziergänge: 16. & 23.9., jeweils 17 Uhr, Treffpunkt: Loretokapelle Barmherzigenkirche (Annenstraße 4)
Workshop: 30. September, 17 Uhr
unsichtbareshandwerk-annenviertel.com
Wer schafft die Arbeit …
… fragen die Designerinnen Alexandra Fruhstorfer und Lisa Hofer und nehmen die Zukunftsprognosen unserer Arbeitswelt genauer unter die Lupe. In erfindungsreichen Workshops werden die Spannungsfelder zwischen technophilen Prophezeiungen und pragmatischer Sozialpolitik erkundet.
Workshops: 28.9.–11.10., Lendhafen/Mariahilferplatz
werschafftdiearbeit.at
Stoff der Kulturen
Die Vereine Volkskultur Steiermark und Chiala fragen nach der völkerverbindenden Kraft von Kleidung, lassen Stofflichkeit emotional begreifen und laden zur Trachtenschau ohne Grenzen.
Volkskultur.Speed.Dating und Trachtenschau: 30.9., 18 Uhr, Museum der Wahrnehmung, Augarten, Friedrichgasse 41, 8020 Graz
volkskultur-bewegt.at/graz2020