Das Kunsthaus Graz sowie auch das Grazer Künstlerhaus werden dem Maler Herbert Brandl ab Ende Oktober große Ausstellungen widmen. „Achtzig“ sprach mit dem Ausnahmemaler über seine Kunst, die Natur als Inspirationsquelle und die beiden kommenden Ausstellungen.
Text: Stefan Zavernik
Seit Jahresbeginn läuft in Wien mit der Ausstellung „Exposed to Painting. Die letzten zwanzig Jahre“ eine große Ausstellung im Belvedere 21. In Graz werden Ende Oktober Ausstellungen im Kunsthaus und dem Künstlerhaus eröffnet. Ist es heute noch immer etwas Besonderes, wenn Ihrer Kunst eine so große Aufmerksamkeit zuteil wird?
Oh ja. Auf jeden Fall. Das ist ja nichts Alltägliches. Die Ausstellung im Belvedere 21 hat mir große Freude gemacht. Ich freue mich auch auf Graz, es ist natürlich toll, in zwei Häusern gleichzeitig etwas machen zu können. Zu viel Raum kann es für mich gar nicht geben.
Das große Format scheint für Ihre Malerei wie gemacht. Welche Rolle spielt es für Ihre Kunst?
Ich schätze es sehr, allerdings male ich diese großen Formate nicht tagtäglich. Man bringt sie einfach schwer wo unter. Die Ausstellung im Grazer Kunsthaus bietet erfreulicherweise die Gelegenheit, einige davon zu zeigen. Der Beleuchtung wird eine wichtige Funktion zukommen, sie soll meine Bilder in der doch relativ düsteren Situation im oberen Stockwerk zum Leuchten bringen. Es werden hier sehr viele Bilder zu sehen sein, man wird sich in einem Wald aus ihnen verirren können. Auch eine Installation meiner Lebensgefährtin Edelgard Gerngross wird zu sehen sein.
Inwieweit waren Sie in die Konzeptionierung der Ausstellungen in Graz eingebunden?
Beide Häuser waren offen dafür, die Ausstellungen mit mir gemeinsam zu entwickeln. Für das Künstlerhaus war einiges mit Video geplant, die Ausstellung musste dann aber coronabedingt verschoben werden – mir war dann das ursprüngliche Konzept zu fern und wir haben ein neues erarbeitet. Nun ist eine Ausstellung aus dem aktuellen Moment heraus entstanden. Es werden ganz neue Monotypien zu sehen sein und alte Tuscharbeiten aus den 90ern, die restauriert wurden. Das wird ein schönes Zusammenspiel auf zwei Ebenen werden. Für das Kunsthaus haben wir Bilder unterschiedlichster Schaffensperioden ausgewählt. Die Zusammenstellung der Bilder passierte relativ willkürlich, es handelt sich dabei um keinen klassischen Querschnitt der letzten Jahrzehnte, auch wenn das eine oder andere alte Bild dabei sein wird.
Beide Ausstellungen geben damit Einblicke in unterschiedliche Schaffensperioden. Wenn Sie selbst auf Ihre Arbeit zurückblicken, wie sehen Sie Ihre Malerei im Rückspiegel?
Mein Blick hat sich über die Jahrzehnte extrem verändert. Wie ich jünger war, war ich davon begeistert, was im Stream war, was andere Gleichaltrige so gemacht haben. Meine Bilder waren erdig, depressiv; sie wirken nahezu traurig im Vergleich zu neuen Werken. Heute richte ich mich überhaupt nicht mehr nach Strömungen. Auch die Bewertung der eigenen Kunst ist eine andere geworden. Über die Jahre sieht man doch eine Menge an Bildern, welche mit hohen Bewertungen und dann welche mit weniger hohen. Das Wissen prägt das Auge.
Wie sehr hat sich der Anspruch an die eigene Kunst verändert?
Ich habe als junger Wilder produziert, ohne auf den Sammler etwas zu geben. Heute ist mir das Material viel wichtiger geworden. Die Qualität der Leinwand, der Farbe, des Rahmens. Alles soll möglich perfekt sein. Mittlerweile lege ich auf solche Sachen einen fast schon zu hohen Wert.
Wie entstehen Ihre Bilder heute?
Ich liebe es, wenn die Dinge im Fluss sind, wenn ein Bild auf das andere folgt. Oft lege ich meine Arbeit als Serie an. Dazwischen aber liegen aber oft Strecken von Monaten, in denen ich am Überlegen bin. Einer Arbeit geht immer ein längerer gedanklicher Prozess voraus. Wie lege ich alles an? Wie wird das aussehen? Das Kunstwerk selbst entsteht dann oft relativ schnell. Manchmal aber auch nicht. Manchmal stimmt irgendetwas nicht, und ich kann es erst Jahre später zu Ende bringen.
Was über die Jahrzehnte in Ihrer Kunst unverändert geblieben ist, ist die Auseinandersetzung mit der Natur. Was hat zu diesem Nahverhältnis geführt?
Ich hatte immer schon eine starke Sehnsucht nach der Natur. Und das obwohl ich immer in der Stadt gelebt habe. Auch wenn ich nicht im Wald, am Berg oder am Meer bin, die Natur ist immer mit mir. Ich erlebe sie stets vor meinem inneren Auge, das beruhigt mich sehr. Sie hat mich auch schon immer sehr inspiriert. Lange Zeit habe ich Mineralien gesammelt. Diese ganzen Farben, die mir diese Steine liefern, haben mich inspiriert und ihre Farben spiegeln sich auch in meinen Bildern wider.
Sie sammeln auch Kunst und Nomadenteppiche, ebenfalls eine Inspirationsquelle für Ihre eigene Arbeit?
Bei den Nomadenteppichen trifft das ganz bestimmt zu. Die zeitgenössische Kunst, die ich kaufe, inspiriert mich jetzt weniger. Ich interessiere mich vor allem für junge Künstler. Das macht mir Spaß. Das passt am besten zu mir. Es ist eine tolle Beschäftigung, sich mit Kunst auseinanderzusetzen. Es macht mir von all meinen Sammlertätigkeiten am meisten Spaß.
Landschaftsmotive und einsame Berggipfel waren lange Zeit die prägenden Motive Ihrer Malerei. Was hat Sie daran so fasziniert?
Mir ging es bei meinen Landschaftsbildern immer mehr um Empfindungen, um kaum fassbare Emotionen. Als ich noch Student war, haben mich speziell ruhige Wasseroberflächen bei Teichen sehr beeindruckt, solche, die überhaupt nicht gekräuselt waren. Die Malerei und die einzelnen Motive standen da gar nicht so sehr im Mittelpunkt.
Mir Ihrem Werk setzen sich mittlerweile Kuratoren in Museen auf der ganzen Welt auseinander. Verlangt die Komplexität Ihrer Malerei die wissenschaftliche Auseinandersetzung, um sie fassen zu können?
Hinter meinen Bildern stehen keine Theorien. Ich würde auch keine Aufsätze darüber schreiben wollen. Man sieht das, was man sieht. Das ist auch mein Ziel: dass man sich gar keine Fragen beim Betrachten meiner Bilder zu stellen braucht, was man da eigentlich sehen soll.