Paradiesische Strände, kristallklares Wasser und die meisten Sonnenstunden im ganzen Mittelmeerraum machen aus Zypern einen vollkommenen Rückzugsort, um Kraft zu tanken.
Text: Stefan Zavernik
Aphrodite war eine der zwölf Gottheiten, die am lichterfüllten Olymp residierten. Ihr bevorzugter Aufenthaltsort auf Erden war eine Insel im Mittelmeer. Auf Zypern soll die Göttin der Schönheit und der sinnlichen Lust zur Welt gekommen sein. Der Legende nach ist sie eines schönen Tages leichtfüßig dem Schaum des Meeres entstiegen, an einem Strand, ziemlich genau auf halber Strecke zwischen Paphos und Limassol. Riesige Kalksteinfelsen wachsen hier aus dem Meer, einer davon ist heute als „Felsen der Aphrodite“ bekannt und zu einer Kultstätte ihrer Fans geworden. Wer ihn schwimmend drei Mal umrundet, soll in der Liebe besonderes Glück erfahren. Die Göttliche blieb der Insel auch nach ihrer Geburt verbunden und nutzte sie als Spielwiese für zahlreiche Affären, mit denen sie sich während ihrer Ehe bei Laune hielt.
Zypern, eine Naturschönheit
Zypern ist für viele Mittelmeerfans ein Traumziel. Die Insel der Liebesgöttin punktet als Naturschönheit mit unzähligen Bilderbuchstränden aus Sand und Kiesel. Das Meer leuchtet in sattem Petroleumblau, sein Wasser ist seidig weich und kristallklar. Mehr als 50 Strände der Insel sind mit der „Blue Flag“ ausgezeichnet. Hinter diesem Gütesiegel steht eine unabhängige Vereinigung, die Strände im gesamten Mittelmeerraum nach ihrer Sauberkeit und ihrem intakten Umweltsystem bewertet. Der Sommer auf Zypern beginnt früh und streckt sich bis in den späten Herbst hinein, sogar im Oktober herrscht noch vorzügliches Badewetter. Während im Hochsommer zwischen Juli und August die Temperaturen deutlich über 30 Grad liegen, lockt die Insel im Frühling und Herbst auch als Wanderparadies. Eines der großen Highlights für Wanderfans ist das Naturschutzgebiet Akamas, eine Halbinsel im Westen der Insel. Unberührte Natur erstreckt sich auf diesem Landstrich, so weit das Auge reicht: Mehr als 500 verschiedene Pflanzenarten gedeihen im mediterranen Klima, es gibt spektakuläre Schluchten, malerische Hügel mit grandiosen Aussichten und unberührte Strände, an denen Schildkröten ihre Eier ausbrüten. Auch Aphrodites Bad ist eines der Highlights.
Bei diesem mystischen Ort soll es sich um ein ehemaliges Liebesnest der Göttin handeln. Der Erzählung nach hat sie hier mit ihrem Liebhaber Adonis sinnliche Stunden zugebracht. Gut möglich, dass der kleine Wasserfall mit der dahinter liegenden Grotte der Liebesgöttin anno dazumal gelegen kam. Ob dieses lauschige Plätzchen auch heute noch ihren Ansprüchen genügen wird, sei dahingestellt. Mittlerweile hätte die Göttin ganz andere Möglichkeiten, um ihre Zeit auf Zypern auszukosten. Die Insel hat über die Jahrhunderte deutlich an Komfort dazugewonnen. Leichter vorzustellen wäre es, sie würde am Rande der Akamas-Halbinsel am Anassa Beach aus den Wellen steigen, sich zwei Liegen zurechtmachen lassen und am Nachmittag zu einer Behandlung ins Thalassa-Spa schreiten.
Loslassen im Westen Zyperns
Wem ein klassischer Urlaub zu wenig ist, um seine Akkus wieder voll aufzuladen, sollte es mit einem Retreat versuchen. Dahinter steckt die Idee, sich vom Alltag komplett zurückzuziehen – das Gegenteil eines von vorne bis hinten durchgetakteten Reiseaufenthaltes. Statt möglichst viel zu erleben, zahlreiche Sehenswürdigkeiten und Ausflugsorte zu besuchen, soll ein Retreat den Menschen an einen Ort der Ruhe führen. Das einzige Ziel während dieser bewusst genommenen Auszeit ist Entspannung. Frei von allen Pflichten und Gedanken des täglichen Mühlrades zu werden, um zu sich selbst zu finden und Kraft für Neues zu tanken. Mit dem Anassa verfügt Zypern über einen Ort, der eigens für ein solch vielversprechendes Vorhaben geschaffen wurde. Ein mondänes Domizil inmitten üppiger Vegetation direkt am Meer, mit eigenen Restaurants und luxuriösem Spa. Das Ressort wurde vor mehr als zwanzig Jahren nach den Vorstellungen des Unternehmers Alekou Michailidis errichtet, seine Vision war es, einen ultimativen Rückzugsort im Mittelmeer zu erschaffen.
Ein Paradies für Erholungssuchende Das Anassa ist bis heute in Familienbesitz und steht unter der Leitung des General Managers Sebastian Wurst, eines Hoteldirektors der alten Schule, den es nach vielen erfolgreichen Jahren in New York aufs sonnige Zypern gezogen hat. Kleine Details spielen für ihn eine große Rolle und perfektes Service ist für ihn nichts, das er dem Zufall überlässt. Auch nach mehr als zwei Jahrzehnten befindet sich die komplette Anlage in einem Zustand, als wäre sie erst kürzlich eröffnet worden. Die Pracht des Hauses wird schon beim Einchecken offensichtlich. Auf Hochglanz polierter Marmor, plätschernde Brunnen, Heiligenbilder an den Wänden und antike Relikte, wie man sie in Museen wiederfindet. Es scheint, als hätte man mit der Lobby eine Mischung aus friedvollem Kloster und luxuriösem Tempel betreten. Am Weg zur gigantischen Terrasse erblickt man die mächtigen Panoramafenster schon von Weitem, das offene Meer blitzt einem regelrecht entgegen. Der Verlockung hinauszutreten, in diesen Traum eines mediterranen Lebensgefühls einzutauchen, erliegt man freudvoll.
Neben dem spektakulären Haupthaus, das am Hügel über dem Meer wie auf einem Thron platziert ist, verfügt das Ressort über mehrere Nebenhäuser und einzelne Villen. Die ganze Anlage wurde im Stile eines byzantinischen Dorfes erbaut und in eine dicht bewachsene Parkanlage mit jahrhundertealten Olivenbäumen, mediterranen Kräutern und Pflanzen hineingesetzt. Es duftet nach Feigenbäumen, wildem Oregano und Rosmarin. Aus den in den Hügeln eingebetteten Infinitypools blickt man aufs Meer, als würde es einem zu Füßen liegen, am Strand hat das Rauschen der Brandung nahezu meditative Wirkung. Der Idee eines Retreats Folge zu leisten und seine Alltagssorgen hinter sich zu lassen, das ist an diesem Ort wahrlich kein allzu großes Kunststück. Es geht um nichts anderes als in den Tag hineinzuleben. Auch das Essen ist ein maßgebender Faktor für den Erholungseffekt während des Aufenthaltes. Die Küchenlinie des Anassa wurde von David Goodridge entwickelt.
Der Chefkoch verbrachte viele Jahre in der französischen Sternegastronomie und arbeitete bei 3-Sterne-Größen wie Pierre Gagnaire. Nach seiner Zeit in Frankreich leitete er lange Zeit die Gastronomie im Luxushotel Peninsula in Hong Kong. Seine Küche ist sehr international angelegt und auf gesunden Genuss ausgerichtet. Verzichtet wird, wo es geht, auf Zucker, Butter und unnötige Kalorien. Beim Frühstück gibt es eine ganze Bar mit frisch gepressten Obst- und Gemüsesäften. Es gibt zypriotischen Käse und Schafsjoghurt aus der hoteleigenen Käserei, selbstgebackenes Brot und hausgemachte Marmeladen. Zypriotische Spezialitäten essen Hotelgäste mittags gerne im Pelagos. Am Abend steht man dann vor der Qual der Wahl. Ein Erlebnis ist etwa das Fine-Dining-Restaurant Helios. Seine Gäste genießen im Freien unter uralten Olivenbäumen französische Haute Cuisine, die man in Zypern in dieser Authentizität wohl kaum erwarten würde. Das Leben ist gut hier, in diesem Traum am Mittelmeer.